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Interview

Wirte zu meiden ist die wirksamste Strategie

09.07.2012  15:17 Uhr

Von Michael van den Heuvel / Bei viralen hämorrhagischen Fiebern sind Ärzte oft machtlos. Privatdozent Dr. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin erläutert im Gespräch mit der PZ, was Apotheker ihren Kunden mit auf den Weg geben sollten.

PZ: Herr Dr. Schmidt-Chanasit, gegen welche Viren, die hämorrhagische Fieber hervorrufen können, gibt es Vakzine?

 

Schmidt-Chanasit: Leider momentan nur beim Gelbfieber: Hier wird ein abgeschwächter Lebendimpfstoff verwendet, der nur in zertifizierten Einrichtungen zum Einsatz kommt. Danach klagt jeder fünfte Patient über leichte grippeähnliche Beschwerden – ein Grund mehr, sich nicht kurzfristig vor einer Reise impfen zu lassen. Nach zehn Tagen ist der Schutz aufgebaut, und zwar für zehn Jahre. Danach muss die Impfung unbedingt aufgefrischt werden. Gegen Dengue-Virus-Infektionen wird momentan ein Impfstoff entwickelt (Phase III); mit einer Einführung ist nicht vor 2015 zu rechnen. Ansonsten helfen ausschließlich Maßnahmen, um Mücken oder Zecken fern zu halten.

 

PZ: Wie können sich Reisende gegen Stiche oder Bisse schützen?

Schmidt-Chanasit: Dunkle oder helle Kleidung, die Mittags- oder Abendzeit meiden – vergessen Sie es! Stechinsekten sind Tag und Nacht aktiv. Besser ist, mit Textilien möglichst viel Haut zu bedecken. Bei Outdoor-Ausstattern gibt es Hemden und Hosen, die teilweise schon mit Permethrin imprägniert sind. Das gilt auch für Moskitonetze. Stichwort Repellentien: In der Reisemedizin haben wir mit Diethyltoluamid (DEET) aufgrund des breiten Wirkspektrums die besten Erfahrungen gemacht; dieser sehr alte Wirkstoff wurde ursprünglich von der Armee entwickelt. Die Reisenden sollten neben der Haut auch die Kleidung imprägnieren, denn manche Mücken stechen selbst durch unbehandelte Jeans!

 

PZ: Welche Gefahr geht von Wildtieren aus?

 

Schmidt-Chanasit: Durch Safaris und die zunehmende Zerstörung vieler Lebensräume kommen Tiere immer mehr in die Nähe von Menschen. In einigen Regionen Zentralafrikas werden auch Touren angeboten, die man besser meiden sollte. Besuchen Sie keine Fledermaushöhlen, berühren oder füttern Sie keine Flughunde. Vor Affen ist ebenfalls gebührender Abstand zu halten. Bei Nagetieren kommt Kot als Infektionsquelle hinzu. Ich rate, vor Ort genau auf die hygienischen Verhältnisse zu achten, vor allem als Rucksacktourist.

 

PZ: Nach dem Urlaub klagen Patienten in der Apotheke über Beschwerden. Wo liegen Grenzen der Selbstmedika­tion?

 

Schmidt-Chanasit: Tritt plötzlich Fieber über 38 °C auf, kann eine tropische Krankheit dahinterstecken. Virale Infekte sind selten, häufiger ist Malaria. Dann ist es höchste Zeit für eine ärztliche Untersuchung. Die Patienten sollten auf den zurückliegenden Urlaub hinweisen, damit bei der Diagnosestellung keine Zeit verschwendet wird. Die meisten tropischen Viruserkrankungen haben Inkubationszeiten von maximal drei bis vier Wochen und führen oft zu abdominellen Beschwerden, Hautausschlägen oder Gelenkschmerzen. Allerdings sind die Symptome wenig charakteristisch – im Gegensatz zur hohen Körpertemperatur. Krankheitszeichen, die zwei bis drei Monate nach dem Urlaub auftreten, können ebenfalls eine Tropenkrankheit anzeigen, etwa Würmer oder Parasiten. /

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