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Depression und Familie

In guten wie in schlechten Zeiten

Datum 30.09.2014  12:16 Uhr

Von Annette Mende, Berlin / Wenn ein Mensch an einer Depression erkrankt, betrifft das den Ehepartner und andere enge Familienangehörige unmittelbar. Familiäre Bande können dabei sowohl eine Be- als auch eine Entlastung darstellen. Die besondere Rolle der Familie bei der Entstehung, Früherkennung und Behandlung der Depression war das Thema des Europäischen Depressionstags am 1. Oktober.

Einander beizustehen in guten wie in schlechten Zeiten: Dieses Versprechen geben sich Eheleute am Tag ihrer Hochzeit. Eine depressive Erkrankung eines der Partner fällt definitiv in letztere Kategorie. Freud- und Lustlosigkeit, niedergedrückt-traurige Stimmung, Antriebs- und Schlafstörung sowie Hoffnungslosigkeit bis hin zur Suizidalität machen den Umgang mit depressiven Patienten sehr schwierig. Gerade dann braucht der Betroffene aber die Unterstützung durch den Partner oder andere enge Vertraute.

 

»Familienangehörige spielen bei vielen Aspekten der Depression eine wichtige Rolle«, sagte Professor Dr. Detlef Dietrich von der Burghof Klinik in Rinteln bei einer Presseveranstaltung zum Europäischen Depressionstag in Berlin. »Das fängt damit an, dass sie einen Patienten überhaupt erst einmal dazu bewegen, zum Arzt zu gehen.« Von den geschätzten vier Millionen Menschen in Deutschland mit einer behandlungsbedürftigen Depres­sion werde derzeit weniger als die Hälfte überhaupt therapiert und von diesen könne wiederum höchstens die Hälfte als ausreichend behandelt gelten.

 

Erkrankung verstehen

 

Ist der erste Schritt getan und der Pa­tient hat sich in Behandlung begeben, können Familienmitglieder und enge Freunde viel dazu beitragen, ihn in seiner Behandlungstreue zu bestärken. Hinzu kommt die soziale und emotionale Unterstützung des Betroffenen, die diesem sehr gut tut. Eine Voraussetzung dafür ist, dass Angehörige die Erkrankung des Betroffenen verstehen und sein Verhalten richtig interpretieren. Umgekehrt können aber auch Konflikte, die häufig aus Unverständnis und Überforderung entstehen, seine Situation weiter verschlechtern.

 

»Die Familie kann den Patienten auf viele Weise unterstützen«, so Dietrich. So helfe es beispielsweise Betroffenen, die Schwierigkeiten mit der Strukturierung ihres Tagesablaufs hätten, wenn Angehörige sie dabei anleiten. Signalisieren von Verständnis für die Situation des Betroffenen sei wichtig, nach dem Motto »Ich kann nachempfinden oder zumindest versuchen zu verstehen, was da mit dir passiert.« Angehörige sollten zudem den Erkrankten so akzeptieren, wie er ist.

 

All das ist viel verlangt von einem Ehepartner oder anderen Verwandten, der sich ja zunächst einmal selbst mit der veränderten Situation und den eklatanten Verhaltensänderungen des Erkrankten arrangieren muss. Vielen hilft es da, sich mit anderen in ähnlichen Situationen auszutauschen. Gelegenheit dazu bietet die Deutsche Depressionshilfe: Sie unterhält zwei fachlich moderierte Online-Foren zum Erfahrungsaustausch für Erwachsene (www.diskussionsforum-depression.de) und für Jugendliche (www.fidelio.de). Wer lieber das persönliche Gespräch sucht, findet das unter der Telefonnummer 0800 3344533. Auf www.deutsche-depressionshilfe.de finden sich zudem Informationen rund um das Thema Depression sowie Klinikadressen (siehe Kasten).

 

Unter der Depression eines Menschen leidet in der Regel seine ganze Familie und häufig ganz besonders die Kinder. Darauf wies Professor Dr. Rainer Richter von der Universität Hamburg hin. Das fängt schon in frühester Kindheit an, nämlich bei der ersten Mutter-Kind-Interaktion.

 

»Als Erwachsener kommuniziert man mit einem Säugling verbal und nonverbal, ohne dass man das erlernen muss«, sagte Richter. »Man nimmt eine Distanz von etwa 40 bis 50 Zentimetern ein, redet mit dem Kind und reagiert auf Ausdrücke des Säuglings mit einer bestimmten Mimik.« Umgekehrt reagiere auch das Baby auf die Rückmeldung, die es auf eigenes Verhalten wie beispielsweise ein angeborenes Lächeln erhält – es entwickelt sich ein Dialog.

 

Gestörte Mutter-Kind- Interaktion

 

»Die Zeitabstimmung bewegt sich dabei im Millisekundenbereich und ist sehr störbar«, erklärte Richter. Wenn also eine Mutter den Bruchteil einer Sekunde zu spät auf das Lächeln ihres Kindes reagiere, nehme dieses die Reaktion nicht mehr als Antwort auf seine eigenen mimischen Ausdrücke wahr. 

Bei depressiven Müttern sei diese zeitliche Feinabstimmung gestört. Dieser Defekt wirke sich nachweislich negativ auf die emotionale Reifung und Entwicklung von Kindern aus. »Um dem vorzubeugen, werden in vielen psychiatrischen Einrichtungen die Kinder depressiver Mütter mitbehandelt«, so der Psychologe. 

 

Ältere Kinder mit einem depressiven Elternteil hätten Angst vor der Erkrankung, einer Trennung oder gar dem Tod der Mutter oder des Vaters. Sie litten unter Schuldgefühlen, redeten aber nicht darüber, sondern zögen sich zunehmend zurück. »Ihr Verhalten ist auffällig normal«, sagte Richter. »Da müssen wir frühzeitig intervenieren, auch wenn die Kinder selbst noch nicht psychisch auffällig geworden sind.«

 

Häufig finde auch eine sogenannte Rollenumkehr oder auch Parentifizierung statt. Das bedeutet, dass Kinder die Aufgaben des erkrankten Elternteils übernehmen und beispielsweise für ihre jüngeren Geschwister sorgen. Diese Kinder seien sehr beeindruckend und würden auch in der Verwandtschaft allgemein bewundert. »In Wirklichkeit sind sie aber selbst hilfsbedürftig und brauchen Unterstützung, um die enormen Belastungen zu bewältigen«, sagte Richter. Vertrauenspersonen außerhalb der Familie, etwa Lehrer, seien in dieser Situation häufig enorm wichtig. /

Hilfe für Betroffene und Angehörige

  • Online-Foren: www.diskussions forum-depression.de für Erwachsene und www.fidelio.de für Jugendliche
  • Info-Telefon: 0800 3344533 (montags, dienstags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr sowie mittwochs und freitags von 8:30 bis 12:30 Uhr)
  • Weiterführende Informationen und Adressen auf www.deutsche-depressionshilfe.de
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