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Arzneimittelversorgung

Präsenzapotheke ist kein Auslaufmodell

26.08.2015  10:13 Uhr

Von Siegfried Löffler, Homberg / Die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln ist Edgar Franke ein wesentliches Anliegen. Eine zentrale Rolle spielten dabei die inhabergeführten Apotheken und ihr breites Angebot für die Patienten, sagt der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag im Interview mit der PZ.

PZ: Die Menschen werden heute deutlich älter als früher und sie benötigen häufiger medizinischen Rat. Auf dem Land werden die Wege bis zur nächsten Arztpraxis oder Apotheker aber immer weiter. Was tut die Bundesregierung für die flächendeckende Versorgung?

 

Franke: In den Ballungsräumen haben wir ein dichtes Apothekennetz. Natürlich muss das auch in dünn besiedelten und strukturschwachen Regionen flächendeckend vorhanden sein. Eine Möglichkeit ist die Einrichtung von Zweigapotheken.

 

Im ländlichen Raum ist die ärztliche Versorgung leider nicht überall im ausreichenden Umfang perspektivisch gewährleistet. Damit ist auch der ärztliche Bereitschaftsdienst nicht immer einfach zu organisieren. Es fehlt an Nachwuchs, vor allem bei den Hausärzten. Gerade junge Ärzte gingen in der Vergangenheit auch wegen der vielen Bereitschaftsvertretungen nicht mehr in ländliche Regionen.

Das am 11. Juni vom Bundestag verabschiedete Versorgungsstärkungsgesetz bietet vor allem stärkere Anreize für eine Niederlassung in unterversorgten und strukturschwachen Regionen. Ein Strukturfonds soll die Förderung von Niederlassungen erleichtern und erweitern. Im Arznei- und Heilmittelbereich werden die Regelungen für Wirtschaftlichkeitsprüfungen weiterentwickelt. Die Höhe des Apothekenabschlags wird gesetzlich festgelegt.

 

PZ: Der Gesundheitsweise Professor Ferdinand Gerlach hat vor einiger Zeit vorgeschlagen, Hausärzten ein höheres Honorar zu zahlen, wenn sie sich für eine Praxis auf dem Land entscheiden. Was halten Sie von diesem Vorschlag?

 

Franke: Wir haben es in Deutschland mehr mit einem Verteilungsproblem als mit einem Ärztemangel zu tun. Insofern hat Professor Gerlach Recht. Zudem wollen und müssen wir die Position der Hausärzte stärken, denn sie übernehmen nicht nur eine wichtige Lotsenfunktion für Patienten im Gesundheitswesen, sondern sie sind auch die »Zehnkämpfer unter den Ärzten«, wie es Gerlach formulierte. Wir brauchen deutlich bessere Anreize, auch finanzielle Anreize für eine Tätigkeit in ländlichen Regionen und gleichzeitig Maßnahmen zum Abbau von Überversorgung in Ballungsgebieten und Stadtteilen. Die wohnortnahe, bedarfsgerechte und flächendeckende medizinische Versorgung ist eine der wichtigsten Leistungen unseres Gesundheitssystems. Wir müssen endlich weg von der strikten Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung.

 

PZ: Jahrzehntelang konnten Patienten darauf vertrauen, dass im Interesse der Arzneimittelsicherheit Fremd- und Mehrbesitz von Apotheken sowie der Versandhandel von Medikamenten verboten waren. Diese Verbote sind von den rot-grünen Koalitionen in den Jahren 1998 bis 2005 aufgeweicht worden. Gibt es hier Korrekturbedarf?

 

Franke: Die Patienten können selbstverständlich darauf vertrauen, dass in Deutschland die Arzneimittelsicherheit gegeben ist. Bei zugelassenen Filialapotheken handelt es sich um voll ausgestattete Apotheken, die grundsätzlich Hauptapotheken gleichgestellt sind. Auch bei der Versandapotheke ist die Arzneimittelsicherheit für die Patienten gegeben, denn der Versandhandel steht nur approbierten Apothekern mit Betriebserlaubnis offen, die eine öffentliche Apotheke betreiben. Auch bei einem Bezug über eine Versandapotheke muss dem Kunden die Möglichkeit einer kompetenten Beratung offen stehen.

 

Daraus folgt, dass nicht jedes Medikament für den Versandhandel zur Verfügung steht. Beispielsweise ist die Pille danach nicht über den Versandhandel erhältlich. Im Übrigen werden in der Versandapotheke überwiegend OTC-Medikamente, also rezeptfreie Präparate bestellt. Die SPD hat sich immer zur inhabergeführten Apotheke vor Ort bekannt. Apotheker sind nicht nur die ausgewiesenen Fachleute für alle Fragen rund um die Arzneimitteltherapie. Sie sind auch jederzeit ohne vorherige Terminvereinbarung erreichbar, auch in der Nacht und in Notfällen. Hier zeigt sich: Die öffentliche Apotheke ist kein Auslaufmodell und kann es niemals sein, wenn die Bevölkerung weiterhin qualitativ hochwertig, flächendeckend und zeitnah mit Arzneimitteln versorgt werden soll.

 

PZ: Im vergangenen Jahr hat der Deutsche Apothekertag das Perspektivpapier »Apotheke 2030« beschlossen. Mit Medikationsplänen und Medikationsmanagement wollen die Apotheker mehr Verantwortung in der Arzneimitteltherapie übernehmen. Wird das von Ihnen unterstützt?

 

Franke: Mit dem Perspektivpapier »Apotheke 2030« wird das Medikationsmanagement, also die kontinuierliche intensive Betreuung von Patienten und deren Arzneimittelanwendung, in den Vordergrund gestellt. Das ist richtig. Die Apothekerschaft hat sich mit ihrem Grundsatzpapier ein Leitbild formuliert, an dem sich die tägliche Arbeit in jeder Apotheke orientieren kann, das sich aber auch als politisches Programm für die zukünftige Gestaltung der Gesundheitsversorgung versteht. Dabei sind viele wichtige Herausforderungen angesprochen worden. Auch für uns stehen Patientenorientierung, Einbindung der Apotheken in eine besser vernetzte Versorgung und die Neubestimmung der Leistungen und Angebote in den Apotheken oben auf der Tagesordnung.

 

Die Kernkompetenz der Apotheke liegt sicher in der schnellen und zuverlässigen Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln und der kompetenten Beratung. Wegen der zunehmenden Zahl multimorbider Patienten, die ständig mehrere Arzneimittel benötigen, unterstützt die SPD-Bundestagsfraktion den Aufbau eines Medikationsmanagements. /

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