Pharmazeutische Zeitung online

Starke Verbündete

08.09.2008  10:58 Uhr

Starke Verbündete

Am vergangenen Mittwoch hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg über das deutsche und das italienische Fremdbesitzverbot verhandelt. Neue Erkenntnisse zur Rechtssache ergaben sich dabei kaum. Ein bislang wenig beachteter politischer Aspekt trat dagegen deutlich hervor. Die deutschen Apotheker sind bei ihrem Kampf für eine sichere Arzneimittelversorgung aus der Individualapotheke in der EU nicht allein.

 

Wenn große Tageszeitungen über das Verfahren zum Fremdbesitzverbot berichten, kommen sie meist zu zwei Ergebnissen: Außerhalb von Deutschland gibt es heute schon fast überall Apothekenketten und auch bei uns wird es nach dem Luxemburger Richterspruch so weit sein. Wer bei der Verhandlung genau zugehört hat, dem muss klar geworden sein, dass dies definitiv nicht stimmt. Es gibt in der Europäischen Union viele Staaten, die die Arzneimittelversorgung ausschließlich in der Verantwortung von selbstständigen Apothekern sehen wollen und keinerlei Interesse daran haben, dass Arzneimittel in Zukunft von Kapitalgesellschaften abgegeben werden. Die Regierungen dieser Länder sind auch dazu bereit, für ihre eigenen Regelungen zu kämpfen.

 

Vorbehalte gegen Apothekenketten haben vor allem die Süd- und die Mitteleuropäer. Frankreich, Italien, Spanien und Österreich sehen im Fremdbesitzverbot ein ideales Instrument des Gesundheitsschutzes. Alternativen dazu gebe sie keine. »Kapitalgesellschaften haben kein Gewissen«, brachte es ein Vertreter der italienischen Regierung auf den Punkt. Die spanische Regierung sprach der Europäischen Kommission sogar das Recht ab, sich überhaupt mit dem Fremdbesitzverbot zu beschäftigen. Hier gehe es nicht um Gemeinschaftsrecht. Insgesamt stellten sich neun von elf vortragenden Ländern dagegen, Deutschland und Italien vorzuschreiben, wie sie ihre Arzneimittelversorgung zu organisieren haben.

 

Nun ist ein Gericht natürlich nicht verpflichtet, sein Urteil nach dem Willen der Mehrheit auszurichten. Die Richter müssen sich an Gesetze halten. Auf der anderen Seite kann es aber auch nicht im Interesse des EuGH sein, eine Entscheidung zu treffen, die den erklärten Willen ihrer ursprünglichen Kernstaaten ignoriert. Gerade der Einfluss von Frankreich, Spanien, Italien oder Deutschland darf nicht unterschätzt werden. Die Europäische Union ist eine Gemeinschaft, die aus Nationalstaaten mit eigenen Interessen besteht. Die Entscheidung über den Fremdbesitz wird nicht nur in Luxemburg und Brüssel getroffen. Paris, Madrid und Rom werden dabei ebenso mitreden wie Berlin, Den Haag oder Dublin.

 

Bis zur Urteilsverkündung bleiben alle Prognosen über den Ausgang Spekulation. Für die Apotheker gibt es dennoch einen Grund mehr, optimistisch in die Zukunft zu blicken, denn sie haben für ihre Sache starke Verbündete in Europa.

 

Daniel Rücker

Stellvertretender Chefredakteur

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa