Apotheke einfach erklärt |
11.10.2011 18:57 Uhr |
Einen Tag vor der Eröffnung des Deutschen Apothekertags und der Expopharm 2011 haben vier Journalisten den diesjährigen Expopharm Medienpreis erhalten. Mehr als 200 Gäste aus den Medien, der Pharmazie und deren Marktpartnern waren im Düsseldorfer Capitol Theater bei der siebten Preisverleihung dabei.
Die Namen der Medien, in denen die eingereichten Wettbewerbsbeiträge erschienen sind, lesen sich erneut wie das »Who is Who« der deutschen Presselandschaft. Die Jury vergab in vier Kategorien Preise, die jeweils mit 5000 Euro dotiert waren.
»Apotheke und Politik«: Wie wirkt sich das AMNOG auf Apotheken aus?
In der Kategorie »Apotheke und Politik« gewann in diesem Jahr Karin Bensch den Expopharm Medienpreis. Den Beitrag »Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz: Was bedeutet es für Apotheker und Kunden?« strahlte der WDR am 9. Juli 2010 im WDR5-Morgenecho aus. Darin zeigt die Autorin, dass sie über zwei Grundvoraussetzungen verfügt, die für unabhängige Journalisten unabdingbar sind: Sensibilität und Objektivität. Sie wählt nämlich nicht die für dieses Thema übliche Form der politischen Berichterstattung, in der primär Politiker und Verbandsvertreter zu Wort kommen. Stattdessen zeigt sie am Beispiel einer alteingesessen Apotheke in Köln, wie sich das Gesetz konkret auf Apotheken und deren Kunden auswirkt. Dabei zeichnet sie ein realistisches Bild der Situation.
Die Preisträger des Expopharm-Medienpreises 2011 (von links): Maike Telgheder – Kategorie »Apotheke und Verbraucher«, Karin Bensch – Kategorie »Apotheke und Politik«, Anne Kleinknecht – Kategorie »Pharmazie und Forschung« und Heiko Lossie – Kategorie »Apotheke und Ökonomie«.
Benschs Beitrag verdeutlicht, dass Apotheken nicht nur die Abgabestelle für sichere Arzneimittel sind – inklusive einer umfassenden pharmazeutischen Beratung –, sondern auch Wirtschaftsbetriebe und Arbeitgeber. Vor allem aber sind sie angesichts des zunehmenden Ärztemangels unverzichtbare Einrichtungen des Gesundheitswesens.
»Apotheke und Ökonomie«: Apothekerberuf als Traumjob?
Der Preisträger des Expopharm Medienpreises 2011 in der Kategorie »Apotheke und Ökonomie« ist Heiko Lossie. Für den diesjährigen Wettbewerb hat der für die Deutsche Presseagentur (dpa) tätige Journalist insgesamt fünf Arbeiten eingereicht, die sich mit den Apothekern sowie ihrer Situation in Gesundheitswesen und Gesellschaft beschäftigen. Er wirft die Frage auf, ob der Apothekerberuf immer noch ein »Traumjob« ist, da die Auswirkungen der aktuellen Gesundheitspolitik ihn bereits beeinträchtigen. Lossie schildert, dass heute bereits viele Apothekenleiter kurz vor dem Ausscheiden aus dem Berufsleben stehen. Die »Rentenwelle« könnte zu erheblichen negativen Konsequenzen für die Gesundheitsversorgung in Deutschland führen, besonders in den Bundesländern, in denen die Apothekendichte gering ist. Es ist die detaillierte Kenntnis des Berufsfelds, die Lossies Beiträge von vielen anderen Berichten über Apotheker unterscheidet. Durch seine Arbeit hat er entscheidend dazu beigetragen, die Berichterstattung über Apotheker zu objektivieren.
»Apotheke und Verbraucher«: Risiken der Rabatte
In der Kategorie »Apotheke und Verbraucher« ging der diesjährige Expopharm Medienpreis an Maike Telgheder. Unter dem Titel »Zu Risiken und Rabatten fragen Sie Ihren Apotheker« schilderte die Autorin am 13. August 2010 im »Handelsblatt« das Problem der unterschiedlichen Rabattpraxis in den Niederlanden und in Deutschland, das bereits die höchsten deutschen Gerichte beschäftigte. Sie widersteht der Versuchung, freie Fahrt für Rabattaktionen (im vermeintlichen Sinne des Verbrauchers) zu fordern.
Telgheder betont den verbraucherschützenden Wert der Arzneimittelpreisverordnung. Sie stellt gleichzeitig klar, dass deutsche Apotheken keinen Wettbewerbsnachteil gegenüber Versandapotheken im europäischen Ausland erleiden dürfen. Im Gespräch mit Juristen, Apothekern und Wettbewerbszentralen beleuchtet sie alle Facetten dieses Problems. So gelingt es ihr, ein sowohl juristisch wie ökonomisch komplexes Thema im Spannungsfeld des zusammenwachsenden Europas so schlüssig aufzubereiten, dass ihre Leser sich abschließend ein eigenes Urteil bilden können.
»Pharmazie und Forschung«: Die Stiefkinder der Medizin
Anne Kleinknecht ist die Preisträgerin des Expopharm Medienpreises 2011 in der Kategorie »Pharmazie und Forschung«. Die Jury verlieh die Auszeichnung für das Feature »Die Stiefkinder der Medizin. Ungewöhnliche Krankheiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen«. Den Beitrag strahlte Bayern 2 erstmals in der Reihe »IQ Wissenschaft und Forschung« aus. Darin befasst sich die Autorin mit seltenen Krankheiten, die oft genetisch bedingt sind. Die meisten Betroffenen haben eine ärztliche Odyssee hinter sich, bevor und wenn sie überhaupt die richtige Diagnose erhalten.
Dennoch macht der Beitrag von Kleinknecht Hoffnung. Sie beschreibt das Engagement von Wissenschaftlern und kleinen, spezialisierten Unternehmen sowie vor allem die Bereitschaft der Patienten, an ungewöhnlichen Therapien mitzuwirken. Diese Eigeninitiative ist es, die Kleinknecht eindrucksvoll darstellt. Sie glaubt, dass die von seltenen Krankheiten betroffenen Patienten wichtige Informationen für die Versorgung aller Patienten liefern. Die Stiefkinder der Medizin könnten so schon bald zu Nutzbringern für das gesamte Gesundheitswesen werden.
Den Expopharm Medienpreis 2011 unterstützen die ARZ Haan AG, die Deutsche Apotheker- und Ärztebank, die Deutsche Krankenversicherung (DKV), der Govi-Verlag und die Messe Düsseldorf. /