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Pharma Convention

Ruf nach flexibleren Lösungen

11.09.2007  14:35 Uhr

Pharma

Von Uta Grossmann, Berlin 

 

Experten aus der Gesundheitsbranche diskutierten über die jüngste Gesundheitsreform. Die Kritik am Gesetz war einhellig. Mit unternehmerischen Antworten taten sich die Diskutanten schon schwerer.

 

»GKV-WSG: neue unternehmerische Antworten sind gefragt.« So war die Diskussion im Berliner Maritim-Hotel überschrieben. Sie eröffnete vorige Woche die Pharma Convention 2007 zum Thema »Das deutsche Gesundheitswesen im Wandel«. Veranstalter war das Colloquium Pharmaceuticum.

 

Der Bonner Rechtsanwalt Burkhard Sträter moderierte das Gespräch mit Dr. Hans-Jürgen Seitz, Hauptgeschäftsführer der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Dr. Stefan Etgeton vom Bundesverband der Verbraucherzentralen, Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Professor Dr. Bertram Häussler, Direktor des Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES), Wolfgang Schmeinck, Vorsitzender des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) und Dr. Kuno Winn, Vorsitzender des Hartmannbunds, Verband der Ärzte Deutschlands.

 

Hans-Jürgen Seitz schlug mit seinem Eingangsstatement den kritischen Ton an, der sich durch die Beiträge fast aller Diskutanten zog. Er brachte seine Analyse der Auswirkungen des Wettbewerbsstärkungsgesetzes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-WSG) auf die Formel: »Es ist ein Multifunktionsgesetz mit schubweiser Wirkstofffreisetzung.« Den Apothekern bringe es massive Belastungen wie die Umsetzung der Rabattverträge und die Erhöhung des Apothekenzwangsrabattes von zwei auf 2,30 Euro. Leider enthalte das Gesetz jedoch keinen Wirkstoff gegen eines der größten Probleme des Gesundheitssystems, nämlich die Unterfinanzierung, so Seitz.

 

Diese verschärfe sich durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer und weitere Belastungen durch die (durchaus wünschenswerte) Erweiterung des Leistungskatalogs. Wegen des am Cent orientierten Rabattvertragswettbewerbs gerate die Balance zwischen Einsparzielen und Versorgungssicherheit in Gefahr, warnte Seitz.

 

Wenn Patienten wegen der Rabattverträge zwischen Arzneimittelherstellern und Krankenkassen statt des gewohnten Medikaments billigere, im schlimmsten Fall von Verordnung zu Verordnung wechselnde Generika bekommen, gefährde das den Therapieerfolg - und verursache in den Apotheken langwierige Gespräche mit verunsicherten und verärgerten Kunden.

 

Seitz konstatierte, dass die Apotheker die Hauptlast der Rabattverträge schulterten und forderte für künftige Vereinbarungen flexiblere Lösungen, die pharmazeutische Gesichtspunkte berücksichtigen und die Handhabung im Apothekenalltag erleichtern. Ärztevertreter Kuno Winn stieß ins selbe Horn und beklagte, die Rabattverträge belasteten das Arzt-Patienten-Verhältnis und hätten eine sinkende Therapietreue zur Folge.

 

Politik als »Durchwursteln«

 

Während Verbraucherschützer Stefan Etgeton dem GKV-WSG noch die eine oder andere gute Seite abgewinnen konnte, etwa die Kosten-Nutzen-Bewertung, und IGES-Direktor Bertram Häussler dem Gesetz einen »entrümpelnden Effekt« bescheinigte, fiel das Urteil des BKK-Chefs Wolfgang Schmeinck vernichtend aus. Wahltarife und Rabattverträge seien unter Wettbewerbsgesichtspunkten durchaus interessante Elemente, doch beim Gros der Regelungen werde es mit Blick auf den Wettbewerb richtig dunkel. Die Gesundheitspolitik bewertete Schmeinck als ein einziges »Durchwursteln«. Sie sei insofern schon wieder konsequent, denn »wenn man kein richtiges Ziel hat, kann auch der Weg nicht falsch sein«.

 

BPI-Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp kritisierte, dass die Ausschreibung der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) für Rabattverträge mit Arzneimittelherstellern einen unfairen Wettbewerb ausgelöst hätten. Die Marktmacht der AOK mit bis zu 40 Prozent Umsatzanteil bei bestimmten Generika lasse den Herstellern mit entsprechendem Sortiment keine Wahl, als um eine AOK-Vertragspartnerschaft zu kämpfen. Verliere er, habe das im Zweifel existenzgefährdende Folgen, während die AOK null Risiko eingehe.

 

Ein Ausweg aus dem Dilemma könnte für Hersteller der Zusammenschluss zu Verbünden sein. Allerdings schätzte Fahrenkamp die Chance für solche Kooperationen eher gering ein. »Das wäre doch eine Aufgabe für die Verbände«, regte Etgeton an.

 

Probleme zum Jahreswechsel

 

Für die Zukunft prophezeite Moderator Burkhard Sträter »völlig neue Formen von Rabattverträgen«, in denen zum Beispiel die Wirksamkeit bestimmter Arzneimittel eine Rolle spielen könnte. ABDA-Hauptgeschäftsführer Seitz warnte vor inakzeptablen Umsetzungsschwierigkeiten zum Jahreswechsel, wenn die erste Runde der Rabattverträge ausläuft und die zweite Staffel startet. Die Umstellung aller Verwaltungssysteme und Warenlager sowie die Verbreitung aller notwendigen Informationen sei sicherlich nicht über Nacht von Silvester auf Neujahr möglich.

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