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Verhaltensforschung

Rodelnde Raben und betrübte Bonobos

20.09.2017  10:30 Uhr

Von Jennifer Evans, Berlin / Tiere können lieben und trauern, haben Humor und Selbstbewusstsein. Manche sprechen sogar Dialekt. Bei seinem Vortrag in der Berliner Urania präsentierte der Biologe Dr. Karsten Brensing eine Welt, die der menschlichen unglaublich ähnelt.

»Was sich im Kopf von Tieren abspielt, ist gar nicht mehr so rätselhaft«, sagte Meeresbiologe und Verhaltensforscher Brensing. Die Wissenschaft habe heute viele neue Erkenntnisse aus der Welt der Tiere. Zum Beispiel wisse man, dass Ratten auf Futter verzichten, wenn sie zeitgleich einen Artgenossen in der Falle sitzen sehen. »Eine Ratte befreit zunächst den Freund, um dann mit ihm gemeinsam das Essen zu teilen. Sie verzichtet also auf die Belohnung, weil sie eine Vorstellung vom Leid des anderen Lebewesens hat«, so der Forscher. Die geretteten Ratten bedankten sich für solch gute Taten gern mit Kuscheln bei ihresgleichen.

Auffällig in Sachen Zuneigung ist auch die nordamerikanische Präriewühlmaus. »Sie lebt aufgrund ihrer großen Ausschüttung des Hormons Oxytocin völlig monogam«, so Brensing weiter. Das funktioniere allerdings nur, solange das Hormon nicht gehemmt werde. Genau das haben Wissenschaftler getan und dabei feststellt, dass die Maus plötzlich ausgesprochen untreu wurde. Bei Fischen heißt das entsprechende Treuehormon Isotocin und ist besonders bei Buntbarschen ausgeprägt. »Das bedeutet, dass mit den Fischen die Fähigkeit zu lieben praktisch 500 Millionen Jahre zurückgeht.«

 

Was nie aufhört, ist das Spiel der Tiere. So rodeln Raben gern verschneite Dächer hinunter, Schwäne surfen im Meer und Vögel trällern munter weiter, obwohl sie mit ihrem Gesang längst ein Weibchen angelockt haben. »Das ergibt biologisch gesehen keinen Sinn. Es geht den Tieren allein darum, das Belohnungssystem im Gehirn anzusteuern. Bei Spaß wird viel Dopamin freigesetzt und Freude empfunden«, erklärt der Biologe das Phänomen. Andere Experimente hätten gezeigt, dass freilebende Nagetiere, die ein Laufrad angeboten bekommen, darin genauso viel Zeit verbringen, wie ihre Kollegen im Käfig. Auch Frösche und Schnecken nutzten in der Natur solche Fitnessangebote.

 

Ob ein Tier auch Selbstbewusstsein besitzt, testeten Forscher mithilfe eines Spiegels. Während Fische gegen ihr Spiegelbild kämpfen, »flirten« Wellensittiche mit ihrem gespiegelten Gegenüber und fühlen sich damit weniger allein. Schweine haben sogar das Konzept der Spiegelung verstanden. »Sehen sie Futter im Spiegel, drehen sie sich um, weil sie wissen, dass es woanders liegt«, so der Verhaltensforscher.

 

Können Tiere Trauer empfinden? Wenn beispielsweise Schimpansen ein Junges verloren haben, zelebrieren sie einen regelrechten Totenkult. »Sie befreien das Fell des Leichnams von Dreck und Läusen und mumifizieren den Körper«, sagte Brensing. Zur Beerdigung eines Elefanten rückten Artgenossen sogar aus vielen Kilometern Entfernung an. Delfine trennten sich oft wochenlang nicht von ihrem toten Kalb. Speziell sie, aber auch Orcas stellten sich in Experimenten zudem als besonders sprachbegabt heraus. Delfine können nicht nur die menschliche Gebärdensprache erlernen, sondern auch die entsprechende Grammatik begreifen, während der Schwertwal den »Dialekt« der Mutter erlernt, um sich von Artgenossen abzugrenzen.

 

Die Erkenntnisse aus seinen Forschungen und Recherchen haben Wissenschaftler Brensing dazu bewogen, die Individual Rights Initiative (IRI) mitzugründen, die sich für mehr Rechte der Tiere einsetzt. /

Buchtipp

Karsten Brensing: Das Mysterium der Tiere, 384 Seiten, 64 Abbildungen, Aufbau Verlag 2017, ISBN: 978-3-351-03682-9, EUR 22

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