Neue Blickrichtungen |
11.10.2011 18:57 Uhr |
Dass es auf einer Messe viel zu sehen gibt, versteht sich von selbst. Dass man dabei auch eine neue Perspektive wagen oder einen neuen Blick auf sich selbst erhalten kann, nicht unbedingt. Doch auch das gab es.
Der junge Mann lebt gefährlich. Schräg hinter seinem Messestand legt eine junge Frau ein Gewehr an und zielt. Ihre Ohren stecken unter schweren Kopfhörern. Nein, Querschläger müsse er nicht befürchten, sagt er. Was man zunächst nicht sieht: aus dem Gewehr kommt keine Kugel, sondern Laserlicht. Es handelt sich um eines, wie die blinde Biathletin Verena Bentele es verwendet. Kimme und Korn fehlen. Der Kopfhörer schützt auch nicht die Ohren vor dem Knall, wie man meinen würde, sondern ist mit einer Zielvorrichtung verbunden. Je präziser man das Ziel anpeilt, umso schriller wird der Ton, den man über den Kopfhörer wahrnimmt, erklärt die Biathletin. Und Schuss. Fünf Mal durfte man es versuchen. Die meisten Schüsse gingen daneben. Es ist viel schwieriger, als es sich anhört. Dabei musste man den Messestand der ABDA in Halle 4 nicht einmal im Langlauf erreichen.
Außer Atem gelangte man ein paar Meter vom Schießstand entfernt. Hier konnte man an Handbikes ein ganz neues Fahrgefühl ausprobieren. Diese sehen einem Liegerad nicht unähnlich, müssen aber mit Armes Kraft angetrieben werde. Bei den hiesigen Modellen befindet sich am Fußende ein Bildschirm, der die gefahrene Strecke in einem Film anzeigt. Ein Computer simuliert eine Radtour durch den Schwarzwald. Was von außen betrachtet ganz leicht aussieht, kostet richtig Kraft. Die bis zu 13 Prozent Steigung gehen ganz schön auf die Arme. Zum Glück handelt es sich um eine Art Hometrainer. So entgeht man der Gefahr, mit dem ungewohnten Gefährt am Hang rückwärts zu kullern, weil einen die Kraft der Arme auf halber Höhe verlassen hat.
Aber es ging auch gemächlicher. Wer sich durch die Gänge treiben ließ, kam auch an Ständen vorbei, die auf ihre Weise zum Perspektivwechsel einladen: »Rückenschmerzen« stand über dem Stand von »Beste Collection« in Halle 4. Davor standen Sessel, die nicht nur dazu einluden, dem munteren Treiben mit entspannter Ruhe zuzusehen, statt sich im Getümmel mitziehen zu lassen. Eine Vorrichtung verpasste Messegeplagten auch eine wohltuende Rückenmassage. Manch skeptischer und gestresster Blick verwandelte sich dabei in einen ganz entspannten.
Der Blick des Künstlers mit spitzer Feder festgehalten: In Halle 3 am Stand der Firma Kreussler fertigte ein Karikaturist Portraitzeichnungen furchtloser Besucher an. Um sich diesen Blick gefallen zu lassen, benötigte man ein wenig Mut. Eine junge Frau traute sich und alle – außer ihr selbst – konnten beobachten, wie mit raschen und gezielten Strichen das Gesicht auf dem Papier entstand. Ob das Modell mit dem Ergebnis zufrieden sein wird? Schließlich kommt nicht jeder problemlos damit zurecht, wenn Bild und Selbstbild nicht so recht übereinstimmen wollen. Doch hier standen die Chancen für einen zufriedenen Blick gut. /