PCSK9 spielt eine Doppelrolle |
30.08.2017 11:10 Uhr |
Von Annette Mende / Das Enzym PCSK9, das als Angriffspunkt zur medikamentösen Senkung des Cholesterolspiegels genutzt wird, hat neben der Regulation des LDL-Cholesterols noch eine weitere Funktion im Körper.
Professor Dr. Marina Camera von der Universität Mailand präsentierte beim Kongress der europäischen Kardiologie-Fachgesellschaft ESC in Barcelona Forschungsergebnisse, wonach PCSK9 auch an der Aktivierung von Blutplättchen beteiligt ist. Patienten mit hohem LDL-Cholesterol und bestehendem kardiovaskulärem Risiko könnten demnach von einer Therapie mit einem PCSK9-Inhibitor doppelt profitieren.
Wie einer Mitteilung der ESC zu entnehmen ist, wurde eine gesteigerte Thrombozyten-Aktivierung, eine sogenannte Hyperreaktivität, bei manchen Patienten mit koronarer Herzkrankheit und Typ-2-Diabetes beschrieben. Bei den Betroffenen führt das zu einer erhöhten Thromboseneigung. Laut ESC gibt es immer mehr Evidenz dafür, dass ein hoher PCSK9-Spiegel ein Prädiktor für wiederkehrende kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt oder Angina-pectoris-Anfälle ist. Die Wissenschaftler um Camera vermuteten daher einen direkten, von Cholesterol unabhängigen Einfluss des Enzyms auf die Plättchen-Reaktivität.
PCSK9 auch in Thrombozyten
Diesen konnten sie nun anhand von Versuchen mit Blutplasma verschiedener Patienten belegen. Cameras Team zeigte erstmals, dass zirkulierende Plättchen teilweise PCSK9 exprimieren, welches bei der Aktivierung und Aggregation dieser Zellen eine Rolle spielt. Thrombozyten von Patienten, die sowohl Typ-2-Diabetes als auch eine stabile Angina pectoris hatten, wiesen im Vergleich zu solchen von Gesunden oder von Patienten mit nur einer dieser Erkrankungen den doppelten Gehalt an PCSK9 auf.
Arzneistoffe, die das Enzym PCSK9 (Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9) hemmen, sind etwa die 2015 zugelassenen Antikörper Alirocumab (Praluent®) und Evolocumab (Repatha®). Sie senken den Cholesterolspiegel, indem sie die Zahl der LDL-Rezeptoren auf der Oberfläche von Leberzellen erhöhen, wodurch mehr LDL-Cholesterol aus dem Blut entfernt wird. /