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Onkologie

Versorgung in Zeiten des AMNOG

13.09.2011  16:58 Uhr

Von Werner Kurzlechner, Berlin / Wie viel Geld ist der Gesellschaft medizinischer Fortschritt wert? In der Onkologie erscheint die Frage besonders brisant, Ärzte beobachten längst einen Trend zur Zweiklassenmedizin. Immerhin bewegen sich die Kostensteigerungen für Krebsmittel derzeit im moderaten Bereich.

Innovative Versorgung in Zeiten des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) und anderer Kostendämpfungsmaßnahmen ist eine heikle und umstrittene Angelegenheit – gerade in der Onkologie. Deutlich wurde dies vergangene Woche in Berlin während einer Diskussionsrunde des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), als Professor Michael Hallek, Internist an der Kölner Uniklinik, seinem Medizinerkollegen Professor Winfried Brenner, Nuklearmediziner an der Berliner Charité, energisch widersprach.

Brenner hatte ausgeführt, welchen zusätzlichen Nutzen eine kombinierte Positronen-Emissions-Tomografie (PET) und Magnetresonanztomografie (MRT) gegenüber gängigen hybriden Bildge­bungs­verfahren (also zeitgleicher PET und Com­pu­ter­to­mografie, CT) bringt: deutlich geringere Strahlenbelastung für die Patienten, bessere Weichteilauflösung sowie Bewegungskorrektur bei der Organbetrachtung für den Arzt.

 

Brenner sparte aber auch einen Kostenvergleich nicht aus: Ein Gerät für MRT/PET koste knapp 5 Millionen Euro, eines für PET/CT etwa die Hälfte, während Gammakameras für herkömmliche Szintigrafien ab 250 000 Euro zu haben seien. Anders als in den USA gebe es in Deutschland erst wenige der neuartigen Geräte, deren Einsatz zudem auf wenige Onkologiefelder wie Lymphdrü­sen­krebs beschränkt sei. Zudem dauere die Auswertung der vielen Bilder bei MRT/PET vergleichsweise lange. »Fünf Patienten in Serie geht da nicht mehr«, so Brenner.

 

Sein Fazit: Das Verfahren ermögliche in jedem Fall ein schnelleres Urteil darüber, ob ein Chemotherapie-Zyklus erfolgreich sei. So lange die GKV dafür aber nicht zahle, profitierten nur wenige Patienten. »Damit haben wir eine Zweiklassenmedizin, und das ist unbefriedigend«, resümierte Brenner.

 

Der Kampf um Erstattung

 

»Dazu muss ich einen Gegenstandpunkt formulieren«, intervenierte Hallek. Dort wo der Nutzen von MRT/PET gesichert sei, werde längst der Kampf um Erstattung geführt. Medizinische Verfahren aus Kostengründen nicht anzuwenden, sei nicht mit ärztlichem Berufsethos vereinbar. »Wenn es hier so wäre, dann würde ich aufhören, in diesem Land als Arzt zu arbeiten«, so Hallek weiter. Genau wegen bestehender Zweiklassenmedizin sei er trotz reizvoller Forschungsmöglichkeiten nicht in den Vereinigten Staaten geblieben, die sein Vorredner so angepriesen hatte.

 

Die Forschungspipeline ist dünner als gedacht

 

Im Hinblick auf die mit dem AMNOG eingeführte frühe Nutzenbewertung für innovative Arzneimittel warf auch der Vortrag von Professor Bertram Häussler vom IGES Institut Fragen auf. Die Forschungspipeline der pharmazeutischen Industrie für Krebsmittel sei dünner als oft angenommen, so der Wissenschaftler. Therapeutische Fortschritte werde es vor allem durch das Zusammenspiel vieler Details etwa in der Narkose- oder Operationstechnologie geben. Just hier scheint aber die Bewertung eines zusätzlichen Nutzens für Patienten besonders schwierig.

 

»Eine Krebsepidemie ist nicht in Sicht«, sagte Häussler. Das Krebsrisiko sinke bereits seit zwei Jahrzehnten; die steigenden Fallzahlen seien der Demografie geschuldet. Auch auf der Kostenseite werde der Krebs das Gesundheitssystem nicht aus der Balance bringen. Jährliche Ausgabensteigerungen im zweistelligen Bereich gehörten der Vergangenheit an. Er erwarte bis 2013 einen Kostenanstieg von derzeit 3,3 auf lediglich 3,8 Milliarden Euro selbst ohne AMNOG-Effekt, so Häussler. Langfristig werde die Kostenkurve sogar fallen.

 

Signifikante Kostentreiber seien derzeit lediglich unter den monoklonalen Antikörpern und bei den Tyrosinkinase-Hemmern zu finden, das Leukämiemittel Imatinib sei hier der »Komet am Himmel«. Ein Kostenlawine wegen onkologischer Therapien werde es in keinem Fall geben, so Häussler. »Wir geben nur 10 Prozent der Arz­neimittelkosten für Krebs aus, der aber 25 Prozent der Todesfälle verursacht.« / 

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