»Wir wollen die wohnortnahe Apotheke« |
23.09.2014 11:31 Uhr |
Von Brigitte M. Gensthaler / Viele lobende Worte für die tägliche Leistung der Apotheker brachte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zur Eröffnung des Deutschen Apothekertags mit. »Sie sind Garant für hohe Qualität der Arzneimittelversorgung.« Als Anhänger der freien Berufe bekenne er sich ausdrücklich zur inhabergeführten Apotheke.
Für die Apotheke vor Ort wolle er sich auch künftig einsetzen: »Da haben Sie mich ganz sicher auf Ihrer Seite.« In den letzten Jahren habe die Politik verschiedene Maßnahmen zugunsten der Apotheker getroffen, erinnerte Gröhe an die Erhöhung des Fixzuschlags und die Nacht- und Notdienstpauschale. Als Vater von vier Kindern wisse er den Notdienst zu schätzen. Mit der Pauschale wolle die Politik die Apotheker stärken. Gröhe sagte zu, kontinuierlich zu prüfen, ob die Höhe der Pauschale auch den künftigen Anforderungen genüge. Ebenso werde er gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftsministerium genau beobachten, ob Anpassungen des Fixzuschlags nötig sind. »Dazu brauchen wir von Ihnen belastbare Daten über Kosten.«
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU)
Foto: PZ/Müller
Ausdrücklich bekannte sich Gröhe in München zur Freiberuflichkeit und zur Selbstverwaltung. Dennoch nehme er den Vorschlag der Apotheker und der Krankenkassen zur gesetzlichen Festschreibung des Kassenabschlags auf 1,77 Euro ernst. Auch über eine Erhöhung der BtM- und Rezepturgebühren wolle er demnächst mit den Bundestagsfraktionen und dem Wirtschaftsministerium diskutieren. Konkrete Zusagen machte der Minister nicht. Es gehe darum zu klären, welche Themen vorrangig zu behandeln sind.
Kein Stadt-Land-Gefälle
Die »sehr gute medizinische Versorgung und das leistungsfähige Gesundheitswesen« in Deutschland müssen erhalten bleiben, forderte Gröhe. Dies sei gerade auch angesichts der wachsenden Zahl von älteren und dementen Menschen sowie des Stadt-Land-Gefälles bedeutend. Die Menschen bräuchten den Ratgeber in der wohnortnahen Apotheke. »Wir wollen die Apotheke vor Ort.« Der Versandhandel mit Arzneimitteln habe nur eine ergänzende Funktion und sei keine ernstzunehmende Konkurrenz. »Der Versand kann und darf die wohnortnahe Versorgung durch die Apotheke nicht ersetzen.«
Verbesserungsbedarf sah Gröhe bei der Versorgung von Patienten nach einem Krankenhausaufenthalt, wobei »die Menschen ihre Medikamente weiterhin aus der öffentlichen Apotheke bekommen sollen«, sagte der Minister unter Beifall.
Um die Rolle des Apothekers beim Medikationsmanagement zu stärken, müsse bekannt sein, welche Arzneimittel ein Patient einnimmt. Das Bundesgesundheitsministerium wolle einen einheitlichen Medikationsplan einführen, der die Selbstmedikation einbeziehen muss. Dieser soll auch auf der elektronischen Gesundheitskarte abgespeichert werden.
Intensive Zusammenarbeit
Ein Anliegen ist dem Minister die Förderung der Informationstechnologie. Computergestützte Verordnungssysteme im Krankenhaus könnten zur Fehlervermeidung beitragen und die Arzneitherapie nachweislich verbessern. Davon solle die ambulante Versorgung künftig noch stärker profitieren, sagte Gröhe mit Hinweis auf das geplante E-Health-Gesetz. Sein Ministerium werde noch 2014 einen Entwurf vorlegen.
Bei der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens setzt Gröhe auch auf die Apotheker: Die intensive Zusammenarbeit des Berufsstands und der Gesundheitspolitik sei auch künftig sehr wichtig, schloss der Minister unter Beifall. /
Eine gute Gelegenheit
Zum ersten Mal sprach Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) direkt zu den Apothekern. Es sei eine gute Gelegenheit, die Anliegen der Apotheker besser kennenzulernen. Gröhe nutzte seinen Auftritt, um sein Wohlwollen und Verständnis für ihre Forderungen zum Ausdruck zu bringen. Und seine Unterstützung. Der Minister schätzt die apothekerliche Leistung. Und ihm scheinen die dringlichsten Probleme der Apotheker bewusst zu sein. Für die Apotheke vor Ort will er sich mit aller Kraft einsetzen, eine möglicherweise notwendige Erhöhung des Fixzuschlags regelmäßig überprüfen. Auch den Vorschlag der Selbstverwaltung zur Festschreibung des Kassenabschlags auf 1,77 Euro nimmt er ernst. Über eine bessere Vergütung von Rezepturen will er ebenfalls mit Bundestagsfraktion und Wirtschaftsministerium diskutieren. Die Politik wolle nun erörtern, welche Anliegen vorrangig sind, um eine gute Versorgung der Patienten auch künftig im Zuge des demografischen Wandels sicherstellen zu können. Gröhe zeigt sich offen, aber er verspricht nichts. Er freue sich auf eine intensive Zusammenarbeit, so Gröhe. Für die Apotheker bedeutet dies eine gute Gelegenheit, ihre Anliegen weiterhin in der politischen Diskussion zu halten. Für ihr Engagement und ihre Arbeit im Bereich Arzneimitteltherapiesicherheit hat sich Gröhe jedenfalls schon bei den Apothekern bedankt. Das Bundesministerium will nun einen einheitlichen bundesweiten Medikationsplan einführen.
Ev Tebroke
Redakteurin Politik & Wirtschaft