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Gehörgangsentzündung

Wasser im Ohr

Datum 11.09.2012  17:01 Uhr

Von Elke Wolf / So mancher Badeurlaub findet durch eine Gehörgangsentzündung ein vorzeitiges und schmerzhaftes Ende. Diese auch als Bade-Otitiden bezeichneten Entzündungen gehören in den Sommermonaten zu den häufigsten Diagnosen in den Praxen der HNO-Ärzte. Von einer Selbstbehandlung ist abzuraten.

Von Natur aus ist der äußere Gehörgang recht passabel gegen Krankheitserreger geschützt. Das kontinuierlich in kleinen Mengen gebildete Cerumen (Ohrenschmalz) hält den äußeren Gehörgang geschmeidig und wirkt zu einem gewissen Grad wasserabweisend. In ihm bleiben Keime und Schmutzpartikel hängen. Das leicht saure Milieu hemmt zudem das Bakterienwachstum.

Doch ausgiebige Aufenthalte im Wasser mazerieren die Haut im äußeren Gehörgang, infolgedessen der natürliche Fettschutz aufgelöst wird. Chlor, das in Schwimmbädern zur Desinfektion verwendet wird, beschleunigt diesen Prozess. Meerwasser ebenso. Dazu lauern in Pools viele pathogene Keime. In einer großen amerikanischen Studie mit mehr als 2000 Patienten waren die häufigsten Erreger Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus epidermidis und S. aureus. Und diese Bakterien trotzen gar gechlortem Wasser. »Keime gibt es überall, im Schwimmbad aber treten sie besonders häufig und konzentriert auf«, informiert Dr. Michael Deeg vom Berufsverband der HNO-Ärzte im Gespräch mit der PZ.

 

Ist der Hautschutz im Ohr erst mal aufgelöst, dringen Keime mühelos in die Haut ein, vermehren sich und verursachen eine Entzündung. Die gängigste Form der Außenohrentzündung, die Otitis externa diffusa, bei der sich die Entzündung über den gesamten Gehörgang ausbreitet, trifft deshalb besonders häufig Touristen im Badeurlaub, Schwimmer, Surfer und Taucher. So erklären sich die Bezeichnungen »swimmer’s ear«, »Schwimmbad-Otitis« oder »Taucher­ohr«.

 

Zwar sind bakterielle Erreger die weitaus häufigste Ursache einer Otitis externa, doch auch andere Erreger wie Viren und Pilze sind dokumentiert. Kleinste Verletzungen im Gehörgang wirken sich zudem begünstigend auf eine Entzündung im Ohr aus. Das kann beim Reinigen des Ohrs mit Wattestäbchen oder durch das Tragen von Ohrstöpseln oder Hörgeräten passieren. Grunderkrankungen wie Diabetes, Akne oder Psoriasis beeinflussen die Hautbeschaffenheit auch im Ohr. Besondere anatomische beziehungsweise physiologische Gegebenheiten wie ein enger Gehörgang oder eine verminderte Cerumenschicht können ebenfalls prädisponierend sein.

 

Spätestens zwei Tage nach der Infektion mit den Keimen beginnt die Symptomatik. »Was anfängt mit einem gewissen Juckreiz und Berührungsempfindlichkeit, gipfelt schnell in starken Schmerzen«, erklärt der HNO-Arzt aus Freiburg. »Deutlicher Hinweis für die Otitis externa: Der Zug an der Ohrmuschel oder Druck auf den Knorpel vor dem Gehörgang, den Tragus, verstärken den Schmerz.« Die Haut im Gehörgang ist gerötet und geschwollen, ein trübes Sekret bedeckt die Hautoberfläche. Manchmal fließt auch Sekret aus dem Ohr.

