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Elektrochemotherapie

Strom macht Zellen porös

Datum 13.07.2016  09:02 Uhr

Von Annette Mende / Bei der Elektrochemotherapie werden Krebszellen kurzen elektrischen Pulsen ausgesetzt. Das macht sie durchlässiger für Zytostatika, sodass sich die Zellgifte in den Tumor­zellen anreichern. Bei Hauttumoren ist das Verfahren bereits etabliert, jetzt liegen positive Ergebnisse bei Kopf-Hals-Tumoren vor.

Für Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, bei denen Standardtherapieverfahren entweder versagt haben oder nicht infrage kommen, stellt die Elektrochemotherapie eine mögliche Option dar. In einer europaweiten Studie mit 99 Patienten führte die Kombination aus elektrischen Pulsen und einer Chemotherapie mit Bleomycin zu hohen Ansprechraten und einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität. Darüber berichten Wissenschaftler um Giulia Bertino von der Universität Pavia im »European Journal of Cancer« (DOI: 10.1016/j.ejca.2016.05.001).

 

Die Elektrochemotherapie macht sich das Prinzip der Elektroporation zunutze. Dabei erhöht sich durch kurz­zeitiges Anlegen eines elektrischen Feldes vorübergehend die Durchlässigkeit der Zellmembran. Zuvor gegebene Zyto­statika reichern sich somit in Tumorzellen an, wenn diese über spezielle, zum Beispiel nadelförmige, Elektroden kurzen elektrischen Pulsen ausgesetzt werden. Je nach Lokalisation und Größe des Tumors findet das Ganze unter lokaler Betäubung plus Sedierung oder Vollnarkose statt.

 

Gute kosmetische Ergebnisse

Das Verfahren wird bereits bei anderen oberflächlichen Tumorarten erfolgreich angewendet. Als Zytostatika kommen Bleomycin oder Cisplatin zum Einsatz, die bei systemischer Gabe aufgrund der Anreicherung im Tumorgewebe vergleichsweise niedrig dosiert werden können. Alternativ können sie auch direkt in den Tumor gespritzt werden. Vorteile der Elektrochemotherapie sind eine hohe lokale Tumorkontrolle bei mini­maler Schädigung des umliegenden Gewebes und eine geringe Nebenwirkungsrate. Bei Hauttumoren beträgt die Ansprechrate 70 bis 80 Prozent und es werden gute kosmetische Ergebnissen erzielt, schreiben die Autoren.

 

Diese Vorteile zeigten sich nun auch bei den Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, von denen diejenigen mit einem Basalzellkarzinom am besten ansprachen (97 Prozent). Bei Patienten mit anderen Histologien betrug die Ansprechrate 74 Prozent. Kleine, primäre und zuvor unbehandelte Karzinome reagierten am empfindlichsten auf die Therapie. In der großen Mehrheit der Fälle (82 Prozent) war nur eine einzige Behandlung erforderlich, 18 Prozent der Patienten brauchten eine zweite Sitzung. Pro Einheit wurden die Tumor­läsionen acht elektrischen Pulsen von 100 ms Dauer ausgesetzt.

 

Die Behandlung wurde gut vertragen, insbesondere wirkte sie sich positiv auf die Schmerzen vieler Teilnehmer aus. Bei Patienten, die bereits vor der Therapie unter Schmerzen gelitten hatten, zeigte sich zwar keine signifikante Besserung. Der Anteil derjenigen ohne Schmerzen stieg aber von 70 auf 90 Prozent innerhalb von drei Monaten nach der Behandlung. Im selben Zeitraum sank der Anteil der Patienten mit starken Schmerzen signifikant von 19 auf 3 Prozent. Die Lebensqualität, gemessen anhand eines validierten Fragebogens, verbesserte sich signifikant. Nach einem Jahr betrugen das Gesamtüberleben 76 Prozent und das krankheitsfreie Überleben 89 Prozent.

 

Die Elektrochemotherapie ist bei Kopf-Hals-Tumoren kein Verfahren der ersten Wahl, könnte es aber vielleicht werden, wenn weitere Studien die guten Ergebnisse dieser Untersuchung bestätigen. Den meisten Patienten kann momentan am besten mit Operation und Strahlentherapie geholfen werden, betonen die Autoren. Das bedeute jedoch nicht, dass andere Optionen nicht benötigt werden. Der Leidensdruck vieler Betroffener ist sehr groß: Um den Krebs zu beseitigen, sind bei Kopf-Hals-Tumoren häufig Operationen und Bestrahlungen erforderlich, die den Patienten stark entstellen, funktionell einschränken und psychisch sehr belasten. /

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