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Anorexia athletica

»Leichter« auf das Siegertreppchen?

31.07.2012  14:57 Uhr

Von Maria Pues / Weniger Gewicht kann in etlichen Sportarten Vorteile bringen. Doch zuweilen zahlen leistungsorientierte Sportler dafür einen hohen Preis.

Bereits im Jahr 1980 wurde der Begriff »Anorexia athletica« für eine durch Sport ausgelöste Magersucht zum ersten Mal verwendet. Seither macht er meist wenig von sich reden. Sportliche Großereignisse ändern dies in gewissen Abständen.

Athletica oder nervosa?

 

Im Gegensatz zur Anorexia nervosa, die durch eine Störung der Selbstwahrnehmung (Körperschemastörung) gekennzeichnet ist, gilt die Sportlermagersucht nicht als psychiatrische Erkrankung. Dünnsein bis zur Magerkeit ist bei ihr nicht Ziel, sondern »Mittel zum Zweck«, nämlich die sportliche Leistungsfähigkeit über das durch reines Training erreichbare Maß hinaus zu steigern. Wie bei jeder Gewichtsreduktion gibt es dazu zwei Möglichkeiten: die Kalorienzufuhr zu vermindern und/oder den Energieverbrauch durch zusätzliches Training zu steigern. Von den Betroffenen wird besonders vor Wettkämpfen meist beides exzessiv praktiziert – bis zum Untergewicht. In wettkampfarmen Zeiten normalisiert sich das Essverhalten häufig wieder. Ein Hinübergleiten in eine Anorexia nervosa kann aber vorkommen. Möglicherweise besteht bei diesen Betroffenen zusätzlich zum ausgeprägten sportlichen Ehrgeiz eine Disposition zur Anorexia nervosa.

 

Im englischsprachigen Raum findet man in der wissenschaftlichen Literatur häufig auch die Bezeichnung »Female athlete trias«. Diese bezeichnet einen Symptomenkomplex aus Essstörung, Ausbleiben der Monatsblutung (Amenorrhö) und Abnahme der Knochenmasse (Osteopenie). Sie umfasst allerdings nur einen – wenn auch nicht unerheblichen – Teilbereich der Sportlermagersucht. Männer schließt diese Bezeichung von vornherein aus. Neuere Studien weisen zudem darauf hin, dass eine Sportlermagersucht über die bekannten Schädigungen hinaus auch die Funktion der Blutgefäße beeinträchtigen kann.

 

Dreh- und Angelpunkt der Schädigungen ist der Hypothalamus. Dort führt das ausgeprägte Energiedefizit zu hormonellen Entgleisungen, die sich bei Frauen unter anderem in einem starken Estrogenmangel, bei Männern in einem Testosteronmangel zeigen, welcher sich negativ auf die Muskulatur auswirken kann.

 

Der Körper versucht, der Energiemangelsituation mit einer Abnahme des Grundumsatzes zu begegnen, auf die manche Sportler jedoch wiederum mit zusätzlichem Training reagieren, um den gewünschten Effekt doch noch zu erreichen. Dabei bewegen sie sich auf einem schmalen Grat, mit dem verminderten Gewicht möglicherweise tatsächlich schöner oder schneller zu sein beziehungsweise höher oder weiter hinaus zu kommen als die Konkurrenz – oder statt auf dem Siegertreppchen beim Sanitäter zu landen. Häufig kommt es tatsächlich zu einem – vorübergehenden – Leistungshoch, dem infolge der nährstoffmangelbedingten Störungen unter anderem hormoneller Regelkreise allerdings nicht selten ein Absturz folgt. Wie ausgeprägt die jeweiligen Folgeschäden auftreten, hängt unter anderem vom Zeitraum ab, den eine Anorexia athletica andauert.

 

Keine reine Frauensache

 

Die Zahlen zur Prävalenz der Erkrankung streuen in einem sehr weiten Bereich. Eine Ursache könnte in der uneinheitlichen Gestaltung der Studien liegen. Zudem ist das Risiko für eine Essstörung bei unterschiedlichen Sportarten unterschiedlich hoch. Wissenschaftler unterscheiden heute verschiedene sogenannte Gewichtsrisikosportarten. Dazu gehören Ausdauersportarten wie Triathlon. Durch Verminderung der Körperfettmasse kann bei diesen die Leistung gesteigert werden. In Sportarten, bei denen Wettkämpfe in unterschiedlichen Gewichtsklassen ausgetragen werden, zum Beispiel Ringen, sind Sportler durch exzessives Abnehmen zumeist bestrebt, in eine niedrige Gewichtsklasse eingruppiert zu werden. Dadurch erhoffen sie sich eine günstigere Konkurrenzsituation. Optimierte Bewegungsabläufe, aber auch vorherrschende Ansichten über das, was als schön gilt, spielen vor allem bei ästhetischen Sportarten wie Turnen, Tanzen oder Eiskunstlauf eine große Rolle.

 

Manche Studien finden bei Männern und Frauen große Unterschiede in der Prävalenz zur Sportlermagersucht. Danach scheinen Frauen häufiger betroffen zu sein. Allerdings wurden manche Untersuchungen überhaupt nur mit Frauen durchgeführt. Manche Wissenschaftler gehen auch von einem mehr oder weniger ausgeprägten Underreporting aus: Männer suchen seltener Hilfe, Essstörungen werden bei ihnen oft erst spät erkannt. /  

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