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Pharmaweekend 2006

Nach Vortragsmarathon zum Fußball

17.07.2006  15:52 Uhr

Pharmaweekend 2006

<typohead type="3">Nach Vortragsmarathon zum Fußball

von Lars Hilbig, Braunschweig

 

Bereits zum vierten Mal fand Ende Juni das Pharmaweekend, der Kongress der Pharmaziestudenten, statt. Austragungsort 2006 war Braunschweig. Nach den Vorträgen und Workshops wurde abends gefeiert und der Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Schweden bejubelt.

 

Auch im Eröffnungsvortrag ging es um Sport beziehungsweise eher um unsportliches Verhalten: Professor Dr. Wilhelm Schänzer von der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) griff mit Sportdoping ein stets aktuelles Thema auf. Er gab den Zuhörern einen Überblick über die Dopingliste, Gesetzesgrundlagen und durchgeführte Kontrollen. Auf der Dopingliste stehen unter anderem Anabolika, Hormone, Diuretika, Cannabinoide und Glucocorticoide sowie Methoden zur Verbesserung der Sauerstoffversorgung.

 

Professor Dr. Peter Imming vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Halle-Wittenberg referierte über Drogenabhängigkeit und Wege der Therapie. Er teilte die Suchtstoffe in vier »Paradiese« ein, sortiert nach den Empfindungen, die sie beim Konsumenten auslösen und betonte, dass oft die gesellschaftlichen Umstände eine entscheidende Rolle bei der Suchtentstehung spielen. 

 

Warnsignale bei Herzinfarkt erkennen

 

Professor Dr. Lutz Hein vom Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Universität Freiburg beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der aktuellen Pharmakotherapie des Herzinfarkts und zeigte alte und neue Strategien auf, mit denen in Zukunft bessere Prognosen bei chronischer Herzinsuffizienz erwartet werden.

 

Im Jahr 2001 war die Sterblichkeit nach Herzgefäßkrankheiten im Vergleich zu Krebserkrankungen mehr als doppelt so groß, so Hein. Grund dafür sei unter anderem die im Vergleich zu anderen Ländern sehr lange Dauer bis zur Behandlung nach einem Notruf. Während in den USA durchschnittlich nur 30 Minuten bis zum Eintreffen im Krankenhaus vergehen, liegt der europäische Durchschnitt bei 2,3 Stunden. Komme es innerhalb der ersten 90 Minuten nach einem Herzinfarkt zur Behandlung, sinke das Risiko für Folgeschäden. Nach vier bis sechs Stunden blieben nur noch minimale Chancen, bleibende Schäden zu verhindern.

 

Auf schnelle Hilfe zielen auch die neuen Empfehlungen des Europäischen Wiederbelebungsrates aus dem Jahr 2005. Zuerst wird geprüft, ob das Opfer noch bei Bewusstsein ist. Ist dies nicht der Fall, soll Hilfe geholt und für maximal 10 Sekunden geprüft werden, ob Atmung vorhanden ist. Atmet das Opfer nicht normal, soll sofort ein Krankenwagen gerufen und anschließend direkt mit der Herzmassage (30 Thoraxkompressionen gefolgt von zwei Atemspenden) begonnen werden. Hein wies darauf hin, dass eine Suche nach Blutdruck zu viel Zeit kosten würde, da die Überlebenschance mit jeder Minute, in der nicht wiederbelebt werde, um 7 Prozent sinke. Angst vor Krankheitsübertragungen bei der Atemspende müsse man nicht haben, bisher sei kein Fall von HIV-Übertragung auf diesem Wege gemeldet. Als wichtigen Schritt zur frühzeitigen Erkennung nannte Hein die klassischen Symptome wie Brustschmerz, kalter Schweiß und Atemnot, die schon wenige Sekunden nach einer Thrombose zum Ausdruck kommen können.

 

Banane oder Impfbanane

 

Dass Nahrungsmittel mehr als nur »Nahrung« sein können, erläuterte Professor Dr. Klaus-Dieter Jany, Direktor des Zentrums für Molekularbiologie und der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel. »Functional Food« habe in der Regel einen Zusatznutzen wie Förderung der Gesundheit. In Form von Vitaminzusätzen, Omega-3-Fettsäuren und probiotischen Mikroorganismen finden sich viele funktionelle Lebensmittel schon heute in den Regalen, jedoch sind nach Jany in Zukunft weitere Anwendungen denkbar. Als Beispiel nannte er Tomaten mit erhöhtem Lycopin-Gehalt zum Schutz vor Prostata-Krebs und Herzkrankheiten oder »Impfgemüse« gegen Cholera und Tuberkulose.

 

Professor Dr. Stephanie Läer, Leiterin Klinische Pharmazie und Pharmakotherapie an der Universität Düsseldorf, gab Einblicke in die Problematik bei Klinischen Studien mit Kindern und nannte Lösungsansätze. Für den Gebrauch von Medikamenten bei Kindern gibt es häufig entweder keine Empfehlungen, lediglich lineare, nicht immer zutreffende Extrapolationen oder sogar falsche Angaben, so Läer. Bis zu 90 Prozent der bei Kindern eingesetzten Medikamente auf Intensivstationen seien nicht speziell für Kinder zugelassen, die bekannten Werkzeuge für Studienzwecke nicht auf Kinder übertragbar. So gebe es bei Kindern schon aus ethischer Sicht keine Phase-I-Studien. Vertraue man auf lineare Hochrechnungen, könne es zu Über- oder Unterdosierungen kommen, da Kinder eine heterogene Population bilden mit Organen in schnellen Entwicklungsprozessen und einem limitierten Blutvolumen. Am Beispiel eines acht Wochen alten Säuglings mit supraventrikulärer Tachykardie verdeutlichte Läer, dass es keine Dosierschemata für Säuglinge gibt. Empirisch ermittelte Daten ließen den tatsächlichen Wirkstoffspiegel im Patienten unberücksichtigt, würden bloß Dosis und Effekt in Zusammenhang setzen.

 

Als Lösung kommt eine auf Pharmakokinetik und Pharmakodynamik basierte Dosierung zum Einsatz, deren Grundlage virtuelle Patientengruppen bilden. Somit lassen sich nachweislich Wirkstoffspiegel ermitteln, mit denen effektiv therapiert werden kann.

 

Weitere Fortschritte beim Einsatz von Arzneimitteln bei Kindern sind im Zuge eines neuen EU-Gesetzes vom 1. Juni 2006 zu erwarten. Der Patentschutz für Neuzulassungen verlängert sich ab dem Jahre 2007 um sechs Monate gegenüber herkömmlichen Medikamenten, wenn der Hersteller spezielle Untersuchungen der Wirkung und Nebenwirkungen an Kindern durchführt. In den USA gibt es ein vergleichbares System bereits seit fast zehn Jahren.

 

Per Magnetkraft zum Wirkort

 

Privatdozent Dr. Christian Plank vom Institut für Experimentelle Onkologie und Therapieforschung (IEO) des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München stellte unter dem Thema »Localized nucleic acid delivery using magnetic nanoparticles« MagnetofectionTM vor. Das System beruht auf der Assoziation von arzneilich wirksamen Bestandteilen mit magnetischen Nanopartikeln, die durch Magneten schnell und direkt zu den Zielzellen geleitet werden können. Erfolgreich erprobt ist das System bereits an Katzen mit Fibrosarkom-Erkrankungen. Nach der Entfernung des Tumors bildeten sich in etwa 75 Prozent der Fälle neue Tumore aus, während bei vorhergehender Behandlung mit Nanopartikeln die Quote auf 40 Prozent gesenkt werden konnte. Der Vorteil bei der Therapie ist das günstige Verhältnis von eingesetzter Dosis zu Wirkort-Wirkstoffkonzentration. Durch die gezielte Steuerung der Wirkstoffe kann mit kleinen Dosen gearbeitet werden, wodurch Nebenwirkungen reduziert werden. Magnetische Steuerung alleine funktioniert in der Praxis nur unzulänglich, da der physiologische Blutstrom der Bewegung entgegenwirken kann. Gelöst wird dieses Problem durch Erzeugung magnetischer »Microbubbles«, kleinen gasgefüllten Mikrosphären, in denen sich Wirkstoff und hohe Dosen magnetischer Nanopartikel befinden. Durch die so gewonnene Flexibilität kann der Trägerstoff mit dem Arzneimittel viel besser durch ein angelegtes magnetisches Feld bewegt werden.

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