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Unikliniken

Chronisch sieche Hochschulmedizin

23.08.2011  14:55 Uhr

Von Werner Kurzlechner, Berlin / Die Klage der Hochschulmedizin über Investitionsstau und fehlendes Geld ist offenbar nicht unbegründet. Nur zwei Fünftel der Unikliniken erwirtschaften in diesem Jahr einen Überschuss, wie eine neue Studie zeigt.

Vor einigen Wochen bereits schlugen die Hochschulmediziner bei ihrem Innovationskongress Alarm wegen Klammheit (Unikliniken: Heftige Klagen über Unterfinanzierung, PZ 29/2011). Der Verband der Universitätsklinika Deutschland (VUD) unterfütterte diese Bedenken in der vergangenen Woche in Berlin mit Daten aus einer neuen Studie. Befragt wurden die Vorstände aller 32 Unikliniken in der Bundesrepublik, von denen 28 antworteten. Ist nun also die Existenz der Hochschulmedizin hierzulande tatsächlich bedroht? Nun: Ganz so schlimm ist die Lage nicht. Aber die aktuellen Daten zeigen, dass die Klage der Verbandsvertreter über immer knapper werdende Mittel wohl durchaus berechtigt ist – und das mehr oder weniger flächendeckend.

 

Ungesicherte Zukunft

 

Darüber hinaus ist die Situation an manchen Standorten, namentlich in Sachsen-Anhalt, Saarbrücken und Schleswig-Holstein, anscheinend so gravierend, dass eine Zukunft in öffentlich-rechtlicher Hand ungesichert erscheint. Eine Privatisierung, wie derzeit bereits am Uniklinikum Gießen-Marburg im Gange, könnte dort auf Sicht unausweichlich sein, wenngleich die befragten Klinikchefs eine solche Lösung mit klarer Mehrheit ablehnen.

Mit einem Krankheitsbild kann man die Situation der Hochschulmedizin als schon chronisches Siechtum beschreiben, zu dem aktuell noch eine akute Infektion hinzukommt. Der beängstigendste Befund: Nur 39 Prozent der Befragten rechnen für 2011 mit einem Jahresüberschuss. Im Vorjahr hatten noch drei Viertel der Kliniken mehr Geld eingenommen als ausgegeben, 2009 waren es immerhin 68 Prozent. Professor Dr. J. Rüdiger Siewert, Vorsitzender des VUD, führt die Zuspitzung der Lage vor allem auf die hohe Zahl sogenannter Extremkostenfälle, etwa größere Transplantationen, zurück, die im aktuellen DRG-Katalog nicht hinreichend vergütet würden. In der Tat klagen 88 Prozent der Unikliniken über Schwierigkeiten mit den Einzelabrechnungen solcher Fälle. Deutlich kleiner ist mit jeweils rund 30 Prozent der Anteil der Kliniken, denen die Abrechnung von Gerinnungsfaktoren für Bluter und Weiterbildung Probleme bereitet. »Die Weiterbildung wird bislang grundsätzlich nicht vergütet und läuft gewissermaßen nebenher«, so Siewert.

 

Ausnahmslos bezeichnen alle Befragten die Gewichtsverlagerung von der Krankenversorgung hin zur Wirtschaftlichkeit als eine der größten He-rausforderungen. Für 96 Prozent drückt zudem bei der Investitionsfinanzierung der Schuh. Hier beklagt der Verband vor allem, dass seit der Föderalismusreform die finanziell hochgradig überforderten Länder faktisch alleine für die Ausstattung der Unikliniken mit Baumaßnahmen und Großgeräten verantwortlich seien. Der VUD fordert eine Änderung des Grundgesetzes, die dem Bund wieder eine Beteiligung erlaubt.

 

Die Studie beleuchtet auch diese Problematik. 32 Prozent der Kliniken beziffern ihren Investitionsstau auf mehr als 100 Millionen Euro, 74 Prozent gehen mittelfristig von einer Verschärfung aus.

 

LMU ist Drittmittelkrösus

 

Ein Drittel berichtet von einem absoluten Rückgang der Landeszuschüsse für Forschung und Lehre, 85 Prozent indes von einer realen Schrumpfung. Demgegenüber stiegen zwar die Drittmitteleinnahmen im Vorjahr in 73 Prozent der Kliniken an.

 

Aber zusätzliches Geld könne wegen fehlender Großgeräte und Laborflächen mancherorts überhaupt nicht verwendet werden, sagt Siewert. Absoluter Drittmittelkrösus mit über 100 Millionen Euro jährlich ist nach der VDU-Studie die LMU München, gefolgt von der Charité Berlin und der Uni Heidelberg. Schlusslichter sind allesamt Standorte in strukturschwachen Gebieten: Lübeck, Magdeburg, Greifswald, Jena, Saarbrücken, Rostock und Halle-Wittenberg – mithin die in ihrer Existenz bedrohten Standorte. /

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