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Johanniskraut

Phototoxisches Potenzial wird überschätzt

Datum 10.07.2006  10:31 Uhr

Johanniskraut

<typohead type="3">Phototoxisches Potenzial wird überschätzt

von Kerstin A. Gräfe, Eschborn

 

Vor allem in den Sommermonaten wird verstärkt auf die photosensibilisierende Wirkung von Johanniskraut hingewiesen. Zu Unrecht, wie zwei Studien mit den Extrakten STW3 und STW3-VI belegen. Denn die für die antidepressive Therapie übliche Tagesdosis ist viel zu gering, um einen »Hypericismus« hervorzurufen.

 

An den Studien nahmen jeweils 20 gesunde männliche Probanden teil, die zwei Wochen lang entweder einmal täglich 612 mg Extrakt STW3 (Laif® 600) oder 900 mg Extrakt STW3-VI (Laif® 900) erhielten (1). Als Maß für die Lichtempfindlichkeit der Haut wurde vor Behandlungsbeginn und nach Studienende mittels künstlichem Sonnenlicht die minimale Erythem-Dosis (MED) bestimmt. Dabei bezeichnet die MED die kleinste UV-Dosis, die ein gerade noch sichtbares, scharf umschriebenes Erythem hervorruft. Primärer Endpunkt war der Vergleich der MED-Werte 24 Stunden nach Bestrahlung (MED24h) mit den MED-Werten zu Behandlungsbeginn.

 

Bei allen Probanden wurde ein Steady-state der Hypericin- und Pseudohypericin-Plasmakonzentration vor dem 14. Studientag erreicht. Bei keinem Studienteilnehmer konnte nach vierzehn Tagen eine signifikant erhöhte Photosensibilität festgestellt werden. Allerdings gab es in beiden Gruppen Probanden, deren Lichtempfindlichkeit sich unter der Einnahme änderte. Dabei waren sowohl Sensibilisierungen als auch Desensibilisierungen zu beobachten. So erhöhte sich unter STW3 der MED24h-Wert bei acht und unter STW3-VI bei sechs Probanden, die Photosensitivität nahm also ab. Bei einem Studienteilnehmer blieb der Wert konstant. Alle übrigen Teilnehmer wiesen einen leicht reduzierten MED24h-Wert auf. Eine Korrelation zwischen den individuellen Hypericin- beziehungsweise Pseudohypericin-Plasmaspiegeln und potenzieller Photosensitivität bestand in keinem Fall.

 

Die Autoren der Studien kommen zu dem Schluss, dass die hochdosierten Hypericum-Extrakte STW3 und STW3-VI in der üblichen therapierelevanten Dosis zu keiner statistisch signifikanten Erhöhung der dermalen Lichtempfindlichkeit führen. Es gebe keine rationale Begründung für ein Absetzen der beiden Präparate während der Sommermonate.

Hypericismus

Der so genannte Hypericismus wurde ursprünglich bei grasenden Tieren beobachtet. Schafe, Pferde und Ziegen, die große Mengen Johanniskraut gefressen hatten, entwickelten bei starker Sonneneinstrahlung Hautverbrennungen. Allerdings waren davon nur besonders anfällige Tiere betroffen. Verantworlich für den Effekt sind die Inhaltsstoffe Hypericin und Pseudohypericin. Die biochemischen Grundlagen der Sensibilisierung sind nicht bekannt.

 

Beim Menschen ist lediglich bei einer wiederholten Gabe hoher Hypericum-Extrakt-Konzentrationen oder reinen Hypericins, wie sie in der antiviralen Behandlung von HIV-Patienten zum Einsatz kommen, mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit der Haut zu rechnen. Dieser spezifische Indikationsbereich erfordert allerdings Dosierungen von 2000 mg oder mehr pro Tag.

Literatur

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Schulz, H. U., Schürer, M., Bässler, D., Weiser, D., Investigation of the Effect on Photosensitivity following Multiple Oral Dosing of Two Different Hypericum Extracts in Healthy Men. Arznei-Forsch/Drug Res 56 (2006) 212-221.

 

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