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Psychische Auffälligkeiten

Gefährdete Kinder früher fördern

17.06.2015  10:18 Uhr

Von Anna Hohle, Berlin / Wie es um die psychische Gesundheit eines Erstklässlers bestellt ist, hängt in Deutschland immer stärker davon ab, aus welcher sozialen Schicht das Kind stammt. Kinder- und Jugendärzte schlagen deshalb Alarm und drängen auf mehr Förderung. Auch müsse es mehr Pädiater geben.

Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus oder geringem Bildungsstand müssen besser gefördert und betreut werden, damit sie keine psychischen Auffälligkeiten entwickeln. Das hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) vergangene Woche am Rande des Kinder- und Jugendärztetags in Berlin gefordert. 

 

Zwar liege der Anteil der für psychische Krankheiten gefährdeten jungen Menschen zwischen drei und 17 Jahren seit Langem konstant bei etwa 20 Prozent. Jedoch zeigten Untersuchungen, dass der soziale Status ein immer größerer Einflussfaktor für ein solches Risiko ist.

 

Erst kürzlich habe eine Studie der TU Dresden diesen Zusammenhang erneut bestätigt, erklärte Klaus-Michael Keller von der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden. 4000 Kinder waren dafür kurz vor der Einschulung untersucht worden. Dabei hatte sich gezeigt, dass die Kleinen ein bis zu viermal höheres Risiko für eine psychische Erkrankung tragen, wenn die Eltern einen geringen Bildungsstand haben, bei der Geburt des Kindes sehr jung waren, ein Elternteil fehlt oder das Kind als Baby zu früh zur Welt gekommen war, was in sozial schwachen Familien häufiger vorkommt.

 

Vor dem Bildschirm

 

»Nach wie vor wächst hierzulande ein Fünftel der Kinder ohne die Möglichkeit auf, intellektuelle und soziale Kompetenzen ausreichend zu entfalten«, beklagte der BVKJ. »Diese Kinder verbringen ihre wichtigsten Jahre vor dem Bildschirm, sie wachsen auf ohne Bücher, ohne Erwachsene, die sich kümmern, regelmäßig mit ihnen spielen, Geschichten erzählen oder vorlesen. Solche Entwicklungsstörungen belasten die jungen Menschen bis ins Erwachsenenleben.« Psychisch auffällige Kinder blieben später etwa häufig ohne Schulabschluss, warnten die Pädiater.

 

Die gute Nachricht: Risikofaktoren in der Familie ließen sich mit einer frühen Förderung etwa in Kitas gut ausgleichen, sagte Keller: »Je früher Kinder eine Kita besuchen, desto seltener kommen psychische Auffälligkeiten zum Zeitpunkt der Einschulung vor.« Auch eine positive Beziehung zu den Eltern bereits im Säuglingsalter sowie eine konsequente, aber wohlwollende Erziehung senkten das Risiko für psychische Erkrankungen. Leider sei es aufgrund der finanziellen und politischen Situation aber derzeit nicht immer möglich, Risikofälle zu erkennen und die betroffenen Kinder so zu fördern wie es nötig wäre, beklagte BVKJ-Präsident Wolfram Hartmann.

 

Überfüllte Wartezimmer

 

Nur zwischen 11 und 19 Prozent der Kinder mit psychischen Auffälligkeiten hätten Kontakt zu einem Psychologen, Psychiater oder der Jugendhilfe. Auch gebe es viel zu wenige Kinderärzte in Deutschland, die Probleme rechtzeitig erkennen können, sagte Hartmann. Die Wartezimmer seien überfüllt. Mindestens 800 neue Pädiater wären Hartmann zufolge nötig, um die Versorgung sicherzustellen. Das kürzlich im Bundestag verabschiede Versorgungsstärkungsgesetz sehe jedoch nur 1000 neue Facharztstellen für alle Fachrichtungen insgesamt vor.

 

Auch müsse es staatlich geförderte Sozialarbeiter in Kinderarztpraxen geben, um gefährdeten Kindern und ihren Eltern zu helfen, forderte Hartmann. Das derzeit geplante Präventionsgesetz sehe dies jedoch nicht vor und vernachlässige überhaupt die Prävention bei Kindern und Jugendlichen. Die SPD habe 2012 zwar gute Vorschläge in diese Richtung gemacht. Diese fänden sich im aktuellen Gesetzentwurf jedoch nicht wieder, so der BVKJ-Präsident. /

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