Pharmazeutische Zeitung online
Regenerative Medizin

Organe aus dem Labor

15.06.2016  09:09 Uhr

Von Annette Mende, Berlin / Es klingt wie Science Fiction, ist aber in vielen Fällen bereits möglich: Gewebe und Organe im Labor herzustellen. Einer der führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet ist Professor Dr. Anthony Atala vom Wake Forest Institute for Regenerative Medicine im US-Staat North Carolina. Er gab beim Hauptstadtkongress in Berlin einen Überblick über seine Forschung.

Das Prinzip der regenerativen Medizin ist Folgendes: Dem Patienten wird eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen, die Zellen werden im Labor vermehrt, gegebenenfalls auf ein absorbierbares Trägermaterial aufgebracht und zuletzt wieder eingepflanzt. Einfache anatomische Strukturen wie Harnröhre, Blutgefäße, Blase oder Vagina konnten die Forscher um Atala so bereits konstruieren und Patienten erfolgreich implantieren. »Auch bei komplizierten Organen wie Herz, Lunge oder Niere können wir die Zellen im Labor vermehren, hier ist die räumliche Struktur das Problem«, sagte Atala. Um dieses zu umgehen, entwickelte seine Arbeitsgruppe einen speziellen 3D-Drucker, den sogenannten integrierten Gewebe-Organ-Drucker (integrated tissue-organ printer, ITOP), den die Wissenschaftler kürzlich im Fachjournal »Nature Biotechno­logy« präsentierten (DOI: 10.1038/nbt.3413). »Momentan können wir Organe und Gewebestücke in der Größe einer Zitrone herstellen«, berichtete Atala. Das Verfahren werde zurzeit verfeinert, um noch größere Gewebestücke produzieren zu können.

Ein weiteres Einsatzgebiet der von Atala entwickelten Techniken ist die Arzneistoffforschung. »Derzeit fallen neun von zehn Arzneistoffen, die bereits die klinische Phase der Erprobung erreicht haben, durch«, so der Wissenschaftler. Das Problem seien Toxizitäten, die von den momentan verfügbaren präklinischen Modellen nicht erkannt würden. Er stellte den in seinem Institut entwickelten sogenannten Body-on-a-chip vor, kleine, aus menschlichen Zellen gezüchtete Organoide, die einen menschlichen Körper im Kleinmaßstab darstellen. Sie reagieren unter Umständen deutlich sensibler auf Toxizitäten von Arzneistoffkandidaten als die derzeit gebräuchlichen Zellkulturen oder auch Versuchstiere. Auch um herauszufinden, welches Medikament bei dem Patienten, dessen Zellen auf dem Chip eingesetzt wurden, am besten wirkt, eigne sich das Verfahren.

 

»Die einzigen Gewebearten, die wir noch nicht im Labor vermehren können, sind Pankreas, Leber und Nerven«, sagte Atala. Hier scheitere man momentan noch an der Komplexität der Organe. »Die Technologien müssen absolut sicher und reproduzierbar sein, bevor wir damit an die Öffentlichkeit gehen. Wir warten deshalb vor einer Publikation immer eine Nachbeobachtungszeit von mindestens fünf Jahren ab.« Er ist sich sicher, dass die regenerative Medizin vielen Patienten, die einen Organ- oder Gewebeersatz benötigen, helfen kann. Herausforderungen auf dem Weg zu einer breiten Anwendung seien einerseits die Entwicklung von Technologien, die die Produktion von Geweben in größerem Maßstab ermöglichen, und andererseits die momentan noch sehr hohen Kosten. /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
THEMEN
Berlin

Mehr von Avoxa