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Arzneiverordnungsreport

Kassen könnten Milliarden sparen

20.09.2011  13:52 Uhr

Von Stephanie Schersch, Berlin / Die Sparbemühungen im Arzneimittelbereich zeigen Wirkung. 2010 sind die Ausgaben der Krankenkassen für Medikamente deutlich geringer gestiegen als in den Vorjahren. Laut Arzneiverordnungsreport besteht aber weiter großes Sparpotenzial. Demnach könnten die Kassen mehr als 8 Milliarden Euro einsparen.

Rund 32 Milliarden Euro haben die Krankenkassen 2010 insgesamt für Arzneimittel ausgegeben – das ist ein Plus von lediglich 1 Prozent. Im Jahr zuvor hatte der Anstieg noch bei 4,8 Prozent gelegen. Alle anderen Ausgabenblöcke wie die Krankenhauskosten (+ 4,5 Prozent) und die ambulante ärztliche Versorgung (+ 2,1 Prozent) sind 2010 deutlich stärker gewachsen. Diese Zahlen nennt der Arzneiverordnungsreport 2011, der vergangene Woche in Berlin vorgestellt wurde.

Der Heidelberger Pharmakologe und Herausgeber der Studie, Professor Dr. Ulrich Schwabe, führte dieses Ergebnis zum Teil auf das Arzneimittelsparpaket der Bundesregierung zurück. Seit August 2010 müssen die Pharmahersteller einen erhöhten Zwangsabschlag von 16 Prozent zahlen, bis Ende 2013 gilt ein Preismoratorium. »Daneben spielen erneut Preisrückgänge bei den Generika eine Rolle«, sagte Schwabe. Auch durch Rabattverträge hätten die Kassen 1,3 Milliarden Euro gespart.

 

Doch noch immer sind Arzneimittel in Deutschland zum Teil deutlich teurer als im europäischen Ausland. Die Autoren der Studie haben die deutschen Preise in diesem Jahr mit denen in Großbritannien verglichen. Das Ergebnis: Die zehn umsatzstärksten Präparate mit Patentschutz sind hierzulande im Schnitt 66 Prozent teurer als im Königreich. Bei Generika fällt der Unterschied noch größer aus. Die führenden deutschen Generika kosten in Deutschland durchschnittlich 90 Prozent mehr.

 

Mangelnde Transparenz besonders bei Generika

 

Für ihre Berechnungen haben die Experten die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel herausgerechnet, die nur in Deutschland anfällt. Weitere Unterschiede in der Preisbildung für Medikamente in den beiden Ländern wurden hingegen nicht berücksichtigt.

 

Deutschland sei einer der größten Arzneimittelmärkte Europas, sagte Schwabe. Es sei daher nicht verständlich, warum hier die höchsten Preise gezahlt würden. »Nach den Regeln der Ökonomie sollte es genau umgekehrt sein.« Schwabe vermutet, dass die Vielzahl an Regulierungsinstrumenten zu einer mangelnden Transparenz besonders auf dem Generikamarkt führt. Das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) könne diese Probleme nicht lösen. Schwabe lobte das AMNOG jedoch mit Blick auf den patentgeschützten Markt. Auch der designierte Bundesvorstand der AOK, Jürgen Graalmann, sagte: »Das AMNOG bietet alle Chancen, das Preismonopol der Industrie zu brechen.«

 

Die Autoren des Arzneiverordnungsreports sehen für die Krankenkassen großes Sparpotenzial. Mehr als 8 Milliarden Euro könnten sie ohne Nachteile für die Patienten sparen, sagte Schwabe. Das sei mehr als ein Viertel (27 Prozent) des Gesamtumsatzes mit Arzneimitteln für GKV-Patienten. Die Ärzte müssten dazu konsequenter preiswerte Arzneimittel wie Generika verordnen, allein das könnte die Kassen laut Report um rund 4,7 Milliarden Euro entlasten. Weitere Milliarden-Einsparungen sind demnach möglich, wenn die deutschen Arzneimittelpreise auf britisches Niveau gesenkt würden.

 

Hersteller kritisieren unsaubere Berechnungen

 

Die Hersteller wehrten sich gegen den Vorwurf überhöhter Preise in Deutschland. Der Arzneiverordnungsreport arbeite mit unsauberen Fakten und Daten, sagte Bork Bretthauer, Geschäftsführer des Branchenverbands Pro Generika. Verglichen würden Apothekenverkaufspreise in Deutschland und Großbritannien und nicht die Preise ab Werkstor. »Nur Letzteres ist jedoch zulässig, denn in den Apothekenverkaufspreisen sind bekanntlich die Zuschläge für Großhandel und Apotheken sowie die gesetzliche Mehrwertsteuer enthalten«, so Bretthauer.

 

Auch der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie stellte das methodische Vorgehen der Autoren des Arzneiverordnungsreports infrage. Der Bundesverband der Arzneimittelhersteller wies darauf hin, dass Medikamente häufig auch zur Vermeidung hoher therapeutischer Folgekosten beitragen würden. Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin beim Verband der forschenden Pharmaunternehmen, forderte eine konstruktive Debatte darüber, wie Innovationen und eine nachhaltige Finanzierung in Einklang zu bringen seien.

 

Der Arzneiverordnungsreport 2011 basiert auf rund 790 Millionen Verordnungen für Patienten der Gesetzlichen Krankenversicherung aus dem Jahr 2010, die vom Wissenschaftlichen Institut der AOK ausgewertet wurden. /

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