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Elektronische Gesundheitskarte

Der Startschuss ist gefallen

04.10.2011  17:51 Uhr

Von Stephanie Schersch, Berlin / In diesen Tagen erhalten die ersten Versicherten eine elektronische Gesundheitskarte. Zunächst kann das Dokument kaum mehr als der alte Kassen- Ausweis. Doch das soll sich bald ändern.

Nach jahrelangem Streit und technischen Problemen kommt das Projekt elektronische Gesundheitskarte (EGK) nun endlich ins Rollen. Seit Anfang Oktober werden die ersten Karten verschickt, bis Ende des Jahres sollen rund 10 Prozent der insgesamt 70 Millionen gesetzlich Versicherten den neuen Ausweis erhalten. Die Aussendung der Karte sei »ein erster Schritt zur Optimierung der medizinischen Versorgung«, sagte die Chefin des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, in Berlin.

Zunächst kann das neue Dokument allerdings kaum mehr als die alte Versichertenkarte. Gespeichert werden, wie bislang auch, die Verwaltungsdaten, etwa Name, Anschrift und Geburtsdatum. Einzige Neuerung ist ein Foto des Versicherten, das den Missbrauch ausgedienter und fremder Karten verhindern soll. Auf die Rückseite der EGK wird der europäische Versichertenausweis aufgedruckt, mit dem der Patient in allen 27 EU-Staaten sowie in Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz zum Arzt gehen kann.

 

Weitere Funktionen der elektronischen Gesundheitskarte sind noch Zukunftsmusik. Die neue Karte ist mit einem Mikroprozessor ausgestattet, einer Art Minifestplatte. Dort könnten einmal Informationen zu Krankengeschichte und Arzneimitteltherapie eines Patienten sowie Laborbefunde oder Röntgenbilder gespeichert werden, vorausgesetzt, der Versicherte stimmt zu.

 

Befunde schnell übermitteln

 

Auf diese Weise können Befunde einfach und vor allem schnell von Arzt zu Arzt übermittelt werden. Heute werden solche Dokumente häufig auf dem Papier weitergereicht oder aber gar nicht übermittelt. Die Folge sind unnötige Doppeluntersuchungen. Das soll künftig verhindert werden, sagte der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Carl-Heinz Müller.

 

Auf Wunsch kann der Patient auch Daten für den Notfall speichern lassen. Ein Rettungsarzt hätte dann schnell Zugriff auf Informationen zu Arz­neimittelunverträglichkeiten, Allergien oder chronischen Erkrankungen. Langfristig könnten auch Patientenverfügung und Organspendeerklärung auf der Karte hinterlegt werden. Geplant ist außerdem ein elektronisches Rezept, das der Apotheker dann über ein Kartenterminal auslesen könnte.

 

Wann die Karte für diese Aufgaben gerüstet sein wird, ist unklar. Diese »Vision« werde wohl erst in rund fünf Jahren Wirklichkeit, schätzt Müller. Die Krankenkassen wollen sich auf kein Datum festlegen. Derzeit werden rund 137 000 Arztpraxen, 16 000 Psychotherapeuten, 54 000 Zahnärzte und circa 2100 Krankenhäuser mit Lesegeräten für die elektronische Gesundheitskarte ausgestattet. Bis Ende des Jahres sollen laut KBV alle Terminals installiert sein. Bis dahin werden Patienten, die bereits die neue Karte haben, auch in Praxen ohne Lesegerät regulär behandelt. Der Arzt muss die Daten dann notfalls auf Papier festhalten.

 

Die Kosten für Gesundheitskarten und Lesegeräte liegen bei rund 300  Millionen Euro. Kassenchefin Pfeiffer lobte den neuen Ausweis als lernfähig und intelligent. In der Zukunft werde es Anwendungen geben, »die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können«, so Pfeiffer. Die sensiblen Daten auf der Karte und in den Rechenzentren sind nach Einschätzung von Bernd Kowalski vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik sicher. Es sei ausgeschlossen, dass Unbefugte Zugriff auf Patientendaten bekommen.

 

Die Informationen werden verschlüsselt. Nur wenn der Patient die Karte und der Arzt seinen Heilberufsausweis in das Terminal in der Arztpraxis schieben und beide eine PIN eingeben, können die Daten gelesen werden. Ausgenommen von diesem Prinzip sind die Notfalldaten, damit Ärzte auf diese Informationen im Ernstfall ohne Mithilfe des Patienten zugreifen können.

 

Ursprünglich sollte die elektronische Gesundheitskarte bereits 2006 eingeführt werden. Der Starttermin wurde jedoch immer wieder verschoben, unter anderem aufgrund von Sicherheitsbedenken.

 

Linke rufen zum Boykott auf

 

Die Partei Die Linke hat indes zum Boykott der neuen Versichertenkarte aufgerufen. »Ich rate allen Betroffenen, kein Foto für die elektronische Gesundheitskarte zu liefern«, sagt die stellvertretende Vorsitzende im Gesundheitsausschuss, Kathrin Vogler. »Vielleicht könnte eine solche Abstimmung mit den Füßen das Milliardenprojekt noch ausbremsen.« Der Nutzen der Karte sei ungewiss, die Risiken groß und die Kosten unabsehbar, kritisierte Vogler. / 

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