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Entzündungshemmung

Auch Herz und Lunge profitieren

30.08.2017  11:10 Uhr

Von Annette Mende / Eine aktuelle Studie liefert neue Belege dafür, wie schädlich eine chronische Entzündung für den Körper ist – und dass sich eine antientzündliche Therapie deshalb auch auf Erkrankungen positiv auswirkt, die bislang nicht mit Antiphlogistika behandelt werden.

Auf dem europäischen Kardiologenkongress in Barcelona präsentierte Dr. Paul M. Ridker vom Brigham and Women’s Hospital in Boston, Massachusetts, Ergebnisse der CANTOS-Studie, wonach eine Therapie mit dem Anti-Interleukin-1β-Antikörper Canakinumab (Ilaris®) bei Hochrisikopatienten sowohl die Rate an kardiovaskulären Ereignissen senkt als auch die Lungenkrebs-Inzidenz. Zeitgleich erschienen die entsprechenden Publikationen in den renommierten Fachjournalen »The New England Journal of Medicine« (DOI: 10.1056/NEJMoa1707914) und »The Lancet« (DOI: 10.1016/S0140-6736(17)32247-X).

 

Entzündung fördert Plaquebildung

Mit CANTOS (Canakinumab Antiinflammatory Thrombosis Outcomes Study) wollten die Forscher um Ridker die These beweisen, dass eine Entzündung an der Bildung von atherothrombotischen Plaques entscheidend beteiligt ist und dass deshalb auch eine antientzündliche Therapie, die den LDL-Cholesterol-Wert nicht beeinflusst, anti­thrombotisch wirkt. Um sowohl das proinflammatorische Zytokin Interleukin (IL)-1β als auch den nachgeschalteten IL-6-Signalweg auszuschalten, wählten sie als aktive Substanz den ­IL-1β-Blocker Canakinumab. Der humane monoklonale Antikörper ist zugelassen zur Behandlung verschiedener ­seltener Erkrankungen, bei denen eine Überproduktion von IL-1β eine Rolle spielt. In diesen Indikationen wird er ­allerdings höher dosiert als in der Studie: Von den 10 061 Teilnehmern erhielt je etwa ein Viertel alle drei Monate subkutan 50 mg, 150 mg oder 300 mg Canakinumab oder Placebo. Alle Pa­tienten hatten bereits einen Herz­infarkt erlitten und wiesen erhöhte Werte des hoch sensiblen C-reaktiven Proteins (hsCRP) auf – ein Marker für eine chronische Entzündung.

 

Alle drei Canakinumab-Dosierungen waren Placebo während des 3,7-jährigen Beobachtungszeitraums hinsichtlich des primären Endpunkts, einer Kombination aus nicht tödlichem Herzinfarkt, nicht tödlichem Schlaganfall und kardiovaskulär bedingtem Tod, überlegen. Die relative Risikoreduktion betrug 7 Prozent in der 50-mg-Gruppe, 15 Prozent in der 150-mg-Gruppe und 14 Prozent in der 300-mg-Gruppe. ­Lediglich in der 150-mg-Gruppe waren allerdings die Kriterien der statistischen Signifikanz erfüllt. Unter Canakinumab kam es häufiger als unter Placebo zu tödlichen Infektionen, insgesamt war die Mortalität in allen vier Studienarmen aber gleich hoch.

 

Dies war vor allem auf einen starken Rückgang der Krebsmortalität zurückzuführen, den die Forscher in dieser Ausprägung nicht erwartet hatten. Die Teilnehmer der Studie, von denen ein Großteil Raucher waren, erkrankten deutlich seltener an Lungenkrebs, wenn sie mit Canakinumab behandelt wurden. Dieser Effekt war dosisabhängig: Die relativen Risikoreduktionen ­betrugen 26 Prozent, 39 Prozent und 67 Prozent für die niedrige, mittlere und hohe Dosierung Canakinumab. Das Risiko für tödlichen Lungenkrebs war in der 300-mg-Canakinumab-Gruppe gegenüber Placebo sogar um 77 Prozent reduziert.

 

Kein Einfluss auf die Krebsentstehung

 

Die Autoren betonen, dass die Entzündungshemmung höchstwahrscheinlich keinen Einfluss auf die Krebsentstehung hat, sondern vielmehr die Progression, Invasivität und Metastasierung bremst. Dafür spreche auch die schon mehrfach belegte Schutzwirkung von Acetylsalicylsäure vor Darm- und Lungenkrebs. Diese sei allerdings erst nach jahrelanger Einnahme gegeben, während der positive Einfluss des sehr viel stärker antientzündlich wirkenden Biologikums Canakinumab auf die Lungenkrebs-bedingte Mortalität sehr viel schneller zum Tragen komme.

 

Die während der Studie aufgetretenen Krebsfälle seien vermutlich zumindest teilweise schon vorher prävalent gewesen, ohne dass sie diagnostiziert worden seien. CANTOS sei jedoch nicht als Krebsstudie angelegt gewesen und dieses Teilergebnis müsse daher zunächst in anderen Studien bestätigt werden, bevor es einen Einsatz von ­Canakinumab oder anderen Entzündungshemmern bei frühem Lungenkrebs rechtfertigt. /

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