Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Infektionen

Höheres Risiko für Rheumapatienten

Datum 08.10.2013  17:47 Uhr

Von Maria Pues, Mannheim /Patienten mit einer Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis haben ein erhöhtes Risiko, an einer schweren Infektionskrankheit zu erkranken – und das aus verschiedenen Gründen.

Aus drei Quellen gleichzeitig speist sich für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen deren erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten: aus der Grunderkrankung selbst, aus der immunsuppressiven Therapie und aus verschiedenen Komorbiditäten. Die Quellen sprudeln allerdings unterschiedlich stark. So gibt es Unterschiede auf die Risikosteigerung zwischen einzelnen rheumatischen Erkrankungen und auch zwischen verschiedenen Wirkstoffgruppen. Studien hierzu und einen Risikorechner erläuterte Professor Dr. Christian Kneitz, Rostock, auf dem 41. Kongress der Deutschen Rheumatologischen Gesellschaft. Dabei geht es um mehr als um einen banalen Schnupfen. Für diese Patientengruppen stellten Infektionskrankheiten die häufigste Todesursache dar, so Kneitz. Und: »Die Patienten wissen nicht gut Bescheid über ihr erhöhtes Infektionsrisiko«, mahnte er zu mehr Aufklärung.

Einfluss der Grunderkrankung

 

Die allgemeine Infektanfälligkeit von Patienten mit rheumatoider Arthritis sei gegenüber Gesunden um durchschnittlich rund 50 Prozent erhöht, erläuterte der Referent. Im Vordergrund stehen dabei Pneumonien, Harnwegsinfekte und Infektionen der Haut wie Erysipele. Insgesamt handle es sich zu 90 Prozent um bakterielle Infektionen. Das Infektionsrisiko erhöht sich dabei für verschiedene Erkrankungen in unterschiedlichem Ausmaß und auf unterschiedlichen Wegen (zur Risikoerhöhung durch virale Infektionen lesen Sie Rheumatische Erkrankungen: Impfen trotz oder wegen Rheuma?).

 

Eine spezielle Situation finde man bei Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE), deren Risiko noch höher ist als das von Patienten mit rheumatoider Arthritis, berichtete Kneitz. Bei ihnen kommt es zu einer eingeschränkten Funktion der phagozytierenden Zellen und zu einer Störung der zellulären Immunantwort. Ein Gen-Polymorphismus im TNF-238 Allel verursacht eine verminderte TNF-α-Wirkung infolgedessen sich unter anderem eine Lymphozytopenie, eine gestörte Immunglobulinproduktion und Defekte im Komplementsystem zeigen. Letztere führen zu einer ungenügenden Markierung eingedrungener Erreger als Fremdkörper (Opsonierung) und einer beeinträchtigten Elimination von Immunkomplexen. Auch bei SLE-Patienten sind es vor allem Pneumonien, Sepsis und Abszesse der Haut, aber auch Tuberkulose, die vermehrt auftreten.

 

Einfluss der Therapie

 

Unabhängig von der Grunderkrankung erhöht vor allem eine Therapie mit Corticosteroiden das Risiko für Infektionserkrankungen, führte Kneitz aus. Glucocoticoide hemmen verschiedene Interleukine und Mediatoren. Zudem beeinflussen sie unter anderem T- und B-Zellen, Makrophagen und neutrophile Granulozyten. Die Erhöhung erfolgt dosisabhängig. Bei Dosierungen bis zu 5 mg Prednisolon beträgt die korrigierte Prävalenzrate 1,32, für Dosierungen von 6 bis 10 mg bereits 1,94 und für Dosierungen von über 10 mg 2,98.

In niedrigen Dosierungen kommt ein weiterer Einflussfaktor zum Tragen, nämlich das Alter. So zeigte eine Studie aus dem vergangenen Jahr, dass bei älteren Patienten die regelmäßige Einnahme bereits geringer Corticoid-Dosen (in diesem Fall 5 mg Prednisolon) das Infektionsrisiko deutlich erhöht: nach drei Monaten um 30 Prozent, nach sechs Monaten um 46 Prozent und nach drei Jahren um 100 Prozent. Eine Risikosteigerung unter der Therapie mit TNF-Hemmern zeigte sich besonders bei speziellen Risikokonstellationen; eine überproportionale Erhöhung im Alter konnte bei ihnen aber nicht festgestellt werden. Eine Senkung des Infektionsrisikos zeigte sich hingegen unter der Therapie mit den Antimala­riamitteln Chloroquin und Hydroxychloroquin. Eine Studie zeigte außerdem, dass bei gleichzeitiger Gabe dieser Wirkstoffe SLE-Patienten deutlich besser auf eine H1N1-Impfung ansprachen.

 

Biologicals können bekanntermaßen eine latente Tuberkuloseerkrankung reaktivieren. Studien zufolge beträgt die Häufigkeit einer latenten Tuberkuloseerkrankung, die unter einer Biological-Therapie aktiviert werden kann, bei Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen etwa 8 Prozent. Eine Überprüfung muss daher obligat erfolgen, erinnerte Kneitz. Gegebenenfalls könne man dann der Biologika-Behandlung eine Tuberkulose-Therapie vorschalten. Aber auch vor der Einleitung anderer immunsuppressiver Therapien könne eine Überprüfung sinnvoll sein.

 

Zu einer Aktivierung einer Hepatitis-B-Erkrankung kann es durch die Gabe von Corticosteroiden kommen, führte Kneitz weiter aus. Hepatitis-B-Viren persistieren intrazellulär. In ihrem Genom besitzen sie ein sogenanntes Corticoid-resposives Element, über welches Corticosteroide die Virus-Replikation – mit der Folge teilweise dramatischer Hepatitis-B-Verläufe – wieder anschalten könnten.

 

Einfluss des Patienten

 

Zusammenhänge zwischen Therapie- und Patientenfaktoren untersuchte Dr. Anja Strangfeld, Deutsches Rheuma-Forschungszentrum. Sie untersuchte das Ein-Jahres-Risiko für schwerwiegende Infektionen, abhängig von der Art der Therapie und dem Patientenprofil (siehe Grafik). Dabei zeigte sich unter anderem, dass das anfangs teilweise moderate Risiko beim Vorliegen eines oder mehrerer Risikofaktoren erheblich ansteigen kann. Als wesentliche Risikofaktoren ermittelten die Wissenschaftler ein höheres Lebensalter, chronische Lungen- oder Nierenerkrankungen sowie schwere Infektionen in der Vorgeschichte. Aus der Studie heraus entwickelte Strangfeld einen Risikorechner, der Hinweise auf das individuelle Risiko von Patienten liefern kann. Er steht im Internet unter www.biologika-register.de zur Verfügung. /

  • Zur Übersicht Pharmazie...

 

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa