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Arztbewertung

Begeisterung lässt nach

24.08.2010  17:39 Uhr

Von Nikolaus Nützel / Vor drei Jahren herrschte Aufbruchsstimmung bei Arzt-Bewertungsportalen im Internet. Inzwischen ist bei den privaten Anbietern die Euphorie einer Ernüchterung gewichen. Nun wollen Krankenkassen das Feld für sich gewinnen.

Viele Ärzte stehen jeglichen Bewertungsportalen trotzdem skeptisch gegenüber. Sie fürchten Manipulationen und halten Bewertungen aufgrund ihrer geringen Zahl für nicht aussagekräftig. »Es gibt nur noch drei bis vier relevante Anbieter von Arzt-Bewertungsportalen«, meint Markus Reif, Geschäftsführer beim Internet-Service Jameda mit Sitz in München.

Neben seiner eigenen Firma, die mehrheitlich dem Burda-Konzern gehört, zählt Reif dazu die kommerziellen Konkurrenten Docinsider und Imedo sowie die »Arzt-Auskunft« der gemeinnützigen »Stiftung Gesundheit«. Andere Arzt-Portale, die noch vor zwei bis drei Jahren mit ziemlich ehrgeizigen Ankündigungen auf sich aufmerksam machen wollten, haben faktisch aufgegeben.

 

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So hat die Holtzbrinck-Verlagsgruppe aus ihrer Internet-Präsenz »Helpster« die Arztbewertung herausgenommen. »Helpster« konzentriert sich nur noch auf allgemeine Alltags-Tipps. Zur Seite »Healthpool«, die 2008 auf den Markt gehen wollte, sagt ein Sprecher: »Sie liegt auf Eis«. Das Gleiche gilt für die Seite »Checkthedoc«. Deren Betreiber, Jan-Peter Rudolf, liefert im Internet folgende Erklärung:

 

Es gab Kritik, wonach Ärzte »unter einem frei erdachten Namen sich selbst in höchsten Tönen loben und den Kollegen eine 6 ins Stammbuch schreiben.«

 

Die Gefahr von Manipulation sieht der Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer, Klaus Ottmann, bei allen bislang freigeschalteten Arzt-Bewertungsportalen. »Da ist vieles sehr fragwürdig.« Denn für eine ausführliche Bewertung genügt es in der Regel, eine Internet-Adresse anzugeben. Doch solche Adressen lassen sich bei E-Mail-Diensten in beliebiger Zahl kostenlos beschaffen. Für ein Kurz-Urteil über einen Arzt genügt oft sogar ein einfacher Mausklick.

 

Problematisch findet es Ottmann auch, dass kommerzielle Portalbetreiber es Ärzten ermöglichen, sich gegen Bezahlung besonders auffällig zu präsentieren. Trotz aller Skepsis müsse sich die Ärzteschaft aber mit dem Thema auseinandersetzen, meint der Kammer-Vize: »Ich bin mir ganz sicher, dass wir daran nicht mehr vorbeikommen.«

 

Für besonders interessant hält Ottmann deshalb aktuelle Projekte von Krankenkassen. So will der AOK-Bundesverband unter dem Titel »AOK-Arztnavi« ein Bewertungsportal etablieren. Um eine größtmögliche Unabhängigkeit zu gewährleisten, wurde laut AOK- Bundesverband auch die »Weiße Liste« eingebunden. Bei ihr arbeiten wiederum unter anderem die Verbraucherzentralen, der Sozialverband VdK und die Bertelsmann-Stiftung zusammen. Derzeit sammeln die AOKs in den Testregionen Thüringen, Hamburg und Berlin Erfahrungen mit dem Portal. Erste Ergebnisse könnten Mitte September vorgestellt werden, erklärt ein AOK-Sprecher.

 

Die AOK sichert den Patienten zwar ebenfalls Anonymität bei ihren Bewertungen zu. Um Manipulationen zu verhindern, muss aber die Versichertennummer angegeben werden. Außerdem soll das Patienten-Urteil über einen Arzt erst veröffentlicht werden, wenn wenigstens zehn Bewertungen vorliegen. Noch höher legt die Techniker Krankenkasse die Hürde bei einem eigenen Arzt-Bewertungs-Projekt.

 

Hier sollen vor einer Veröffentlichung mindestens 30 Patienten-Meinungen vorliegen. Die Erfahrungen kommerzieller Bewertungsportale zeigen allerdings, dass solche Zahlen nur schwer zu erreichen sind. Egal ob Jameda, Arzt-Auskunft, Docinsider oder Imedo: Bei vielen Ärzten steht gar keine Bewertung, oder nur eine bis zwei. Rund 60 000 ausführliche Bewertungen zählt beispielsweise Jameda beim eigenen Portal bei rund 450 000 Ärzten und Heilberuflern, die bewertet werden können.

 

»Die Aktivierung der Nutzer ist schwieriger als wir erwartet hatten«, räumt der Jameda-Geschäftsführer Markus Reif ein. Aber er ist sicher, dass die Arzt-Bewertung eine feste Größe im Gesundheitswesen wird.

 

Schließlich gebe es immer wieder technische Neuerungen, die auch die Arzt-Bewertung voranbringen könnten, sagt Reif. So hat Jameda kürzlich ein »App«, also ein Dienstprogramm für das Apple-Multimedia-Handy I-Phone, lanciert. Und Docinsider hofft, dass möglichst viele Ärzte dem Beispiel eines Internisten aus Mönchengladbach folgen. Er hat Anfang Juli in seiner Praxis ein Apple-I-Pad aufgebaut, über das die Patienten sofort eine Bewertung abgeben können. »Eine Erfolgsstory«, jubelt man bei Docinsider. /

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