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Welt-Hepatitis-Tag

Die Leber leidet stumm

02.10.2006  11:11 Uhr

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Von Christiane Berg

 

Die Zahl der hepatozellulären Karzinome (HCC) ist in den vergangenen Jahren dramatisch angestiegen. Darauf wies die Deutsche Leberhilfe anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 1. Oktober hin. Die Hauptursache der Karzinome sind chronische Hepatitiden, die häufig unerkannt bleiben.

 

»Jährlich treten weltweit etwa 560.000 HCC-Fälle auf. Allein in Deutschland kommt es pro Jahr zu mehr als 5300 HCC-Neuerkrankungen. Die Zahl der hepatozellulären Karzinome hat sich seit dreißig Jahren verdoppelt«, sagte Professor Dr. Michael Manns von der Universität Hannover auf einer Presseveranstaltung der Deutschen Leberhilfe in Hamburg. Primäre Karzinome der Leber gehören zu den zehn häufigsten Todesursachen beim Mann. Daher sei ein verstärktes Engagement in der Früherkennung und Prävention der Erkrankung wichtig, erklärte Manns.

 

Dem HCC als primärem Leberkarzinom geht in den meisten Fällen eine chronische Lebererkrankung mit Zirrhose voraus, betonte Manns. Mehr als die Hälfte aller hepatozellulären Karzinome entstehe infolge einer chronischen Infektion mit Hepatitis-B- oder -C-Viren, so der Hepatologe. Als weitere Risikofaktoren nannte er übermäßigen Alkoholkonsum, Intoxikationen mit Aflatoxinen, Hämochromatose (eine häufige erbliche Stoffwechselstörung), Übergewicht und Diabetes mellitus. Von einer chronischen Hepatitis B oder C seien nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts in Deutschland mehr als eine Million Menschen betroffen. Bei 70 bis 80 Prozent bleibe die Erkrankung unerkannt. Nur weniger als 10 Prozent werden therapiert.

 

»Die Leber leidet stumm«, sagte der Referent. Ein Großteil der Menschen mit chronischen Hepatitis-B- oder -C-Infektionen zeige keine Symptome. Lediglich ein geringer Prozentsatz klage über unspezifische Krankheitszeichen wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Druckgefühl im rechten Oberbauch, Übelkeit, Gewichtsverlust oder Anorexie. Bis in fortgeschrittene Stadien bereite auch das hepatozelluläre Karzinom keine Beschwerden. Daher bleibe selbst dieses häufig unerkannt.

 

Verlässliche Diagnoseparameter

 

Ein hepatozelluläres Karzinom kann jeden treffen. Lebererkrankungen sind in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet und kein Phänomen von Randgruppen, unterstrich Professor Dr. Claus Niederau vom St.-Josef-Hospital in Oberhausen. Doch bei spezifischen Risikofaktoren wie HBV/HCV-positiven Sexualpartnern, Konsum intravenöser Drogen, Nadelstichverletzungen im medizinischen Bereich, HBV/HCV-positiven Müttern, unzureichender Hygiene bei Tätowierungen/Piercings oder ein Migrationshintergrund zum Beispiel aus der ehemaligen UdSSR (Hepatitis B und C) beziehungsweise Transfusion von Blutspenden oder Blutprodukten vor 1991 (Hepatitis C) sei generell besondere Vorsicht und Aufmerksamkeit bei geringsten Warnsignalen des Körpers geboten.

 

Die frühe Diagnose einer chronischen Hepatitis B oder C sei besonders bedeutend, weil sie Vorläufer einer Zirrhose und eines Leberzellkarzinoms sein kann, betonte Niederau. Hierfür eigne sich besonders die verlässliche Bestimmung von Hepatitis-C-Virus-Antikörpern und HBsAg (Hepatitis-B-surface-Antigen). Bereits minimal erhöhte Werte der Transaminasen (GPT/GOT) sollten daher ernst genommen und ihre Ursache differenzialdiagnostisch abgeklärt werden.

 

Patienten mit einer chronischen Hepatitis-B- oder -C-Infektion profitieren von einer Änderung der Lebensweise wie dem Verzicht auf Alkohol- und Nikotinkonsum, ausreichend Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung. Außerdem schützt eine Postexpositionsprophylaxe (Hepatitis B) beziehungsweise eine Impfung gegen weitere Virushepatitis-Formen vor oftmals besonders schwer verlaufenden Koinfektionen. Gegen Hepatitis A und B steht ein Impfstoff nicht zur Verfügung, gegen Hepatitis C existiert keine Vakzine. Das Risiko der Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms lasse sich effektiv durch eine medikamentöse Therapie mit den Nukleotid-/Nukleosidanaloga Lamivudin und Adefovir sowie pegyliertem Interferon-alpha bei Hepatitis B beziehungsweise Peg-Interferon-alpha plus Ribavirin bei Hepatitis C minimieren.

 

Effektiv vorbeugen

 

Gesunde können dem Leberzellkarzinom vorbeugen, indem sie nicht nur Vorsicht bei Kontakt mit fremden Blut oder Drogen walten, sondern sich gegen Hepatitis A und B gerade vor Fernreisen impfen lassen. Aktuelle Studien zeigen, dass die Hepatitis-B-Impfung die Rate der HCC Neuerkrankungen signifikant senkt, sagte der Referent.

 

Zur Diagnostik des hepatozellulären Karzinoms kommen die Bestimmung des Alpha-Fetoprotein-Werts (AFP), Ultraschalluntersuchungen der Leber, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) sowie gegebenenfalls die Biopsie zum Einsatz. Bei der Punktion sei das Risiko der Streuung von Tumorzellen zu berücksichtigen, sagte Niederau. Zur HCC-Vorsorge seien bei Alkoholzirrhose sowie bei chronischer Hepatitis B oder C mit langem Verlauf halbjährliche Ultraschalluntersuchungen und AFP-Tumormarker-Bestimmungen erforderlich.

 

Als Therapieoptionen beim HCC nannte Niederau neben Leberresektion und Transplantation die regionale, also gezielte Applikation von Hitze, Kälte, Alkohol oder Zytostatika. Die Ergebnisse der systemischen Chemotherapie haben sich als unbefriedigend erwiesen. Das hepatozelluläre Karzinom sei schwer zu behandeln. Die HCC-Therapie sei von unbefriedigenden Ergebnissen und einem hohem Rückfallrisiko geprägt.

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