Pharmazeutische Zeitung online

Heißer Herbst

26.09.2006  11:43 Uhr

Heißer Herbst

Der Deutsche Apothekertag 2006 wird in die Geschichte eingehen. Nicht als Apothekertag der inneren Proteste, was aufgrund der Leserbriefe der letzten Wochen hätte erwartet werden können, sondern als Apothekertag der sachlichen Diskussion und des geballten Protestes gegen die derzeitige Gesundheitspolitik.

 

Der diesjährige Apothekertag war der dreißigste, an dem ich teilgenommen habe. Ich kann mich an keinen anderen erinnern, auf dem Vertreter so vieler Verbände die Regierung so vehement kritisiert und eine andere Gesundheitspolitik gefordert haben.

 

Dieser geballte Protest ist schon in der Berliner Erklärung zum Ausdruck gekommen, die von zwölf Verbänden, unter anderen der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, unterzeichnet und in großen Tageszeitungen als Anzeige geschaltet wurde.

 

Die Beweggründe, die die verschiedenen Verbände zu dem einzigartigen Protest bewegt haben, sind unterschiedlich. Man ist sich nur in dem Ziel einig, die Vielfalt und die Freiheit im Gesundheitswesen zu erhalten. Der Wettbewerb soll ausgebaut und der Einfluss des Staates auf die Organisation des notwendigen Ordnungsrahmens beschränkt werden. Zuteilungsmedizin, Versorgungsengpässe und Qualitätseinbrüche sollen vermieden werden.

 

Was die große Koalition will, konnten die Teilnehmer des Deutschen Apothekertages in München nicht erfahren, weil die politisch Verantwortlichen sich dem Dialog entzogen und in Berlin ihre Meinungsverschiedenheiten pflegten. Aus dem PZ-Interview mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt war wenigstens zu erfahren, was das Ministerium will (PZ 38/06). Aber das stimmt nicht mit den Vorstellungen der bayerischen Staatsministerin Christa Stewens überein, die in dem Arbeitsentwurf nicht die durch die Arbeitsgruppe formulierten Eckpunkte umgesetzt sieht.

 

In der Tat, in München war keiner, der die geplante Gesundheitsreform verteidigte. Die Regierung sollte deshalb über einen Neuanfang nachdenken, zumal auch über 80 Prozent der Menschen in Deutschland diese Reform ablehnen.

 

Für die Apothekerschaft gilt nach wie vor, mit den richtigen Freunden Kooperationen zu suchen, denn Ablehnung der Reform heißt noch lange nicht, Freund der Apotheker zu sein. Zu sehr wird die gemeinsame Ablehnung durch Partikularinteressen bestimmt. Auch dies wurde auf dem Apothekertag deutlich. Ob zum Beispiel die pharmazeutische Industrie den Apothekerinnen und Apothekern bei der Einsparung von 500 Millionen Euro helfen wird, muss stark bezweifelt werden. Dass Krankenkassen nach dem gemeinsamen Protest jetzt davon abrücken werden, Verträge mit ausländischen Versandhändlern zu schließen, oder dass Krankenhäuser ihr mögliches Engagement für Arzneimittelversorgung im ambulanten Bereich vergessen, ist ebenfalls unwahrscheinlich.

 

Die Apothekerschaft muss mit Kompetenz und Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung überzeugen, um auch in der Zukunft eine wesentliche Rolle im Gesundheitswesen zu spielen. In den beiden Arbeitskreisen wurden dazu deutliche Zeichen gesetzt.

 

Es bleibt abzuwarten, wie Berlin auf den geballten Protest reagiert, ob die Koalition die Krise überstehen und ob aufgrund der Sparzwänge ein separates Gesetz für den Arzneimittelbereich eingebracht wird. Ein heißer Herbst steht auf jeden Fall bevor.

 

Professor Dr. Hartmut Morck

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