Wunsch nach »echtem« Wettbewerb |
11.09.2007 16:24 Uhr |
<typohead type="3">Wunsch nach »echtem« Wettbewerb
Von Uta Grossmann, Berlin
Unser Gesundheitssystem steht nicht vor dem Zusammenbruch. Jenseits dieser doch immerhin beruhigenden Einschätzung gingen die Urteile der Diskutanten eines BDI-Podiums über die Implementierung von Wettbewerbselementen weit auseinander.
»Krankenkassen im Innovations- und Preiswettbewerb: Schlagwort oder echtes Ziel?« lautete die Frage am Montag im Berliner Haus der Wirtschaft. Einfache Antworten gab es nicht, aber Einblicke in den Zustand des Gesundheitssystems nach den jüngsten Reformgesetzen aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Die Perspektive des Wissenschaftlers vertrat Professor Dr. Wernhard Möschel, der an der Universität Tübingen Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht lehrt. Einer seiner Schwerpunkte: deutsches und internationales Kartellrecht.
Die Position des Praktikers brachte Wilfried Jakobs in die Diskussion ein. Er ist Vorstandsvorsitzender der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Rheinland. Als politischer Pragmatiker argumentierte Franz Knieps aus der Sicht des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Er leitet dort die Abteilung Krankenversicherung und Gesundheitsversorgung.
Möschel forderte, konsequent auf Wettbewerb zu setzen und die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) abzuschaffen. Das Kartellrecht solle auch im Gesundheitswesen greifen, die Preisfindung dem freien Markt überlassen werden. Jakobs wünschte sich eine stärkere Orientierung am Kranken. Leistungen sollten abhängig von ihrer Qualität honoriert werden. Knieps verteidigte den gescholtenen neuen Spitzenverband Bund der Krankenkassen. »An einer solchen präkompetitiven Regulierungsinstanz kommen Sie in keinem Gesundheitssystem der Welt vorbei.«
Eingeladen hatte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Er veranstaltet in unregelmäßigen Abständen Podiumsdiskussionen zu gesundheitspolitischen Themen. Damit will der BDI Stellung beziehen und die Verhältnisse auf dem Wachstumsmarkt Gesundheit mit seinen vier Millionen Beschäftigten in Deutschland kritisch begleiten, sagte Dr. Carsten Kreklau von der Hauptgeschäftsführung des BDI. Am 30. November geht es um den »Bürger im Gesundheitssektor«.