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Arzneimittelatlas

Kosten sinken, Verbrauch steigt

29.08.2012  16:02 Uhr

Von Ev Tebroke / Die Ausgaben der Krankenkassen für Medikamente sinken, obwohl die Deutschen mehr Arzneimittel verbrauchen. Die Pharmabranche kritisiert einseitige Einsparungen und warnt vor den Folgen für die Patienten.

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland (VFA) hat Anfang der Woche in Berlin den Arzneimittelatlas 2012 vorgestellt. Demnach sind die Arzneimittelausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) 2011 um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Dies bedeutet einen Kostenrückgang um rund 1,2 Milliarden Euro auf rund 29 Milliarden Euro. Den größten Anteil an der Verringerung dieser Ausgaben hatten laut VFA die gesunkenen Arzneimittelpreise. Allein dadurch konnten 1,76 Milliarden Euro eingespart werden. Als Hauptgründe für diese Entwicklung führen die Atlas-Autoren den erhöhten Zwangsrabatt, aber auch individuelle Rabattverträge der Hersteller mit den Kassen sowie Patentausläufe und den verstärkten Wettbewerb an.

 

»Massive Sparbeiträge der Unternehmen haben einen entscheidenden Anteil an der Senkung der Arzneimittelausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung. So konnten die Arzneimittel-Ausgaben pro GKV-Versichertem im Jahr 2011 um 3,7 Prozent auf 388 Euro sinken«, sagte VFA-Haupt­geschäftsführerin Birgit Fischer.

 

Versorgung verbessert

 

Trotz der sinkenden Arzneimittelaus­gaben habe sich die Versorgung der Patienten mit Medikamenten aber weiter verbessert. Insbesondere bei Krankheiten wie Rheumatoider Arthritis, Multipler Sklerose, Virusinfektionen und Krebserkrankungen profitierten Patienten verstärkt von modernen Therapieformen. Insgesamt hat der Arzneimittelatlas den Medikamentenverbrauch in 31 Krankheitsbereichen untersucht.

 

Generell lasse sich bei Arzneimitteln gegen schwere Erkrankungen ein kontinuierlicher Mehrverbrauch feststellen. Den größten Effekt auf die Verbrauchskomponente hatten erneut die Immunsuppressiva, deren Verbrauchskomponente 2011 mit rund 206 Millionen Euro fast so hoch war wie 2010 mit rund 215 Millionen. Einen deutlichen Ausgabenanstieg durch größeren Verbrauch gab es bei den antiviralen Mitteln zur systemischen Anwendung und bei den Analgetika. Auch bei den Antidiabetika steigt der Verbrauch seit 15 Jahren an: 2011 lag er bei rund 2 Milliarden Tagesdosen. Das ist fast doppelt so viel wie 1996.

 

Neu beim diesjährigen Atlas ist die regionale Evaluation des Arzneimittelverbrauchs. So ließ sich etwa ein überdurchschnittlicher Verbrauch von Antidiabetika in den östlichen Bundesländern dokumentieren. Der Verbrauch von antiviralen Mitteln (überwiegend HIV) ist wiederum in Berlin, Hamburg und Bremen am höchsten. Generell sind die GKV-Ausgaben für Medikamente in Mecklenburg-Vorpommern am höchsten, dicht gefolgt von Berlin (siehe Grafik). In Bayern liegen die Pro-Kopf-Ausgaben am niedrigsten. Hier geben die Kassen je Versicherten 150 Euro weniger für Arzneimittel aus als in Mecklenburg-Vorpommern.

Der überdurchschnittlich hohe Medikamentenbedarf in Ostdeutschland liegt nach Ansicht der Autoren auch daran, dass dort viele alte Menschen leben. In Berlin wiederum machen sich die hohen Ausgaben für Aids-Medikamente bemerkbar. Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben für die HIV-Versorgung lagen in den meisten Bundesländern zwischen 3 und 8 Euro, in Berlin hingegen bei 51 Euro.

 

Belastung der Industrie

 

Durch die Regionalisierung liefere der Atlas Ausgangspunkte für vertiefende Untersuchungen, so die Autoren. Regionale Unterschiede beim Arzneimittelverbrauch müssten zukünftig mehr bei der Patientenversorgung berücksichtigt werden. Krankenkassen, Ärzte und Pharmaunternehmen könnten so besser kooperieren, um langfristig nicht nur »am Arzneimittel zu sparen, sondern mit dem Arzneimittel«, sagte Bertram Häussler vom IGES-Institut, der Mitautor des Atlas ist. Nach Angaben der Atlas-Autoren ist der Arzneimittel­bereich der einzige große Leistungsbereich der GKV, dessen Ausgaben 2011 rückläufig waren. Der Grund liegt ihrer Meinung nach in der Belastung der Pharmaindustrie. Die Entwicklung von neuen Medikamenten und Innovationen sei durch »einseitige staatliche Regulierungen und Sparmaßnahmen gefährdet«. / 

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