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Medikamenten-induzierter Kopfschmerz

Therapie in drei Stufen

18.07.2018  10:29 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler / Ein zu häufiger, zu langer oder zu hoch dosierter Einsatz von Schmerz- und Migränemitteln kann episodische Kopfschmerzen zur chronischen Krankheit machen. Zur Therapie empfehlen die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) in einer neuen S1-Leitlinie ein dreistufiges Vorgehen.

Von chronischem Kopfschmerz durch Übergebrauch von Medikamenten (Medication Overuse Headache, MOH) sprechen Ärzte, wenn Patienten mit vorbestehenden primären Kopfschmerzen, zum Beispiel Migräne oder Kopfschmerz vom Spannungstyp, mindestens drei Monate lang an 15 oder mehr Tagen im Monat unter Kopfschmerzen leiden und an mehr als 14 Tagen im Monat Schmerzmittel oder an mehr als neun Tagen Migränemittel (Triptane oder Mutterkornalkaloide), Opioide oder Analgetika-Kombinationen einnehmen. Die neue S1-Leitlinie »Diagnose und Therapie des Kopfschmerzes durch Übergebrauch von Schmerz- und Migränemitteln« grenzt davon Kopfschmerzen ab, die durch Medikamente induziert werden, die nicht im Zusammenhang mit der Kopfschmerzbehandlung stehen. Typische Auslöser sind ­Nitrate, Phosphodiesterase-Hemmer wie Sildenafil, Lithium, Tetracycline und Präparate der Hormonersatz­therapie.

 

Häufiger bei Frauen

 

Die weltweite Prävalenz des MOH liegt zwischen 0,7 und 1 Prozent. In Deutschland sind nach Angaben der Fachgesellschaften mindestens eine halbe Million Menschen betroffen. »Das Krankheitsbild ist häufiger bei Frauen sowie bei ­Patienten mit Depressionen, Angst­erkrankungen oder anderen chronischen Schmerzen wie Rückenschmerzen«, ­berichtet Professor Dr. Hans-Christoph Diener, Neurologe aus Essen und Erst­autor der Leitlinie, in einer Pressemeldung von DGN und DMKG. Umso wichtiger sei es, dass Kopfschmerzspezialisten, Neurologen, Hausärzte und Apotheker die Betroffenen über das Risiko auf­klären und zu wirksamen Behandlungsalternativen beraten.

 

Die Leitlinie beschreibt ein dreistufiges Vorgehen bei MOH. Erste Maßnahme: Schulung und Beratung der Patienten mit dem Ziel, die Einnahme von Akutmedikamenten zu reduzieren. In einem zweiten Schritt empfiehlt die Leitlinie eine Prophylaxe. Bei Patienten mit chronischer Migräne sind Topiramat, Onabotulinumtoxin A und Amitriptylin wirksam, bei Patienten mit Kopfschmerz vom Spannungstyp Amitriptylin. Multimodale Ansätze sind anzustreben, auch wenn es dazu nur wenige randomisierte Studien gibt.

 

Reichen Edukation und medikamentöse Prophylaxe nicht aus, folgt auf dritter Stufe die Medikamentenpause. Dieser Entzug ist je nach Konstellation ambulant, tagesklinisch oder stationär möglich. Bei Opioid-Gebrauch muss er stationär erfolgen. Patienten, die Analgetika oder Triptane einnehmen, können diese abrupt absetzen. Opioide, Barbiturate und Tranquilizer sollten langsam ausgeschlichen werden.

 

Beim abrupten Absetzen von Migränemitteln oder Analgetika entwickeln die meisten Patienten ein Entzugssyndrom mit Kopfschmerzen, autonomen Symptomen, Angst- und Schlafstörungen. Diese Beschwerden halten zwei bis sieben Tage an und werden mit Flüssigkeitsersatz, Antiemetika und intermittierend zurückhaltend mit Analgetika behandelt. In Deutschland wird unter anderem Acetylsalicylsäure intravenös appliziert. Auch Corticosteroide werden eingesetzt. Diese Therapien beruhen auf einem Expertenkonsens, nicht auf kontrollierten Studien.

 

Die Erfolgsrate der gestuften Therapie geben die Leitlinienautoren mit 50 bis 70 Prozent nach sechs bis zwölf Monaten an. Bei Patienten mit Opioid-Übergebrauch sei eine hohe Rückfall­rate bekannt.

 

Besser vorbeugen

 

Damit Kopfschmerz durch ein Übermaß an Medikamenten erst gar nicht entsteht, raten die Experten zur konsequenten Vorbeugung. Hierzu empfehlen sie unter anderem Ausdauersport, Entspannung und Stressmanagement. Auch die Verhaltenstherapie habe sich in der Prophylaxe als wirksam erwiesen. Die Möglichkeiten der Prävention würden aber längst nicht ausgeschöpft, ­bedauert Privatdozentin Dr. Stefanie Förderreuther, Präsidentin der DMKG. »Viele Patienten wissen schlicht nicht, dass man vorbeugend gegen Kopfschmerzen vorgehen kann.« /

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