Pharmazeutische Zeitung online
Orlistat

Darmkrebsrisiko scheint nicht erhöht

03.09.2013  16:14 Uhr

Von Ulrike Viegener / Der Verdacht, dass der Lipasehemmer Orlistat das Risiko eines Kolonkarzinoms erhöhen könnte, wurde durch eine große britische Kohortenstudie nicht bestätigt. Allerdings sind die Beobachtungszeitäume relativ kurz.

Orlistat war durch tierexperimentelle Studien in Verdacht geraten, die signifikant vermehrt präkanzeröse Veränderungen der Kolonkrypten gefunden hatten. Daraufhin hatten Orlistat-Hersteller eine gepoolte Datenanalyse vorgelegt, die zwar kein signifikant erhöhtes Risiko kolorektaler Karzinome, wohl aber einen entsprechenden Trend dokumentiert.

Die Autoren der jetzt im British Medical Journal publizierten Studie sahen aber dennoch Bedarf für validere Daten und überprüften das mögliche Risiko kolorektaler Karzinome in einer großen Kohortenstudie, die auf Daten des »UK Clinical Practice Research Datalink« aus den Jahren 1998 bis 2008 zurückgreift (doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.f5039).

 

Zur Auswertung kamen 33 625 Personen über 18 Jahre, die eine Behandlung mit Orlistat begonnen hatten, wobei mindestens zwei Verschreibungen in Folge vorliegen mussten. Den Probanden wurden hinsichtlich Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index je fünf vergleichbare Personen (n = 160 347) gegenübergestellt. Das mittlere Alter in der gesamten Kohorte lag bei 47 Jahren, der Frauenanteil betrug 77 Prozent.

 

In der Orlistat-Gruppe wurden 57 kolorektale Karzinome entdeckt, in der Vergleichsgruppe waren es 246. Die mittleren Beobachtungszeiträume betrugen 2,96 beziehungsweise 2,86 Jahre. Damit ergibt sich eine Inzidenzrate kolorektaler Karzinome von 53 pro 100 000 Personenjahren unter Orlistat und von 50 in der Vergleichsgruppe. Die Hazard Ratio betrug 1,11. Damit hat sich in der britischen Kohortenstudie kein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko kolorektaler Karzinome unter Orlistat ergeben. Auch bei der Analyse verschiedenen Subpopulationen war dieses Ergebnis robust.

 

Es bleiben Fragen offen

 

Die Autoren räumen allerdings ein, dass die Aussagefähigkeit ihrer Studie limitiert ist. Die Beobachtungszeiträume von knapp drei Jahren seien im Hinblick auf die Entstehung kanzeröser Gewebeveränderungen relativ kurz. Auch bliebe die Frage ungeklärt, inwieweit eine langfristige Anwendung von Orlistat unbedenklich ist. In dieser Hinsicht, so die Autoren, weise die britische Datenbank allerdings darauf hin, dass eine Langzeitanwendung von Orlistat eher unüblich ist.

 

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist letztlich die Tatsache, dass eine Gewichtsreduktion möglicherweise das Risiko kolorektaler Karzinome reduzieren kann. Dieser potenzielle Effekt ließ sich in der Kohortenstudie nicht einkalkulieren, da keine ausreichenden Angaben zur langfristig erzielten Gewichtsreduktion verfügbar waren. /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
THEMEN
KarzinomAlter

Mehr von Avoxa