Tipps zur richtigen Anwendung |
16.06.2009 15:20 Uhr |
<typohead type="3">Kinderarzneimittel: Tipps zur richtigen Anwendung
Wenn das Kind krank ist, bedeutet dies vor allem für junge, noch unerfahrene Eltern Stress, Angst und Sorge. Eine gute Beratung kann helfen, dieser Ausnahmesituation die Schwere zu nehmen, und zu einer korrekten Arzneimittelanwendung beitragen.
Der Apotheker sollte sich der Situation der Eltern, der Unsicherheit und der Überforderung bewusst sein und das Beratungsgespräch entsprechend anpassen, sagte Dr. Constanze Schäfer von der Apothekerkammer Nordrhein. Wenn die betroffenen Kinder oder ihre Geschwister in der Offizin die Aufmerksamkeit der Mutter auf sich ziehen, könnte es hilfreich sein, wenn ein Apothekenmitarbeiter die Kinder ablenkt. Dann kann die Mutter dem Beratungsgespräch ungestört folgen.
Bei der Gabe von Arzneimitteln ist generell zu beachten, dass kleine Kinder eine geringe Geschmackstoleranz haben, sodass bittere Medikamente rasch wieder ausgespuckt werden. Zudem haben sie einen hohen Bewegungsdrang, was eine länger dauernde Anwendung wie Inhalation erschwert. Für Argumente sind vor allem kleine Kinder schwer zugänglich. Ab dem achten Lebensjahr ist der Nutzen der Arzneimittelgabe für Kinder erkennbar, sagte Schäfer. Nur schwer chronisch kranke Kinder könnten den Zusammenhang zwischen Erkrankung und Medikation schon früher verstehen. Entsprechend schwierig kann es zum Teil sein, den Kindern die nötigen Arzneimittel zu verabreichen. »Obwohl Erpressen keine gute Erziehungsmethode ist, kann sie hier eventuell angebracht sein«, sagte die Pharmazeutin. Eltern könnten das Kind belohnen, etwa mit dem Lieblingsgetränk zum Medikament oder damit, dass sie es mit dem Strohhalm aus dem Lieblingsbecher trinken dürfen. Man könnte das Kind aber auch mit einem Kinobesuch oder einem anderen Erlebnis locken. Wenn die Medikamenteneinnahme trotz aller Bemühungen nicht gut gelingt, sei es wichtig, das Kind trotzdem zu loben. »Durch Schimpfen verbaut man sich viel für die Zukunft«, so die Referentin.
Die Beratung zu Kinderarzneimitteln sollte an den Kunden angepasst, also laiengerecht, migrantengerecht und empathisch sein. Oft kann es hilfreich sein, den Beipackzettel auszupacken und wichtige Stellen zu markieren, damit sich die Eltern diese zu Hause in Ruhe noch einmal durchlesen können. Doch Beipackzettel enthalten nicht in allen Fällen alle wichtigen Informationen zur korrekten Anwendung des Medikaments. Bei der Durchsicht von Gebrauchsinformationen zu Suppositorien verschiedener Hersteller entdeckte Schäfer, dass nur wenige von ihnen Hinweise zur Entnahme der Zäpfchen enthielten. Dagegen enthielten alle Beipackzettel den Hinweis, dass Zäpfchen zur Anwendung im Darm gedacht sind, allerdings ohne Richtungsangabe, sagte die Referentin. Sie sollten, anders als allgemein angenommen, mit der stumpfen Seite nach vorn eingeführt werden, weil dadurch das Herauspressen vermieden wird. Dieses ließe sich aber auch dadurch verhindern, dass die Pobacken des Kindes für kurze Zeit zusammengedrückt werden, was auch nicht in allen Gebrauchsinformationen zu finden ist. Weitere Hinweise zur Zäpfchengabe sind, dass man die Suppositorien kurz in der Hand anwärmen kann, um das Einführen zu erleichtern. Dies gilt besonders, wenn sie im Kühlschrank gelagert werden. Etwas ältere Kinder sollten vor der Zäpfchengabe aufgefordert werden, tief einzuatmen. Dies habe zwei Vorteile, erklärte die Referentin. Zum einen entspanne sich beim Einatmen die Muskulatur, zum anderen habe das Kind dadurch den Eindruck, dass es die Arzneimittelanwendung selbst beeinflussen kann, was ein wichtiger psychologischer Effekt ist. Eltern sollten zudem darauf hingewiesen werden, bei Säuglingen nach einiger Zeit zu überprüfen, ob das Zäpfchen nicht herausgepresst wurde. Tritt weniger als 30 Minuten nach der Zäpfchengabe ein Durchfall auf, sollte die Dosis wiederholt werden.
Auch bei der Anwendung vonTrockensäften können einige Schwierigkeiten und Missverständnisse auftreten. Bei der Zubereitung ist zu beachten, dass die meisten Pulver vor dem Auffüllen aufzuschütteln sind. Dieser Hinweis sei nicht in allen Beipackzetteln aufgeführt, weshalb der Apotheker ihn im Beratungsgespräch nennen könne. Zudem müssten die meisten Säfte in zwei Schritten aufgefüllt werden, zwischen denen die Mischung zu schütteln ist. Für das Auffüllen sollte frisches, kaltes Leitungswasser, keinesfalls abgekochtes, heißes Wasser, Milch oder Saft verwendet werden.
Auch das Dosieren ist nicht immer einfach. Den meisten Packungen liegt ein Messlöffel bei, obwohl eine Dosierpipette in der Regel genauer ist und außerdem den Vorteil hat, dass mit ihr der Saft an der Zunge vorbei seitlich in die Backentasche gespritzt werden kann. Dadurch wird der Geschmack des Saftes nicht so stark wahrgenommen. Vor dem Abmessen sollte die Flasche kräftig geschüttelt werden, um den Wirkstoff wieder in Suspension zu bringen. Ein kräftiges Schütteln ist vor allem bei Säften nötig, die im Kühlschrank gelagert werden, da die Kälte die Viskosität erhöht.