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Chemotherapie

Natriumthiosulfat verhindert Hörschäden

26.06.2018  17:39 Uhr

Von Kerstin A. Gräfe / Das als Antidot eingesetzte Natriumthiosulfat kann bei Kindern irreversible Hörschäden verhindern, die zu etwa 60 Prozent als Nebenwirkung einer platinbasierten Chemotherapie auftreten. In einer Phase-III-Studie konnte die Rate an Kindern mit Hörstörungen fast halbiert werden, ohne dass die Effektivität der Chemotherapie vermindert wurde, schreiben Forscher im Fachmagazin »New England Journal of Medicine« (DOI:10.1056/NEJMoa1801109).

 

Das Team um Dr. Penelope Brock vom Londoner Great Ormond Street Hospital for Children untersuchte die Wirkung von Natriumthiosulfat an 109 Kindern, die aufgrund eines bösartigen Tumors an der Leber eine platinbasierte Chemotherapie erhielten. 

 

Zwar ist bereits seit Längerem bekannt, dass das Salz die Ototoxizität der Platinderivate abschwächen kann. Dennoch wurde es als Schutzmaßnahme nur selten eingesetzt, da Natriumthiosulfat an Cisplatin und Carboplatin bindet und dadurch die zytostatische Wirkung abschwächt. Diesen Umstand wollten die Wissenschaftler umgehen, indem sie Natriumthiosulfat den Kindern zeitversetzt verabreichten.

 

In der SIOPEL-6-Studie erhielten 57 Probanden sechs Stunden nach jeder Chemo­therapie mit Cisplatin eine intravenöse Kurzinfusion mit Natrium­thiosulfat. Als Kontrollgruppe dienten 52 Kinder, die nur eine Chemotherapie mit Cisplatin bekamen. In dieser Gruppe erlitten 29 von 46 Kindern (63 Prozent) einen Hörverlust vom Grad 1 oder höher. In der Gruppe, die zusätzlich zu Cisplatin mit Natriumthiosulfat behandelt wurde, kam es nur bei 18 von 55 Kindern (33 Prozent) zu einem permanenten Hörverlust. Das entspricht ­einem rela­tiven Risiko von 0,52 und ­einer hoch signifikanten Reduzierung.

 

Zudem scheint durch die zeitversetzte Gabe die Wirksamkeit der ­Chemotherapie nicht beeinträchtigt zu werden. Die ereignisfreie Überlebensrate betrug in der Cisplatin-Natriumthiosulfat-Gruppe 82 Prozent gegenüber 79 Prozent in der Cisplatin-Gruppe. Auch hinsichtlich des Gesamtüberlebens nach drei Jahren gab es mit 98 Prozent und 92 Prozent keine wesentlichen Unterschiede.

 

Die Verträglichkeit war in beiden Gruppen vergleichbar. Neben Übelkeit und Erbrechen kam es in der Natriumthiosulfat-Gruppe häufiger zu Neutropenien und Infektionen. Hersteller Fennec Pharma erwartet noch Ende des Jahres die Zulassung. Voraussichtlicher Handelsname wird PedmarkTM sein. /

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