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Onkologie

Studien mehr fördern

29.06.2010  15:23 Uhr

Von Werner Kurzlechner, Berlin / Die Onkologen sehen Bedarf nach einem Ausbau der klinischen Forschung. Studien dürften nicht nur gefordert, sondern müssten auch gefördert werden, sagt die Krebsgesellschaft und kritisiert das geplante Arzneimittelneuordnungsgesetz.

Rauer Wind bläst Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) derzeit entgegen, und das nicht nur wegen seiner gescheiterten Pläne einer Kopfpauschale in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Seit vergangener Woche diskutiert der Bundestag den Referentenentwurf für ein Arzneimittelneuordnungsgesetz (AMNOG), dessen Inhalt ebenfalls seit einiger Zeit für Zündstoff sorgt. Öffentlich gehört wurde bislang vor allem die Kritik vonseiten der Pharmahersteller, die künftig bei der Einführung innovativer Medikamente weniger kassieren sollen als bislang.

Dafür sorgen soll bekanntlich das Instrument einer veränderten Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen. Diese Reform wird auch von anderer Seite kritisch beäugt – darunter von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Diese positionierte sich im Vorfeld der parlamentarischen Debatte zum geplanten Gesetz und trommelte in Berlin hochrangige Experten zu einer Diskussion darüber zusammen, ob die klinische Postzulassungsevidenz gefährdet sei.

 

Der Grundtenor zu Röslers Plänen klang kritisch, wobei aus dem Austausch der Fachleute auch kein Patentrezept hervorging. In Zeiten knapper Kassen ist der Grundkonflikt zwischen medizinischem Nutzen und Wirtschaftlichkeit eben besonders schwer zu lösen, um den es letztlich auch in diesem Zusammenhang geht. »Studien fordern und fördern« lautete das von der DKG gewählte Motto: Die Forderung nach Forschungen über den Zusatznutzen neuer Arzneimittel nach der Zulassung sei an sich nicht zu beanstanden, so die Krebsgesellschaft. Es sei allerdings zu klären, wer dafür finanziell aufkomme und wer über den Nutzen am Ende befinde.

 

Schnellbewertung kaum möglich

 

Laut Referentenentwurf soll der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) binnen eines Jahres nach Zulassung den Zusatznutzen gegenüber Vergleichstherapien erfassen und quantifizieren. In der Onkologie ist eine derartige Schnellbewertung nach Ansicht der DKG kaum möglich, weil sich längere Lebensdauer von Krebspatienten, deren Lebensqualität in der letzten Phase vor dem Tod und auch Heilungserfolge erst nach deutlich längerer Zeit feststellen lassen. Generalsekretär Dr. Johannes Bruns forderte zudem zumindest die Anhörung der Fachgesellschaften im Entscheidungsprozess. Er bezweifle die Fähigkeit der G-BA-Mitglieder, »in die Tiefe der onkologischen Forschung abzutauchen«.

 

Angesichts der strukturellen Löcher in der GKV dürfte dies ein frommer Wunsch bleiben. Auch die Forderung nach medizinischer Expertise in der Nutzenbewertung blieb nicht unwidersprochen. Von mehreren Seiten wurde die Vielzahl unterschiedlicher Fachgesellschaften als Problem ausgemacht.

 

Niedergelassene Ärzte einbeziehen

 

Um dahin zu kommen, muss die Politik offenbar noch eine Vielzahl von Hürden überspringen. »Wer soll die Studien in den Kliniken denn durchführen?«, fragte der Bochumer Onkologe PD Ullrich Graeven angesichts der Überlastung in den Krankenhäusern und forderte eine stärkere Einbeziehung auch der niedergelassenen Ärzte. Professor Wolf-Dieter Ludwig, Onkologe in Berlin und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, erinnerte an die »Atomisierung« der Krebsforschung. Der immer stärker differenzierte Erkenntnisstand über einzelne Tumorarten und ihre jeweils bestmögliche Behandlung erschwere die vergleichende Forschung zusehends.

 

Professor Axel Heyll, Leiter des Kompetenzzentrums Onkologie des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen, sprach sich für ein stärkeres Engagement der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in der onkologischen Grundlagenforschung aus. Flössen mehr Drittmittel, wäre an den Unikliniken ein größeres Budget für klinische Studien frei. »Wir bedauern, dass der Markt so sehr von den Zulassungsstudien der pharmazeutischen Industrie dominiert ist«, so Heyll. / 

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