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Meningokokken

So früh wie möglich behandeln

Datum 10.07.2007  14:56 Uhr

Meningokokken

<typohead type="3">So früh wie möglich behandeln

Von Gudrun Heyn

 

Trotz eines effektiven Impfstoffs gegen Erreger der Meningokokken-Meningitis sterben immer noch Menschen an der Hirnhautentzündung. Denn Betroffene können innerhalb von Stunden eine oft tödlich verlaufende Sepsis entwickeln. Daher sollten Meningitis-Erkrankte so schnell wie möglich erkannt und behandelt werden.

 

In Deutschland erkranken jedes Jahr bis zu 700 Menschen an einer Meningokokken-Meningitis. Vor allem Säuglinge und Kinder bis zu vier Jahren sind betroffen, da ihr Immunsystem noch nicht völlig ausgereift ist. Aber auch unter Jugendlichen in der Pubertät tritt die Erkrankung häufiger auf als bei Erwachsenen. Bei etwa der Hälfte der Patienten kommt es zu einer eitrigen Meningitis (Meningitis cerebrospinalis epidemica). Hier sind nicht nur Hirn- und Rückenmarkshäute entzündet, sondern es sammeln sich auch große Mengen Eiter vor allem über dem Großhirn an. Die Erkrankten leiden unter Fieber, Kopf- und Rückenschmerzen, Nackensteife, Bewusstseinstrübung und Erbrechen. Als Spätfolgen muss mit Taubheit und Amputationen gerechnet werden. Doch die Meningokokken-Meningitis ist nicht nur deshalb besonders gefürchtet, sondern auch wegen des Risikos einer Sepsis.

 

Innerhalb weniger Stunden kann es durch die Blutvergiftung zu dramatischen Verläufen kommen. Den lebensgefährlichen Schockzustand infolge einer Sepsis bezeichnen Mediziner als Waterhouse-Friderichsen-Syndrom. In Deutschland stirbt mehr als ein Viertel der Sepsis-Patienten, sagte Professor Dr. Gerhard Gaedicke von der Charité auf der 56. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Charakteristisch für die Meningokokken-Sepsis sind plötzliches hohes Fieber, schwere intravasale Gerinnungsstörungen, massive Hautblutungen (Petechien) und schließlich Organversagen. Vor allem der schlagartige Beginn und der rasche Verlauf des Waterhouse-Friderichsen-Syndroms lassen den Ärzten nicht viel Zeit zum Handeln. »Außerdem ist es noch nicht möglich, die Meningokokken-Meningitis frühzeitig zu diagnostizieren und damit schwere Verläufe zu verhindern«, sagte Gaedicke.

 

Gezielte Aufklärungs-Kampagnen

 

In Großbritannien geht man daher inzwischen einen sehr pragmatischen Weg, um Meningitis-Erkrankte rechtzeitig zu erkennen. In großen Kampagnen werden Öffentlichkeit und Fachleute der medizinischen Berufe aufgeklärt. So erhalten beispielsweise Eltern Karten, auf denen die Symptome der Hirnhautentzündung detailliert beschrieben sind. Besonders wichtiger Bestandteil der Kampagne sind Bilder. Auf ihnen sind die typischen blauroten Hautflecken, die durch die Hautblutungen bei etwa 80 Prozent der Sepsis-Patienten entstehen, abgebildet. Werden solche Flecken entdeckt, lässt sich mit einem einfachen Test der Verdacht auf Meningokokken erhärtet. Bei dem sogenannten Glas-Test wird ein einfaches Wasserglas auf die Haut gedrückt. Wenn sich der Blutfleck durch das Glas nicht wegdrücken lässt, muss der Patient so rasch wie möglich in die nächste Klinik. Jeder Zeitverlust kann dabei über Leben und Tod entscheiden.

 

»Etwa die Hälfte aller Todesfälle ereignen sich innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Infektion«, sagte Dr. Catherine Penrose vom Leeds General Infirmary in England. Dabei kann es 13 bis 22 Stunden dauern, bis die klassischen Kennzeichen einer Hirnhautentzündung, einer Verschlechterung des Bewusstseins oder der Meningokokken-Sepsis erscheinen. Es bleiben mitunter nur wenige Stunden, um zu handeln. 72 Prozent der Kinder haben jedoch bereits in den ersten vier bis sechs Stunden frühe Symptome einer Bakteriämie wie hohes Fieber, Schmerzen im Bein und kalte Füße. Eltern sollten daher besonders aufmerksam sein, wenn ihr Kind nicht laufen will.

 

»Immer mehr Eltern berichten, dass sie aufgrund des Wasserglas-Tests ihr erkranktes Kind in die Klinik bringen«, sagte Penrose. Zudem zeigen Studien, dass auch durch die Schulung des medizinischen Personals in Ambulanzen und Kliniken mehr Kinder gerettet werden können. So sank bei Kindern mit Blutflecken die Zeit bis zur Behandlung mit parenteralen Antibiotika von 60 auf 18 Minuten. Außerdem kann die Mortalität reduziert werden, wenn nicht der Assistenzarzt, sondern der erfahrenste Mediziner bei einem Verdacht auf Sepsis bereitsteht. In Großbritannien wird anders als in Deutschland nach einem strengen Behandlungsschema therapiert (www.meningitis.org/assets/x/50150), das Antibiotika- und Dextrosegabe sowie Beatmung umfasst. Von 20 auf 8 Prozent ist die Mortalität dort inzwischen gesunken.

Impfung gegen Meningokokken

Erreger der Meningokokken-Meningitis ist das Bakterium Neisseria meningitidis. Anhand der Polysaccharidkapsel können zwölf verschiedene Serotypen unterschieden werden. In Europa kommen fast ausschließlich die Serotypen B und C vor. Gegen Bakterien der Serogruppe C gibt es seit einigen Jahren einen Konjugat-Impfstoff. Die Ständige Impfkommission empfiehlt ihn für alle Kinder ab dem zwölften Lebensmonat. Ungeimpfte sollten die Immunisierung im Schul- und Jugendlichenalter nachholen, um eine hohe Gesamtimmunität in der Bevölkerung zu erreichen. Dies schützt auch ungeimpfte Säuglinge und Kinder, die etwa aufgrund einer Organtransplantation nicht geimpft werden können. Doch Meningokokken des Kapseltyps C sind in der Bundesrepublik nur für 20 bis 30 Prozent der Infektionen verantwortlich. Gegen den dominierenden Serotyp B (68 Prozent) gibt es bis heute noch keinen effektiven Impfschutz.

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