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Fehlentwicklung

10.08.2016  09:04 Uhr

Der Antibiotikaverbrauch in der Tierhaltung ist gesunken, doch das ist nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Bei genauer Betrachtung stellt man nämlich fest, dass 2015 zwar insgesamt weniger Antibiotika an Tiere verfüttert wurden als im Vorjahr, dafür aber mehr von den falschen. Falsch sind in diesem Zusammenhang Fluorchinolone und Drittgenerations- Cephalosporine, weil sie für Menschen unentbehrliche Wirkstoffe dar­stellen. Diese haben im Tierstall nichts zu suchen; zu groß ist die Gefahr der Resistenzentwicklung (lesen Sie dazu Statistik: Weniger Antibiotika an Tiere verfüttert).

 

Das Problem steigender Resistenzraten ist auch ein Thema für die ­Politik, spätestens seit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) es im vergangenen Jahr auf die Agenda des G7-Gipfels in Deutschland setzte. Bundesgesundheits­minister Hermann Gröhe (CDU) will nun dafür sorgen, dass Antibiotika »zielgenauer«, also seltener, verordnet werden (lesen Sie dazu Kampf gegen Resistenzen: Antibiotika «zielgenau» einsetzen). Das tut laut den aktuellen Verordnungszahlen vor allem in den alten Bundes­ländern not (lesen Sie dazu Antibiotikaverordnungen regional unterschiedlich). Ein sparsamer Umgang mit den Wirk­stoffen bleibt ohne negative Konsequenzen für die Patienten, das hat gerade erst eine englische ­Studie gezeigt (lesen Sie dazu Atemwegsinfekte: Antibiotikaverzicht gefahrlos möglich).

 

Will man die Resistenzen bei Menschen zurückdrängen, sind Maßnahmen zur Erhöhung der Verschreibungsdisziplin nur eine Komponente. Mindestens genauso wichtig ist es, dass Verbraucher nicht mit der ­Nahrung Resistenzen aufnehmen. Wie leicht das geschehen kann, zeigt die Aufregung, die das Auftreten des Colistin-Resistenzgens MCR-1 aus­gelöst hat. Dieses macht ein Antibiotikum unwirksam, das beim ­Menschen die letzte Verteidigungslinie gegen multiresistente Keime bildet. In der Veterinärmedizin wird es – wegen zunehmender Resistenzen gegen ­andere Wirkstoffe – ­immer mehr verwendet.

 

Die Europäische Arzneimittelagentur hat kürzlich dazu gemahnt, weniger Colistin in der Tierhaltung einzusetzen. Das muss für alle Antibiotika gelten, die beim Menschen Reservesubstanzen sind. Es wird aber nur funktionieren, wenn die Anfälligkeit der Tiere für Infektionen durch art­gerechte Haltungsbedingungen gesenkt wird. Tierische Produkte wie Fleisch, Eier und Milch müssen deshalb teurer werden. Indem Verbraucher nicht zum Discount-Schnitzel, sondern zur Bioware greifen, können sie selbst etwas gegen Antibiotikaresistenzen tun.

 

Annette Mende

Redakteurin Pharmazie

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