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Kinder in Deutschland sind gesund

29.09.2006  09:43 Uhr

<typohead type="3">Kinder in Deutschland sind gesund

Von Ariane Wohlfarth

 

Um die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in Deutschland ist es gut bestellt. Nur Kinder aus sozial schwachen Familien haben ein relativ hohes Risiko für Gesundheitsstörungen. Dies ergab die große, europaweit einzigartige Studie zur Kinder- und Jugendgesundheit KiGGS des Robert-Koch-Instituts.

 

95 Prozent der befragten Kinder geht es nach eigenen Angaben gut. Das ist das erste positive Zwischenergebnis der »Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland« (KiGGS), die das Robert-Koch-Institut im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums durchführte. Die Daten präsentierte die Studienleiterin Dr. Bärbel-Maria Kurth vergangene Woche in Berlin. Mit der Untersuchung befindet sich »Deutschland an der Spitze«, sagte Staatssekretärin Marion Caspers-Merk, denn die umfassende Studie zur gesundheitlichen Situation von Heranwachsenden ist in Europa bisher einzigartig.

 

Insgesamt 17.641 Kinder im Alter von 0 bis 17 Jahren, die entsprechend der Bevölkerungsdichte per Zufallsprinzip ausgewählt worden waren, nahmen teil. Unter anderem hüpften sie, strampelten auf dem Fahrrad, balancierten, machten Sehtests, gaben ihre Lieblingsessen preis und ließen sich Blut abnehmen, messen und abhorchen ­ alles für die Statistik. Vier mobile Teams mit Kinderärzten und Krankenschwestern waren dazu von Mai 2003 bis Mai 2006 unterwegs. Die Eltern beantworteten Fragebögen zu durchgemachten Krankheiten, eingenommenen Arzneimitteln, Impfungen, Gesundheitsverhalten und Unfällen. Ab elf Jahren durften die Kinder einen eigenen Bogen ausfüllen und über ihre Befindlichkeit, Lebensbedingungen, Lebensqualität und ihr soziales Netz Auskunft geben. Ein Teil von ihnen nahm außerdem an einem der anschließenden Module, die sich ausführlicher mit der Motorik, den Umweltbedingungen und der psychischen Gesundheit beschäftigten, teil. Aus dieser Fülle von Daten lässt sich nun der Status quo der Kinder- und Jugendgesundheit am Anfang des 21. Jahrhunderts bestimmen.

 

Neben den allgemein positiven Ergebnis zeigten sich auch einige negative Erkenntnisse: So lebt die Hälfte der Kinder in Deutschland in einem Raucherhaushalt. Außerdem leiden vor allem Kinder aus unteren sozialen Schichten überproportional oft unter Adipositas, Essstörungen und psychischen Problemen. »Diese Schicht hat alle Nachteile auf einmal«, so Kurth. Dies müsse nicht sein: »Deutschland ist ein reiches Land und muss sich solche armen Kinder nicht leisten.«

 

15 Prozent der Kinder in der Untersuchung waren übergewichtig. Hochgerechnet auf ganz Deutschland sind das 1,9 Millionen Kinder, von denen mehr als ein Drittel sogar als adipös einzustufen ist. Interessant ist, dass erst mit dem Grundschulalter das Gewicht übermäßig steigt und es bei Übergewicht keinen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen gibt. Der Nachwuchs aus Familien mit geringem Sozialstatus, aus Migrantenfamilien oder mit einer bereits übergewichtigen Mutter ist übermäßig stark betroffen. Da es für Kinder im Gegensatz zu Erwachsenen weder einen konkreten Body-Mass-Index für Normal- noch für Übergewicht gibt, wurden die Grenzen hier mithilfe von Perzentilen bestimmt. Im Vergleich mit einer zehn Jahre alten Studie war festzustellen, dass auch die normalgewichtigen Kinder von heute generell schwerer sind als früher.

 

Ein weiteres Thema der Untersuchung waren Essstörungen. In der Studie verwendeten die Mediziner den in Großbritannien entwickelten SCOFF-Test, der mit fünf einfachen Fragen zum Essverhalten eine Anfälligkeit für Essstörungen aufdeckt. Außerdem sollten die Kinder ihre eigene Figur einschätzen und ihre Zufriedenheit mit ihrem Körper angeben. Daraus ergab sich folgendes Bild: 21,9 Prozent der Kinder zeigten Auffälligkeiten. Diese seien allerdings nicht mit Diagnosen gleichzusetzen, betonte Kurth. Mädchen sind prozentual stärker betroffen als Jungen, vor allem mit zunehmendem Alter. Bei Jungen nehmen die Auffälligkeiten dagegen mit steigendem Alter ab.

 

Unter Allergien leiden 16,7 Prozent aller Kinder. Hier haben entgegen dem sonstigen Trend die Kinder aus der Mittel- und Oberschicht die Nase vor Kindern aus sozial schwächeren Familien. Das bestätigt möglicherweise die »Gewächshaustheorie«, nach der zu wenig Kontakt mit immunstimulierenden Antigenen in den ersten drei Lebensjahren Allergien begünstigt. Echte Überraschungen gab es keine. Erstaunt war Caspers-Merk nur über die Spielwut der Kinder: 72 Prozent spielen täglich im Freien.

 

Wertvolle, umfassende Daten

 

Verlässliche, bundesweit repräsentative Daten zur Kinder- und Jugendgesundheit fehlten bisher. Stattdessen musste man sich auf punktuelle Studien, Ergebnisse von Routineuntersuchungen oder einzelner Statistiken verlassen. Auch häuften sich zum Teil übertriebene Behauptungen zu dramatischen Entwicklungen und Fehlurteile. Damit ergab sich die Notwendigkeit einer umfassenden Studie. 1998 beauftragte das Bundesgesundheitsministerium das RKI mit der Konzeption und Durchführung. 2001 begann das einjährige Pilotprojekt, im Mai 2003 dann schließlich die bundesweite, von der Ethikkommission und dem Datenschutzbeauftragten genehmigte und einer laufenden Qualitätskontrolle unterliegenden Studie. »Das war auch teuer«, sagte Caspers-Merk. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 12 bis 13 Millionen Euro. Eine sinnvolle Investition, denn nach intensiver Auswertung der Daten können nun Präventionsmaßnahmen ins Leben gerufen werden, die an den richtigen Stellen greifen.

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