Pharmazeutische Zeitung online
Schwarz auf Weiß

Warum Lesen kurzsichtig macht

31.07.2018  15:21 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Lesen erhöht bekanntlich das Risiko, eine Kurzsichtigkeit (Myopie) zu entwickeln. Eine mögliche Erklärung für den Zusammenhang stellen nun Forscher des Universitätsklinikums Tübingen im Fachjournal »Scientific Reports« vor (DOI: 10.1038/s41598-018-28904-x).

 

Demnach spielt die Kontrastpolarität der Texte eine Rolle. Mit anderen Worten: Schwarze Schrift auf weißem Grund scheint das Augapfelwachstum und damit eine Myopie zu fördern, weiße Schrift auf schwarzem Grund hingegen das Gegenteil zu bewirken.

 

Lange wurde angenommen, dass zu wenig Akkommodation beim Lesen das scharfe Bild etwas hinter die Netzhaut verlegt, was die Netzhaut veranlasst, das Auge schneller wachsen zu lassen. Das Team um Andrea C. Aleman fand aber einen anderen Grund. Anders als eine Digitalkamera, die jeden Pixel ausliest, misst die Netzhaut hauptsächlich Unterschiede zwischen benachbarten »Pixeln«, den Photorezeptoren. Hierfür gibt es höher geschaltete Zellen, die die Informationen aus Photorezeptoren ihrer Umgebung sammeln und bewerten, ob in ihrem rezeptiven Feld die Mitte heller und die Umgebung dunkler ist. Diese heißen ON-Zellen. Die OFF-Zellen dagegen bewerten, ob die Mitte dunkler und die Umgebung heller ist. Aus Tierexperimenten war bereits bekannt, dass die Stimulation der ON-­Zellen das Augenwachstum eher hemmt, die Stimulation der OFF-Zellen es aber verstärken kann.

 

Bei normalen Seherfahrungen werden beide Typen ähnlich stark gereizt. Beim Lesen ist das aber nicht so. Mithilfe einer Reizstärkemessung stellten die Tübinger Forscher fest, dass dunkler Text auf hellem Hintergrund hauptsächlich die OFF-Zellen reizt, während heller Text auf dunklem Hintergrund hauptsächlich die ON-Zellen aktiviert. Bei Probanden, die zuvor Texte gelesen hatten, veränderte sich zudem die Dicke der Aderhaut. Diese liegt hinter der Netzhaut und ihre Dicke sagt das Wachstum des Auges voraus: Wird sie dünner, wächst er, wird sie dicker, bleibt das Augenwachstum gehemmt. Aleman und ihre Kollegen konnten zeigen, dass bereits nach 30 Minuten Lesen die Aderhaut dünner wurde, wenn schwarzer Text auf weißem Grund gelesen wurde, und dicker bei umgekehrtem Kontrast.

 

Den Textkontrast umzukehren, wäre demnach eine einfache Maßnahme, die Myopieentwicklung aufzuhalten – zumindest beim Lesen auf Tablet oder Computer. Diese Strategie gegen die Entwicklung von Kurzsichtigkeit muss noch verifiziert werden. Dazu haben die Tübinger Wissenschaftler bereits eine Studie mit Schulkindern geplant, heißt es in einer Pressemitteilung der Universitätsklinik. /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa