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Großhandel

Niemand hat die Absicht

22.08.2006  10:49 Uhr

Großhandel

<typohead type="3">Niemand hat die Absicht

Von Thomas Bellartz

 

Jedes Jahr wird in Berlin am 13. August des Beginns des Mauerbaus gedacht. Unvergessen ist in diesem Zusammenhang das Zitat von Walter Ulbricht »Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen« und das was folgte. Am 13. August 2006 fiel der Satz sehr ähnlich - ein Pharmagroßhändler nahm die Steilvorlage früherer Zeiten an.

 

Wer am 13. August 2006 die »Welt am Sonntag« in Händen hielt, las viel vom Tag des Mauerbaus. Damals, vor genau 55 Jahren, hatte die Deutsche Demokratische Republik damit begonnen, sich mit einer Mauer gegen den Westen zu schützen. Der Rest der Geschichte ist bekannt. Und auch der Tag zuvor. Regierungschef Ulbricht hatte der Welt versichert, niemand habe die Absicht - man weiß schon.

 

In der WamS jedenfalls ließ Dr. Thomas Trümper einen fast haargenau identischen Satz fallen: »Niemand hat die Absicht, eine Apothekenkette aufzubauen.« Der Rest ist noch nicht Geschichte. Dasselbe Zitat wiederholte sich tags darauf im Nachrichtenmagazin »Focus«. Trümper sprach übrigens als Vorstandsvorsitzender der Andreae Noris Zahn AG (Anzag). Doch mitunter hat der 55-jährige Manager aus Frankfurt am Main auch einen anderen Hut auf, nämlich den des Vorsitzenden des Bundesverbandes des Pharmazeutischen Großhandels (Phagro).

 

Nun wäre es freilich unsinnig, Trümper zu unterstellen, er plane und tue genau das, von dem er am Vortag sagte, er werde es ganz bestimmt nicht tun. Indes ist es nicht bei der WamS geblieben. Denn Trümper sagte nicht nur, er selbst oder die Anzag habe nicht die Absicht, eine Apothekenkette aufzubauen. Nein. Trümper sprach generell von »Niemand«.

 

Dabei müsste es der Vorstandschef beileibe besser wissen oder sich zumindest in Vorsicht üben. Denn innerhalb der Anzag halten diejenigen Unternehmen zurzeit die Mehrheit der Anteile, die im Ausland Apothekenketten betreiben. Knapp 30 Prozent der Anteile hält die europäische Nummer drei, AllianceUniChem, je knapp 12,5 Prozent die Konzerne Celesio AG und Phoenix AG. Celesio ist die Nummer eins in Europa, Phoenix die Nummer zwei.

 

Ob keines dieser Unternehmen, die europaweit Tausende Apotheken betreiben, ein Interesse am deutschen Markt hat? Jedenfalls verhält sich der Phagro still, und auch die meisten anderen Großhändler. Lediglich Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle ließ via Frankfurter Allgemeine wissen, dass man nicht daran denke, in einen unsicheren Markt einzusteigen, allerdings für den Fall der Fälle einen Plan in der Tasche habe.

 

Nach seiner freiwillig-unfreiwilligen Ulbricht-Adaption bleibt Trümper indes nicht in Deckung, sondern sucht weiterhin die Offensive und auch die Öffentlichkeit. Mitte vergangener Woche verbreitete die Anzag eine Presseerklärung, Titel: »Anzag steht zur selbstständigen Apotheke«. Das ist grundsätzlich nicht überraschend, weil alle Geschäftspartner von Apotheken dies immer wieder gerne bekunden. Analog zu »Im Mittelpunkt muss der Patient stehen« und anderen Allgemeinplätzen.

 

Man setze »auch in Zukunft auf die Partnerschaft mit der selbstständigen, inhabergeführten Apotheke«, heißt es bei der Anzag. Man plane »keine Aktivitäten« in Richtung Apothekenketten. Die Kunden wird's gefreut haben. Dann informiert die Pressemitteilung allerdings darüber, dass es »nach dem so genannten DocMorris-Urteil vom 9. August« in der Presse Vermutungen gegeben habe, dass unter anderen die Anzag die Gründung einer Apothekenkette vorbereite. Diesen Spekulationen hält Trümper entgegen: »Für uns als langjährigen Partner der selbstständigen deutschen Apotheke würde dies wenig Sinn machen. Unsere Ausrichtung und damit unser gemeinsamer Erfolg basieren auf dieser Partnerschaft.« Die Unternehmensleitung sei sich sicher, dass sie mit der selbstständigen Apotheke auch zukünftig auf das richtige Pferd setze: Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigten, dass Ketten im Vergleich zu der inhabergeführten Apotheke weder einen signifikanten Preisvorteil noch eine Verbesserung in der Versorgungsqualität erzielen könnten.

 

Nicht wenige Branchenkenner waren von dieser Mitteilung überrascht. Denn es hatte bislang faktisch keinerlei Medienberichte gegeben, die das, was Trümper negiert, wiedergegeben hätten.

 

Indes weisen die Verlautbarungen einen anderen Weg. Denn Apotheken werden bereits seit einigen Tagen von Vertriebskräften, Immobilienagenturen und vielen anderen Unternehmen förmlich mit Angeboten, Vertragsmustern und vielem mehr bombardiert. Hintergrund ist die Entwicklung in der Angelegenheit DocMorris. Die Goldgräber und Abzocker sind wieder unterwegs.

 

Rechtsexperten und Steuerberater warnen eindringlich davor, unseriöse oder vermeintlich seriöse Angebote anzunehmen. Schon die ABDA, Kammern und Verbände, aber auch die Politik hatten in den vergangenen Tagen darauf hingewiesen, dass es eine eindeutige Rechtslage gebe. Und daran ändert auch, jenseits des PR-Popanz von DocMorris & Co., keine Absichtserklärung etwas, ob in der Linie Ulbrichts oder entgegengesetzt.

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