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Hepatische Enzephalopathie

Nicht nur Alkohol ist schuld

11.07.2006  12:13 Uhr

Hepatische Enzephalopathie

<typohead type="3">Nicht nur Alkohol ist schuld

von Brigitte M. Gensthaler, München

 

Die hepatische Enzephalopathie (HE), eine funktionelle Störung im Zentralnervensystem, ist eine der häufigsten Komplikationen einer Leberzirrhose. Bis zu 70 Prozent der Zirrhose-Patienten leiden an einer latenten Form. Betroffen sind keineswegs nur alkoholabhängige Menschen.

 

Etwa 2,5 Millionen Menschen in Deutschland sind chronisch leberkrank, davon hat etwa eine Million bereits eine Leberzirrhose. Bei etwa der Hälfte der Patienten ist Alkohol der ursächliche Faktor. Neben diesem begünstigen viele Faktoren die Bildung einer Fettleber, die zu einer nicht-alkoholischen Fettleberhepatitis (Steatohepatitis; NASH) führen kann, berichtete Privatdozent Dr. Josef Menzel vom Klinikum Ingolstadt vor Journalisten in München. »Es ist nie eine Ursache allein.« Über- und Mangelernährung, Adipositas, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie und Gicht, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, chronische Hepatitis-C- oder HIV-Infektion und Morbus Cushing: Die Liste möglicher Ursachen für eine Fettleber ist lang, sagte der Hepatologe bei der von Merz Pharmaceuticals unterstützten Veranstaltung. Auch Medikamente wie Amiodaron, Glucocorticoide, Tetracycline, Methotrexat und Salizylate begünstigen die Fetteinlagerung in dem lebenswichtigen Organ. Dies bereitet den Boden für eine Entzündung, den bindegewebigen Umbau und die Vernarbung der Leber (Fibrose und Zirrhose).

 

Nach zehn Jahren leidet nahezu jeder zweite Patient mit Leberzirrhose an Komplikationen wie Aszites (Wasseransammlungen in der Bauchhöhle), Ikterus, hepatischer Enzephalopathie und gastrointestinalen Blutungen, berichtete Menzel. Das Sterberisiko steigt damit deutlich an.

 

Eine HE ist eine funktionelle neuro-psychiatrische Störung des Zentralnervensystems, die bei entsprechender Behandlung reversibel ist. Grund hierfür sind die verminderten Entgiftungsleistungen der Leber, weshalb neurotoxische Produkte des Eiweißabbaus im Darm, vor allem Ammoniak, nicht mehr eliminiert werden können und ins Gehirn gelangen. Dort führen sie unter anderem zu einer Schwellung von Astrozyten (chronisches Gliaödem), die neuronale Störungen hervorruft.

 

Im Frühstadium fühlt sich der Patient nicht krank. Dennoch solle man hellhörig werden, wenn ein Leberkranker über Störungen der Feinmotorik und des Schlafs, vor allem des Durchschlafens, berichtet, erklärte der Arzt. Mit einfachen Tests wie einem Zahlen-Verbindungs-Test oder Linien-Nachfahr-Test könne man bereits die latente HE, die immerhin 30 bis 70 Prozent der Zirrhotiker betrifft, diagnostizieren.

 

Die HE beeinträchtigt Beruf und Alltag: So waren in einer Studie nur 40 Prozent der Probanden mit nicht-alkoholischer Zirrhose und latenter HE voll fahrtauglich, bei weiteren 40 Prozent war dies fraglich. 20 Prozent konnten gar nicht mehr Auto fahren. Bei alkoholischer Zirrhose sind laut Menzel 80 Prozent er Patienten völlig fahruntauglich.

 

Bei manifester Enzephalopathie reichen die Beschwerden von verminderter Konzentration und Reaktionsfähigkeit, Müdigkeit und ersten Persönlichkeitsveränderungen (Stadium 1) bis hin zu Desorientiertheit, Somnolenz und Wahnvorstellungen. Letztlich kann die Störung auch zum Coma hepaticum (Stadium 4) führen. Je nach Stadium kommen neuromuskuläre Symptome wie Flattertremor (»Flügelschlagen«), Hyper- und Hyporeflexe sowie Krämpfe hinzu.

 

Wichtigste und erste Therapiemaßnahme ist die Beseitigung auslösender Faktoren wie Magen-Darm-Blutungen, Infektionen, Eiweißüberladung, Elektrolytentgleisung und Azidose. Diuretika, Sedativa und Tranquilizer sollten abgesetzt werden. Zur Beseitigung der Hyperammonämie haben sich Proteinrestriktion, Bevorzugung von Proteinen aus Pflanzen, Lactulose-Einläufe, die Gabe von L-Ornithin-L-Aspartat und von verzweigtkettigen Aminosäuren bewährt. Menzel plädierte für eine frühzeitige Therapie der reversiblen Erkrankung, da schnelle Ermüdbarkeit und Schlafstörungen die Lebensqualität schmälern und gefährlich beim Bedienen von Maschinen und Autos sein können. Doch häufig werde die Therapie zu spät eingeleitet und die Compliance der Patienten nicht überprüft.

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