 

Extrem schmerzhaft

 

Auch wenn die Bade-Otitis als banale Infektion gilt, geht es den Patienten oft sehr schlecht. Als Erstmaßnahme empfehlen sich schmerzlindernde Substanzen wie Ibuprofen oder Paracetamol. Zusätzlich kann das Ohr von außen gekühlt werden.

 

»Grundlage jeder weiteren Therapie ist die gründliche Reinigung des Gehörgangs mithilfe eines Absauggerätes«, so der Experte. Deshalb empfiehlt es sich, sofort den Facharzt aufzusuchen. Im Beratungsgespräch sollte darauf hingewiesen werden, dass der Gehörgang auf keinen Fall selbst gereinigt werden darf, etwa mit einem Wattestäbchen. Das würde die Entzündung nur intensivieren.

 

Tipps zur Vorbeugung

 

Solange der Gehörgang geschwollen ist, legt der Mediziner einen medikamentös getränkten Gazestreifen in den Gehörgang ein. Dieser wird regelmäßig erneuert. Ist die Schwellung zurückgegangen, therapiert man mit Ohrentropfen weiter. Bei otoskopisch intaktem Trommelfell wird der Gazestreifen mit Antibiotika-haltiger Salbe getränkt. Unter den Antibiotika ist Ciprofloxacin (wie Ciloxan®) am weitesten verbreitet, daneben kommen etwa Bacitracin und Polymyxin-B (wie Polyspectran®) zum Einsatz, zum Teil mit Corticoidzusatz. Dadurch soll der Gehörgang schneller abschwellen. Besteht Unsicherheit darüber, ob das Trommelfell Schaden genommen hat, sind mit alkoholhaltiger Lösung getränkte Gazestreifen Mittel der Wahl. Parallel sollte weiter Analgesie betrieben werden. Von Lokalanästhetika-haltigen Ohrentropfen rät Deeg ab. »In den meisten Fällen bessert die gezielte lokale Behandlung innerhalb weniger Tage die Beschwerden.« Selbst Problemkeimen könne mit dieser Lokaltherapie in der Regel innerhalb einer Woche der Garaus gemacht werden. Damit man sich beim nächsten Schwimmbadbesuch nicht gleich wieder eine Infektion einfängt, rät Deeg, die Ohren richtig zu pflegen. So ist da­rauf zu achten, nach dem Aufenthalt im Wasser die Ohren gründlich von Flüssigkeit zu befreien. Vielleicht zuvor mit klarem Süß- oder Trinkwasser aus­spülen.

 

Mancher Taucher schwört zur Vorbeugung auf die sogenannten »Tauchertröpfchen«: Sie enthalten Ethanol 70 % und Glycerol 85 % im Verhältnis 1:1. Sie wirken nicht nur desinfizierend, sondern verfügen mit dem Glycerol auch über eine dehydrierende Komponente. Manche HNO-Ärzte verwenden bei unkomplizierter Otitis externa sogar zur Therapie Glycerol-Mono-Tropfen (Otodolor soft®). Durch das hohe Wasserbindungsvermögen des Glycerols und die dadurch einsetzende Osmose wird dem geschwollenen Gewebe Wasser entzogen, der Schmerz nimmt ab. Zwei bis drei Tröpfchen, auf Körperwärme gebracht, werden dazu in den Gehörgang geträufelt.

 

Einfach und praktikabel bei beginnenden, leichten Entzündungen sind zudem Essigsäure-haltige Ohrentropfen 0,7 % (NRF 16.2). Direkt nach dem Wasserkontakt angewendet, wirkt die Essigsäure entquellend, austrocknend und antimikrobiell.

 

Hinweis für das Beratungsgespräch: Patienten, die zu einer Bade-Otitis neigen, sollten im Vorfeld des Badeurlaubs mit dem Ohrenarzt besprechen, auf welche Hilfs- und Arzneimittel sie im Notfall zurückgreifen können. Auch die gute alte Badekappe ist ein probates Mittel, um Keime vom Ohr fern­zuhalten. /

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