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Sehschwäche

Sinnvolle Vorsorge

22.06.2010  10:36 Uhr

Von Gudrun Heyn, Berlin / Sehen müssen Kinder erst lernen. Ist die Sehentwicklung in den ersten Lebensjahren gestört, kann es zu einer Schwachsichtigkeit (Amblyopie) kommen. Eine frühzeitige augenärztliche Untersuchung – noch vor dem dritten Geburtstag – könnte vielen Betroffenen jedoch lebenslange Beeinträchtigungen ersparen.

Bis zu 10 Prozent aller Kinder in Deutschland leiden unter einer Sehschwäche. Meist ist eine Amblyopie die Ursache. Sie wird auch als Schwachsichtigkeit bezeichnet, denn das scharfe Sehen haben die Betroffenen auf einem oder beiden Augen und vor allem mit dem Sehzentrum im Gehirn nicht gelernt. »Wie das Laufen und das Sprechen müssen Kinder in den ersten drei Lebensjahren das Sehen erst lernen«, sagte Professor Dr. Oliver Ehrt von der Ludwig-Maximilians-Universität München auf dem Weltkongress für Augenheilkunde WOC 2010 in Berlin. Danach nimmt die Lernfähigkeit immer weiter ab.

Ist die Sehentwicklung in dieser sensi­tiven Phase gestört, etwa durch Trü­bung der Linse, werden die Sinnes­zellen, die für die Sehschärfe wichtig sind, nicht ausreichend stimuliert. Bei anhaltender Beeinträchtigung kommt es zu Verände­rungen der Hirnrinde, aber auch des Seh­nervs und der Netzhaut. Die Folge ist eine mangelnde Sehschärfe auf einem oder selten auf beiden Augen. Manchen Betroffenen fällt es daher schwer, zu lesen oder Gesichter zu erkennen. Auch beim räumlichen Sehen haben viele Probleme. Dies führt zu einer erhöhten Unfallgefahr sowie Einschrän­kungen bei der Berufswahl.

 

Ein politisches Problem

 

Ursache einer Amblyopie können unter anderem eine Fehlsichtigkeit durch eine Hornhautverkrümmung, ein grauer Star und andere Augenkrankheiten sein. Hauptgrund ist allerdings ein unentdecktes Schielen. Hier unterdrückt das kindliche Gehirn die Sehinformation des betroffenen Auges, um Doppelbilder zu vermeiden. Das Auge wird nicht benutzt und verkümmert. Bei einer Fehlsichtigkeit dagegen kann das Gehirn nichts mit den verschwommenen Bildern anfangen, die vom Auge an das Sehzentrum gesandt werden. Die Therapie umfasst daher das Tragen einer Brille, um die Fehlsichtigkeit zu beheben, und das stundenweise Abkleben des besseren Auges, um das schlechtere zu trainieren.

Wann zum Augenarzt?

Sofort nach der Geburt: bei auffällig großen Augen, roten Augen, Hornhauttrübungen, grauen Pupillen oder erblicher Vorbelastung für grauen oder grünen Star sowie Augentumor

 

6. Lebensmonat: bei Schielen, Augenzittern, fehlender Fixation des Kindes, alle Frühgeborenen und behinderte Kinder sowie Kinder mit erblicher Belastung für Schielen, Amblyopie und starke Fehlsichtigkeit

 

Zwischen 2. und 3. Geburtstag: alle anderen Kinder

Je früher die Diagnose erfolgt, desto besser ist die Prognose. »Während bei Kindern und Jugendlichen damit oft nur das Sehergebnis etwas verbessert werden kann, können Kleinkinder geheilt werden«, sagte Ehrt. Doch bei vielen Kindern wird die Sehschwäche erst in der Schule bemerkt. Für eine wirksame Behandlung ist es dann meist zu spät. Einer der Gründe hierfür ist, dass in Deutschland die frühkindliche Augenuntersuchung im Rahmen der U7a von Kinderärzten und nicht von Augenärzten durchgeführt wird. Fehldiagnosen sind dadurch programmiert, denn eine Amblyopie lässt sich nur durch eine Messung der Fehlsichtigkeit mit Weitstellen der Pupille sicher feststellen.

 

Screening gefordert

 

Gemeinsam fordern daher die Berufsverbände der Kinder- und Augenärzte in Deutschland eine kassenfinanzierte augenärztliche Vorsorgeuntersuchung für alle Kinder (siehe Kasten oben). Dieser Forderung steht jedoch eine Metaanalyse des IQWiG gegenüber, die keinen zusätzlichen Nutzen des Screenings ergab. »Sie hat viele Schwächen«, sagte Ehrt. So seien neuere Studien nicht berücksichtigt worden. Außerdem sei nur die Anzahl, nicht aber die Qualität der Sehverbesserungen in die Untersuchung eingeflossen. »Wir brauchen daher dringend eine deutsche Studie zum augenärztlichen Amblyopiescreening«, sagte Ehrt. Außerdem fordert der Experte alle Eltern auf, Kinder zwischen dem zweiten und dritten Geburtstag bei einem Augenarzt untersuchen zu lassen. Bei einem Schielen oder einer Amblyopie in der Familie sollte die Untersuchung sogar vor dem sechsten Lebensmonat durchgeführt werden. /

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