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40 Jahre Notruf

Auf Nummer sicher

10.09.2013  12:15 Uhr

Von Ulrike Abel-Wanek / Im Notfall zählt jede Sekunde. Da bleibt keine Zeit, nach einer Telefonnummer zu suchen. In Deutschland und europaweit gilt der kostenfreie Notruf 112. Vor 40 Jahren wurde er bundesweit eingeführt.

Am Anfang stand ein Schicksalsschlag. 1969 verunglückt der knapp neunjährige Björn Steiger bei einem Verkehrsunfall tödlich. Seine Verletzungen sind nicht lebensgefährlich, aber es dauert fast eine Stunde bis zum Eintreffen des Krankenwagens. Das Kind erleidet einen Schock mit Atemstillstand und stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus. Noch im selben Jahr gründen die Eltern die Björn-Steiger-Stiftung mit dem Ziel, die Notfallhilfe in Deutschland zu verbessern. Die Stiftung setzt sich für einen systematischen Ausbau von Notruftelefonen an Autobahnen ein, vor allem aber bringt Siegfried Steiger die Nummer 112 auf den Weg. Trotz politischen Widerstands – Anfang der 1970er-Jahre galt ein automatisch vernetztes Notrufsystem als unfinanzierbar und nicht durchführbar – kommt Steiger mit seiner Forderung nach einer flächen­deckenden Rettungsnummer durch. Am 20. September 1973 beschließt die Innenministerkonferenz von Bund und Ländern die Einführung des Notrufs in allen deutschen Ortsnetzen.

Der erste Schritt hin zu einem effektiven Rettungssystem war getan. Weiterhin sorgte die Björn-Steiger-Stiftung unter anderem dafür, dass Rettungswagen mit Funk und notfallmedizinischer Ausrüstung ausgestattet wurden. Ende der 1960er-Jahre gab es noch keine Leitstellen, und die Wagen fuhren ohne Funkverbindung.

 

Auf eine Initiative der Stiftung geht auch die Schaffung der Berufsbilder »Rettungssanitäter« (1976) und »Rettungsassistent« (1989) zurück. Viele Sanitäter arbeiteten in den 1960er-Jahren als ehrenamtliche Helfer, eine geregelte Ausbildung gab es noch nicht. »Rückspiegelrettung« nannte man beispielsweise die Einsätze der im Rettungs­wagen meistens alleine fahrenden Sanitäter, die den Zustand von Verletzten auf dem Weg ins Krankenhaus mithilfe des Rückspiegels überwachten.

 

Europaweit 112

 

Laut Umfrage des Bundesinnenministeriums kennen 75 Prozent der Deutschen die »112« als nationale Notrufnummer. Hingegen wussten nur 18 Prozent der Befragten, dass die Nummer auch in allen EU-Ländern funktioniert. Ob bei einem Brand im Ferienhaus in Schweden oder bei einem Autounfall in Italien: Überall ist rund um die Uhr eine Notrufzentrale erreichbar. Seit 2008 gilt die »112« europaweit – vorwahlfrei und kostenlos aus allen Fest- und Mobilfunknetzen.

 

2009 erklärte das Europäische Parlament den 11. Februar zum Europäischen Tag des Notrufs. Bereits 1999 gründete sich die Notrufagentur EENA (European Emergency Number Association) in Brüssel mit dem Ziel, ein europaweit vernetztes Notfallsystem zu installieren.

 

3500 Anrufe täglich erreichen die Berliner Feuerwehr unter Notruf 112. »Daraus resultieren am Tag etwa 1200 Einsätze«, so die Berliner Brandmeisterin Bianka Olm. Rund 81 Prozent der Einsätze sind Notfallrettungen, 2 Prozent Brände, 5 Prozent technische Hilfeleistungen, 11 Prozent sogenannte Erkundungen und nur 1 Prozent Fehleinsätze.

 

Immer mehr Menschen rufen nach Hilfe unter der 112, doch nicht immer sind es Notfälle. Auch Bagatellanrufe blockieren manchmal die Leben rettenden Leitungen. Vor allem der demografische Wandel und die schlechter werdende ärztliche und arzneiliche Versorgung durch weniger Arztpraxen und Apotheken in ländlichen Gebieten lassen voraussichtlich in den nächsten 10 bis 15 Jahren in einzelnen Bundesländern eine Steigerung der Notrufe von bis zu 60 Prozent erwarten, sagt Franz Knietig, Leiter der Zentralleitstelle Bergstraße.

 

Acht bis zehn Minuten nach Notrufeingang dauert es im Schnitt, bis ein Einsatzfahrzeug sein Ziel erreicht. Automatische Notrufsysteme über SMS, Twitter oder als App sollen die Notfallhilfe in Zukunft noch schneller und sicherer machen. Geht es nach dem Willen der EU, müssen ab 2015 alle Neuwagen mit dem sogenannten E-Call-System ausgerüstet werden. Die Technologie, die teilweise schon in Motorradhelmen eingesetzt wird, soll den Unfall-standort sofort an die europäische Notrufnummer 112 senden.

 

Die alarmierte Leitstelle erfahre über den automatischen Notruf jedoch nichts Genaues über Art und Schwere des Unfalls, kritisiert der Leiter der Feuerwehr im hessischen Bad Homburg, Daniel Guischard. Die dortige Feuerwehr betreibt im Rahmen eines fortlaufenden EU-Projekts Aufklärungs­arbeit bei Migranten in Sachen Notruf direkt vor Ort. Dass es im Krisenfall die kostenlose »112« gibt, wissen beispielsweise nur die Wenigsten. Mögliche Kooperationen sieht Guischard auch mit der Apotheke. Zum Thema Sicherheit aufzuklären, sei gesetzlicher Auftrag der Feuerwehr – das könne man auch im Rahmen eines gemeinsamen Apotheken-Aktionstages machen. /

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