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Krebsprognose und Betablocker

Eine Frage des Studiendesigns

15.06.2016  09:05 Uhr

Von Janick Weberpals / Mehrere Beobachtungsstudien haben kürzlich Hinweise darauf geliefert, dass die Einnahme von Betablockern die Prognose von Krebspatienten verbessern kann.

Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg führen den Überlebensvorteil allerdings nicht auf die Betablocker, sondern auf einen systemischen Fehler im Studiendesign zurück: den sogenannten Unsterblichkeits-Bias (immortal time bias). Die dazugehörigen Berechnungen veröffentlichten sie jetzt im Fachjournal »Cancer Treatment Reviews« (DOI: 10.1016/j.ctrv.2016.04.004).

Beobachtungsstudien wie Fall-Kontroll- oder Kohorten-Studien sind in der Epidemiologie und klinischen Medizin unbestritten von großer Bedeutung. Sie unterliegen allerdings stets der Gefahr eines Bias, das heißt einer systematischen Verzerrung der Ergebnisse. Eine mögliche Fehlerquelle ist der immortal time bias, der gegeben ist, wenn das Studiendesign eine Zeitspanne vorsieht, in der ein klinisches Ereignis oder ein Todesfall nicht auftreten kann. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn wie in einigen der vorliegenden Studien die Betablocker-Patienten als solche erst ab dem Zeitpunkt in der Interventionsgruppe mitgezählt werden, ab dem sie den Betablocker verschrieben bekommen. Das setzt jedoch voraus, dass sie – im Gegensatz zu den Patienten in der Kontrollgruppe, die bereits ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung mitgezählt werden – ein gewisses Zeitfenster von der Diagnose bis zur ersten Verordnung überlebt haben müssen. Diese Diskrepanz führt letztlich in der Berechnung zu einem Vorteil für die Betablocker- Patienten.

 

Um diesem potenziellen Fehler Rechnung zu tragen, untersuchte das Team um Seniorautor Professor Dr. Hermann Brenner 30 Studien, in denen insgesamt rund 88 000 Krebspatienten unter anderem einen Betablocker erhalten hatten. Die Studien wiesen auf den ersten Blick auf einen Überlebensvorteil hin: Krebspa­tienten hatten unter der Einnahme von Betablockern ein signifikant verlängertes Gesamtüberleben (Hazard Ratio 0,88). Das galt aber nur, wenn alle 30 Studien ungeachtet dieses Fehlers in die Berechnung einbezogen wurden. Schlossen die DKFZ-Forscher jedoch elf Studien mit einem potenziellen immortal time bias aus, wendete sich das Blatt und die Betablocker zeigten keinen klinisch relevanten Vorteil mehr (Hazard Ratio 1). Die Forscher erhoffen sich nun validere Daten von randomisierten kontrollierten Studien. /

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