Jede vierte Praxis birgt Hürden |
30.07.2014 11:01 Uhr |
Von Anna Hohle / In Deutschland sind nur sehr wenige Arztpraxen für Behinderte gut zu erreichen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor. Besonders schlecht sieht es in puncto Barrierefreiheit bei den Zahnärzten aus.
Jeder muss ab und zu zum Arzt. Das gilt auch für Menschen die schlecht oder gar nicht hören, sehen oder laufen können. Gerade Behinderten wird der Besuch beim Mediziner aber oft unnötig schwer gemacht. Die Linken-Politikerin Sabine Zimmermann hat dieses Thema nun auf die politische Tagesordnung gebracht. Sie bat die Bundesregierung in einer Anfrage um genaue Zahlen zum Stand der Barrierefreiheit in deutschen Arztpraxen.
Angepasstes körperliches Training gehört zur Therapie immer dazu.
Foto: Your Photo Today
Düsteres Bild
Die Antwort der Regierung kam prompt und zeichnet ein düsteres Bild der derzeitigen Situation. Laut der Stiftung Gesundheit, die Mediziner regelmäßig zum Stand der Barrierefreiheit in ihren Praxen befragt, bieten gerade einmal 22 Prozent der deutschen Allgemeinmediziner einen behindertengerechten Zugang zu ihrer Praxis, etwa durch Aufzug oder Rampe. Über eine barrierefreie Toilette oder behindertengerechte Untersuchungsmöbel verfügen sogar nur 2 Prozent.
Kaum besser sieht es bei Internisten, Gynäkologen, Urologen oder HNO-Ärzten aus. Auch hier verfügt jeweils nur ein knappes Drittel der Praxen über einen barrierefreien Zugang. Am besten schneiden mit 37 Prozent die Radiologen ab. Schwierig wird es für Behinderte dagegen, wenn sie Zahnprobleme haben: Nur 15 Prozent der zahnärztlichen und kieferchirurgischen Praxen lassen sich barrierefrei erreichen und nur 1 Prozent hat eine behindertengerechte Toilette. Zur Frage, wie viel Prozent der deutschen Ärzte Orientierungs- und Kommunikationshilfen für Seh- oder Hörbehinderte bieten, konnte die Bundesregierung keine Zahlen nennen. Diese Kriterien würden jedoch »nur selten erfüllt«, heißt es in der Antwort.
In Sachen Barrierefreiheit in Arztpraxen müsse sich dringend etwas tun, fordert Verena Bentele, Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, im Interview mit der PZ (lesen Sie dazu Inklusion: Andere sind weiter als wir). Bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hieß es, der behindertengerechte Umbau alter Praxen sei zwar begrüßenswert, jedoch nicht immer einfach. Je nach Region gebe es teilweise baurechtliche Einschränkungen. Auch sei die Umrüstung sehr teuer. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung verwies ebenfalls auf die hohen Kosten und forderte, an den nötigen Investitionen sollten sich auch die Krankenkassen beteiligen. /