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WHO-Report

Gesundheit als Armutsrisiko

17.06.2015  10:18 Uhr

Von Annette Mende / Gesundheit ist ein teures Gut – so teuer, dass sie für viele Menschen zum Armutsrisiko wird. Ausgaben für medizinische Versorgung bringen insbesondere in ärmeren Ländern einen erheblichen Anteil der Bevölkerung in so große finanzielle Bedrängnis, dass die Betroffenen unter die Armutsgrenze rutschen.

Wie viel die Menschen in verschiedenen Staaten für ihre Gesundheit bezahlen müssen, haben jetzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Weltbank untersucht. Herausgekommen ist der Bericht »Tracking Universal Health Coverage«. Er ist nach eigenen Angaben der erste, der das Ausmaß der Gesundheitsversorgung sowie die staatlichen und privaten Ausgaben dafür global erfasst.

 

Möglichkeiten der Familienplanung, medizinische Versorgung von Schwangeren, qualifizierte Geburtshilfe, Impfungen von Kindern, antiretrovirale sowie Tuberkulose-Therapie und Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen sahen die Autoren als Bestandteile einer medizinischen Basisversorgung an. Dem Bericht zufolge lebten im Jahr 2013 mindestens 400 Millionen Menschen auf der Erde unter Bedingungen, in denen nicht alle diese Kriterien erfüllt waren.

 

Direkte und indirekte Kosten

 

So erhielten etwa 12,9 Millionen HIV-positive Menschen eine antiretrovirale Therapie (ART), was zwar einen starken Anstieg im Vergleich zu den 1 Million Behandelten darstellte, die noch 2003 zu verzeichnen gewesen waren. Von den geschätzt 35 Millionen HIV-Infizierten weltweit waren damit aber nur 37 Prozent in Behandlung. Das galt auch für afrikanische Länder südlich der Sahara, wo mit 25 Millionen der Großteil der HIV-Infizierten auf der Welt lebt. Besonders schlecht steht es um die Versorgung HIV-infizierter Kinder: Von ihnen erhielten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (low- and middle-income countries, LMIC) nur 23 Prozent und damit nicht einmal jedes Vierte eine ART.

 

Die Kosten der antiretroviralen Arzneimittel sind in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. In LMIC betragen die Jahrestherapiekosten für ein Erstlinien-ART-Regime im Schnitt nur noch 115 US-Dollar (siehe Kasten). In vielen afrikanischen Ländern müssen Patienten für die Medikamente nichts bezahlen. Indirekte Kosten, etwa durch Einkommensausfall und Transport zu medizinischen Versorgungseinrichtungen, entstehen aber dennoch.

 

Auch die direkten Kosten für Gesundheit, etwa für die Inanspruchnahme medizinischer Notversorgung, sind für die Ärmsten der Armen ein großes Problem. In einer Stichprobe von 37 Staaten – darunter zwölf mit niedrigem Einkommen – waren die selbst zu zahlenden Gesundheitskosten bei 6 Prozent der Bevölkerung auslösender oder verschärfender Faktor für extreme Armut. Diese war definiert als tägliches Pro-Kopf-Einkommen unter 1,25 US-Dollar. 17 Prozent der Bevölkerung hatten aufgrund der Aufwendungen für die Gesundheit weniger als 2 US-Dollar pro Tag zur Verfügung und erfüllten damit die Definition für Armut. /

Indien drückt Preise

Von Anna Hohle / Einen erheblichen Anteil am Preisverfall unter anderem von HIV-Medikamenten hat Indien. Das asiatische Land ist weltweit einer von wenigen Staaten, deren Gesetze es erlauben, den Patentschutz eines neuen Medikaments in bestimmten Fällen abzulehnen.

 

Dazu kann es etwa kommen, wenn das neue Präparat nur eine geringfügige Änderung eines bereits bekannten Arzneimittels darstellt. Hintergrund ist ein Passus im internationalen Handelsrecht, der es Staaten erlaubt, Patente zu umgehen, wenn diese die öffent­liche Gesundheit gefährden.

 

Indien nutzt diese Möglichkeit rege und stellt seit Jahren günstige Generika von Medikamenten her, die in anderen Ländern noch Patentschutz genießen. Alle Klagen von Herstellern gegen diese Praxis sind bislang gescheitert. Jetzt gefährdet allerdings das geplante regionale Handelsabkommen RCEP (Regional Comprehensive Economic Partnership) das indische Patentrecht, wie die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) mitteilt. Das Land sei zunehmendem Druck vonseiten der EU, den USA, Japan und der Schweiz ausgesetzt, Gesetze und Richtlinien zur Produktion und zum Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten zu ändern. MSF rief Indien dazu auf, dem Druck stand und an seinem Patentrecht festzuhalten. Die Hilfsorganisation erhält nach eigenen Angaben 80 Prozent ihrer Medikamente etwa gegen HIV, Tuberkulose oder Malaria aus Indien. /

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