Pharmazeutische Zeitung online
GKV-Positionspapier

»Vorschlag ist patientenfeindlich«

13.06.2018  09:55 Uhr

Von Jennifer Evans / Die Apotheker sind empört über ein Positionspapier der Kassen. Darin fordern diese unter anderem, dass die Honorare für Apotheker sinken, das Fremd- und Mehrbesitzverbot fällt und der Rx-Versandhandel erlaubt bleibt. Der Verwaltungsrat des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hatte das Papier am vergangenen Mittwoch einstimmig beschlossen.

Nun ist es offiziell: Der GKV-Spitzenverband hat vergangene Woche das Papier zur »Neuordnung der Apothekenstrukturen und -vergütung« einstimmig abgesegnet. Die 50 Mitglieder des Verwaltungsrats hätten nicht einmal mehr über die Inhalte diskutiert, sondern dem Papier sogleich ohne jegliche Änderungen zugestimmt, so ein Sprecher des GKV-Spitzenverbands auf Anfrage der PZ.

Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), kritisierte den Beschluss scharf. Seiner Ansicht nach stellen die Kassen in ihrem Papier das gesamte flächendeckende Arzneimittelversorgungssystem durch die Apotheken infrage. Die Vorschläge seien nicht nur »patientenfeindlich, sondern auch völlig absurd, denn das System ist hocheffizient«. Die Position der Kassen zeige einmal mehr, dass ihnen trotz blendender Finanzlage jedes Mittel recht sei, um die Ausgaben auf Kosten ihrer Versicherten zu senken.

 

Pick-up-Stellen und Apothekenbusse

 

Der GKV-Spitzenverband ist der Auffassung, dass es in Deutschland zu viele Apotheken gibt. Auch seien deren Versorgungsstrukturen zu unflexibel. Die Kassen plädieren nun dafür, den Festzuschlag von 8,35 Euro für Fertigarzneimittel zu senken und dafür den prozentualen Zuschlag von 3 Prozent zu erhöhen – allerdings gedeckelt. Mit Blick auf die Zytostatika-Versorgung wollen sie wieder Exklusivverträge mit einzelnen Apotheken schließen. Das ist seit Anfang 2017 mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes verboten. Außerdem will der GKV-Spitzenverband künftig Pick-up-Stellen erlauben sowie das Fremd- und Mehrbesitzverbot aufheben. Filialen sollen demnach nicht mehr dieselben Anforderungen wie Haupt­apotheken erfüllen müssen. Mithilfe kürzerer Öffnungszeiten und mit Apothekenbussen wollen die Kassen vor allem in ländlichen Regionen Geld einsparen. Für rentabel halten sie zudem, wenn Apotheken künftig eine pharmazeutische Online-Sprechstunde anbieten. Und Rezepturen sollten in Zukunft – ähnlich wie bei den Zytostatika – nur noch von einigen Offizinen hergestellt werden, die andere Apotheken dann beliefern. Die Präsenzapotheken sieht der Spitzenverband durch seine Vorschläge nicht gefährdet.

 

Als Datengrundlage für die Forderungen zogen die Kassen ein Gutachten zur wirtschaftlichen Lage der Apotheken von 2017 heran, das vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben worden war. Dessen Ergebnis: Durch eine Umstrukturierung der Apothekenlandschaft könnten die Kassen bis zu 1 Milliarde Euro sparen. Viele Leistungen sind laut Gutachten überfinanziert. Zudem stelle der Wettbewerb durch ausländische Versender keine Bedrohung für die Präsenzapotheken dar.

»Lösen Sie diesen Spitzenverband auf«

Auch beim Bayerischen Apothekertag in Augsburg ist der GKV-Spitzenverband vergangene Woche unter Beschuss geraten. Hans-Peter Hubmann (Foto), Vorstandsvorsitzender des bayerischen Landesapothekerverbands, fand deutliche Worte für das Positionspapier: »Lösen Sie diesen Spitzenverband auf«, forderte er. Er hält die Kritik der GKV, Apotheker seien neuen Wegen gegenüber nicht aufgeschlossen für völlig verfehlt. Im Gegenteil: Mit dem Perspektivpapier Apotheke 2030, der Verbesserung der Arzneimittel­therapiesicherheit, der Medikations­analyse und dem -management hätte die Apothekerschaft ihre Offenheit für neue Konzepte bewiesen, so Hubmann. Auch seien die Apotheker bereit, die Arzneimittelpreisverordnung weiter zu entwickeln und zukunfts­sicher zu machen. (dr)

Entsprechend sind die Kassen gegen ein Verbot des Rx-Versandhandels in Deutschland. Im Gegenteil: Sie sehen den Versandhandel als eine »Belebung des Apothekengeschäfts« und wollen in Zukunft sogar Selektivverträge mit Versendern abschließen. Höchstpreise für bestimmte Arzneimittel sollen da­rin genauso festgeschrieben werden wie der Rahmen, in dem sich die etwaige Boni bewegen dürfen.

 

Becker beanstandet: »Die Krankenkassen entwickeln sich immer mehr zu Sparkassen. Sie heimsen immer mehr Beiträge ein, bilden immer höhere Rücklagen und fordern dann auch noch Steuerzuschüsse.« Ihrer Pflicht zur Patientenversorgung kämen sie dabei immer weniger nach. Die ABDA befürchtet, dass unter dem Deckmantel von Liberalisierung, Deregulierung und Flexibilisierung die flächendeckende Arzneimittelversorgung mittel- und langfristig zugunsten einer Medikamentenversorgung light aus Hilfs- und Notmaßnahmen aufgegeben werden soll. Das hat laut Bundesvereinigung auch Folgen für die Patien­ten, wie beispielsweise einen schlechteren Zugang zu Medikamenten sowie höhere Preise bei nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.

 

Für Becker geht auch die Rechnung der Kassen nicht auf: Die Arzneimittelversorgung rund um die Uhr durch 19 800 Apotheken und ihre 157 000 Beschäftigten habe 2017 hierzulande nur noch 2,2 Prozent der GKV-Leistungsausgaben beansprucht. »Das ist ein historischer Tiefstand.« Allein für ihre Verwaltungsausgaben würden die Kassen mehr als doppelt so viel Geld ausgeben, bemängelt der DAV-Vorsitzende. /

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