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NSAR-Langzeitanwendung

Krebsschutz nur bei Therapietreue

02.09.2015  10:37 Uhr

Von Annette Mende / Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) und andere nicht steroidale Antirheumatika können das Darmkrebsrisiko senken. Dazu müssen sie aber über Jahre regelmäßig eingenommen werden.

In einer groß angelegten Fallkontrollstudie fanden Forscher der dänischen Krebsgesellschaft um Dr. Søren Friis, dass nur die kontinuierliche Einnahme von 75 bis 150 mg ASS täglich über mindestens fünf Jahre das Erkrankungsrisiko für Darmkrebs senkte, und zwar um 27 Prozent. Dagegen hatte die gelegentliche Anwendung keinen Effekt. Das berichten die Wissenschaftler in den »Annals of Internal Medicine« (DOI: 10.7326/M15-0039).

 

Bei den anderen NSAR war die Schutzwirkung sogar noch deutlicher: Der regelmäßige Gebrauch eines Nicht-ASS-NSAR, der laut Studie bei Anwendung von täglich mindestens 0,3 definierten Tagesdosen vorlag, über fünf Jahre oder länger senkte das Darmkrebsrisiko um 30 bis 45 Prozent. Wirkstoffe mit der höchsten COX-2-Selektivität waren dabei mit der größten Risikoreduktion assoziiert. Die Vorteile in puncto Krebsprävention sind jedoch bei der Langzeitanwendung von NSAR stets gegen einen möglichen Risiko­anstieg für gastrointestinale oder kardio­vaskuläre Komplikationen abzuwägen, so die Forscher.

Diese Studie ist nicht die erste, die einen Schutz vor Darmkrebs durch ASS und andere NSAR belegt. Unklarheiten bestanden jedoch bislang hinsichtlich der optimalen Dosis und Dauer der Anwendung. Um diese auszuräumen, betrachteten die Autoren der vorliegenden Arbeit mit 10 280 Darmkrebspatienten und zehnmal so vielen Kontrollen eine sehr große Kohorte. Sie nutzten dazu sowohl das dänische Krebsregister als auch diverse Datenbanken, in denen die Medikation von Versicherten in Dänemark erfasst wird. Alle Patienten, die in den Jahren 1994 bis 2011 in Norddänemark die Diagnose Darmkrebs erhalten hatten, wurden erfasst.

 

Ein Schwachpunkt dieser wie auch der meisten anderen Studien zu dieser Thematik ist, dass OTC-NSAR nicht erfasst wurden. In Dänemark werden jedoch mehr als 90 Prozent der verkauften Niedrigdosis-ASS-Packungen und 80 bis 85 Prozent der anderen NSAR auf Rezept abgegeben. OTC-NSAR machen somit nur einen kleinen Teil des Gesamtverbrauchs aus und sind in der Hauptsache hoch dosierte ASS und niedrig dosiertes Ibuprofen (200 mg), die vorübergehend zur Behandlung von Schmerzen angewendet werden.

 

Dauereinnahme selten

 

Ein weiterer Faktor, der die Aussagekraft der Studie auf den ersten Blick einschränkt, ist die Tatsache, dass lediglich 2 bis 3 Prozent der Niedrigdosis-ASS-Anwender den Wirkstoff über einen langen Zeitraum wirklich regelmäßig einnahmen. Bei ihnen mögen auch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben, die das niedrigere Darmkrebsrisiko erklären könnten, so die Autoren. Die übergroße Mehrheit der Teilnehmer unterbrach die ASS-Therapie hin und wieder – und verlor damit jeglichen Schutz durch das Medikament, selbst bei jahrelanger Anwendung. Die Forscher glauben daher, dass dieses Teilergebnis die Botschaft, wonach nur die dauerhafte Einnahme protektiv wirkt, eher unterstreicht als widerlegt. /

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