Pharmazeutische Zeitung online

Mit Krebsmedikamenten gegen Zytomegalie-Viren

16.08.2017  09:35 Uhr

Von Sven Siebenand / Kinasehemmer könnten eines Tages auch als antivirale Medikamente zum Einsatz kommen. Eine Gruppe um Professor Dr. Manfred Marschall vom Virologischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen erforscht diese Arzneistoffklasse, um eine Therapie gegen Zytomegalie-­Viren (CMV) zu entwickeln. Das meldet die Wilhelm-Sander-Stiftung, die medizinische Forschung fördert.

 

Rund 60 Prozent der Bevölkerung tragen die zu den Herpesviren gehörenden CMV in sich. Für immunkompetente Erwachsene sind die Viren in der Regel harmlos, für Personen mit geschwächtem Immunsystem jedoch nicht. 

 

Auch für Schwangere ist eine ­Infektion ein ernstzunehmendes Pro­blem: In circa 15 Prozent der Fälle zeigen infizierte Neugeborene Krankheitssymptome. Von den betroffenen Kindern sterben 10 bis 20 Prozent und ein hoher Anteil leidet unter Folgeschäden, sehr häufig Taubheit. Bislang gibt es weder eine Impfung gegen das Virus noch ein zufriedenstellendes Medikament für den Einsatz bei Schwangeren. Der Einsatz von Virostatika wie Ganci­clovir wird bei Schwangeren nicht empfohlen.

 

»Infektionen mit humanen Herpesviren, wie CMV, ähneln in mehrerlei Hinsicht den molekularen Vorgängen bei Krebserkrankungen: In beiden Fällen werden Gewebezellen zur Teilung angeregt, es werden Signalabläufe in den Zellen hochreguliert und Proteine in ihrer Funktion fehlgeleitet«, so Marschall. Mit seiner Arbeitsgruppe konnte er zeigen, dass die viruseigene Proteinkinase pUL97 den zellulären Kinasen ähnelt. Die Struktur von pUL97 mittels Kristallisation und Röntgenstrukturanalyse exakt abzubilden, ist derzeit noch nicht gelungen.

 

Mittels Computersimulation konnte man jedoch eine Vorhersage der Struktur erstellen, inklusive möglicher Bindetaschen, an denen Kinasehemmer andocken könnten. Auf Basis dieser Vorhersage ließen sich verschiedene Wirkstoffe auf ihre Eignung als Inhibitoren analysieren beziehungsweise chemisch so weiterentwickeln, dass sie einen geeigneten Inhibitor darstellen. Dabei kristallisierten sich Chinazolin-Derivate als geeignete Kandidaten heraus, beispielsweise das im Lungenkrebsmedikament Iressa® enthaltene Gefitinib. In einer Publikation im Fachjournal »Antiviral Research« stellt eine Forschergruppe um Seniorautor Marschall weitere Substanzen mit einer ähnlichen Struktur vor (DOI: 10.1016/j.antiviral.2016.08.005).

 

Die Forscher sind der Meinung, dass die Chinazolin-Derivate gut geeignet sind, um daraus ein antivirales Medikament abzuleiten. »Wir haben einen Prototypen entwickelt. Nun ist weitere Unterstützung gefragt, um die Entwicklung eines marktreifen Medikaments zu realisieren«, so Marschall. /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa