Von Dialog und Substitutionsverbot |
25.06.2014 09:37 Uhr |
Von Ev Tebroke, Berlin / Die ersten sieben Wirkstoffe für die sogenannte Austausch-Verbotsliste stehen nun definitiv fest. Das sagte der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesauschusses (G-BA), Josef Hecken, auf der Hauptversammlung des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) am Dienstag in Berlin. Und Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) kündigte den Start des Pharmadialogs an.
Die Einrichtung eines ressortübergreifenden Dialogs unter Beteiligung von Wissenschaft und Arzneimittelherstellern ist im Koalitionsvertrag festgeschrieben und soll dazu dienen, den Standort Deutschland für Forschung und Produktion zu stärken. »Der Pharmadialog wird in Kürze starten«, so Gröhe.
An Sepsis sterben in Deutschland etwa 60 000 Menschen pro Jahr.
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Die Arbeitsgruppe unter Leitung des Bundesgesundheitsministeriums nehme in den nächsten Tagen die Arbeit auf. Als ein wichtiges Diskussionsthema sieht der Minister die Versorgungssicherheit vor dem Hintergrund einer zunehmenden Globalisierung der Wirkstoffproduktion. Als weiteren wichtigen Punkt nannte er den Kampf gegen die weltweite Ausweitung der Antibiotika-Resistenzen. Hier hofft er auf internationale Zusammenarbeit. Das Ziel sei eine weltweite Verschreibungspflicht von Antibiotika, so Gröhe.
Zusammenarbeit war auch das Stichwort bei der Auswahl der Wirkstoffe für die Austausch-Verbotsliste. Diese Liste legt fest, welche Wirkstoffe in der Apotheke grundsätzlich nicht substituiert werden dürfen. Anfang Mai hatte der G-BA die ersten sieben Wirkstoffe bestimmt. Laut G-BA-Chef Hecken ist das Stellungnahmeverfahren inzwischen abgeschlossen. »Die erste Tranche ist nun einvernehmlich verabredet.« Es bleibe bei der G-BA-Auswahl, diese sei von keiner Seite kritisiert worden, so Hecken.
Nun werde die zweite Tranche verhandelt, darunter seien Wirkstoffe zur Behandlung von Herzinsuffizienz, Immunsuppressiva, Schilddrüsenhormone, Antiepileptika sowie langsam freisetzende Opiate. Streit gibt es laut Hecken lediglich bei einem Schilddrüsenhormon, alle anderen Wirkstoffe seien von Kassen, Ärzten und Patientenvertretern schon abgesegnet. Mit einer Beschlussfassung sei in drei bis vier Monaten zu rechnen, so der G-BA Vorsitzende. Die Kritik, dass Apotheker an der Auswahl der Wirkstoffe nicht beteiligt seien, ließ er nicht gelten. Bereits im Vorfeld habe bei der Erstellung der Liste ein enger Kontakt zu den Apothekern bestanden. Nun habe man deren Stellungnahme angehört. »Da geht kein Wissen verloren«, versicherte Hecken.
Bei den Vorstandswahlen des BPI wurde Martin Zentgraf, Geschäftsführer der Desitin Arzneimittel in Hamburg zum Vorsitzenden gewählt. Bernd Wegener, der 14 Jahre dem Vorstand vorsaß, stand nicht mehr zur Wahl. /