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Gesundheitswirtschaft

Europa als Pharmastandort stärken

10.06.2008  13:21 Uhr

Gesundheitswirtschaft

<typohead type="3">Europa als Pharmastandort stärken

Von Martina Janning

 

Die Gesundheitswirtschaft wird in den kommenden Jahrzehnten weltweit zu einer Boombranche werden. Doch Deutschland und Europa müssen aufpassen, nicht abgehängt zu werden. EU-Kommissar Verheugen erklärte, wie das gelingen kann.

 

Günter Verheugen gab beim Hauptstadtkongress am vergangenen Freitag in Berlin eine eindeutige Prognose ab: Im Sektor Gesundheitswirtschaft sind in den nächsten Jahrzehnten hohe, stabile Wachstumsraten zu erwarten, sagte der Kommissar der Europäischen Union (EU) für Unternehmen und Industrie. Er bezog sich auf die gesamte Palette vom »Wellnessangebot an der Mecklenburgischen Seenplatte« bis zur Entwicklung »absolut neuer, vielleicht sogar revolutionärer Medizinprodukte«.

 

Als Gründe für seine Prognose nannte Verheugen fünf Megatrends: den technischen Fortschritt, die alternden Gesellschaften, neue Risiken durch Krankheiten, Knappheit in den öffentlichen Kassen und eine Zunahme des internationalen Wettbewerbs.

 

Bedarf an Pharmaprodukten wächst

 

Verheugen, der auch Vizepräsident der Europäischen Kommission ist, betonte, dass die Gesundheitswirtschaft weltweit ein wichtiger Wachstumskern sei, »um den herum sich Innovation, zusätzliches Wachstum und Beschäftigung entwickeln werden«. Durch das Anwachsen der Weltbevölkerung auf geschätzte neun Milliarden Menschen im Jahr 2050 werde sich der Bedarf an Gesundheitsdienstleitungen, Pharmaprodukten und Medizintechnik vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern enorm erhöhen. Aber auch in den Industrieländern wird »Gesundheit als Gut bei steigendem Einkommen verstärkt nachgefragt« werden. Einer Studie zufolge klettert in den OECD-Ländern außer den USA der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandprodukt bis zum Jahr 2020 von neun auf 15 Prozent. Detailliertere Erkenntnisse über das Wachstumspotenzial der Gesundheitswirtschaft verspricht eine laufende EU-Analyse, deren Ergebnisse der Industriekommissar für Januar 2009 ankündigte.

 

Die Kehrseite der Medaille: Internationalisierung bedeutet auch einen verschärften Standortwettbewerb. Vor diesem Hintergrund hob Verheugen das Bemühen der EU hervor, Europa als Pharmastandort zu stärken. Längst sei die pharmazeutische Industrie »kein Goldesel mehr, der automatisch Dukaten ausspuckt«. Gesundheitspolitische Restriktionen, wie die regulierten Arzneimittelpreise in Deutschland, führten aber dazu, dass sich das Abwandern von Unternehmen fortsetze. Das Gros neuer Medikamente käme inzwischen aus den USA, nicht mehr aus Europa. »Die forschende Pharmaindustrie geht dahin, wo sich ihre Investitionen am schnellsten und am stärksten in ihre Gewinnerwartungen realisieren lassen«, resümierte der Sozialdemokrat. Er betonte, dass sich neben den klassischen Pharmastandorten wie USA, Deutschland oder Schweiz bereits neue etabliert haben, die Israel, Singapur und Indien heißen. Und auch Russland strebe den Aufbau einer Pharmaindustrie an, berichtete der Kommissar.

 

Für diesen Herbst kündigte Verheugen ein Pharmapaket mit einem Strategiepapier und neuen Gesetzesinitiativen an. Darunter ein Vorstoß für mehr Vertriebssicherheit bei Arzneimitteln. Er soll Fälschungen einzudämmen, denn allein zwischen den Jahren 2005 und 2006 ist die Zahl der gefälschten Medikamente, die Zöllner an den EU-Grenzen beschlagnahmten, um 380 Prozent gestiegen. Verheugen will erreichen, dass der Vertriebsweg leichter zu verfolgen ist.

 

Kommission für Werbeverbot

 

Ein weiterer Schwerpunkt soll der verbesserte Zugang zu Informationen über verschreibungspflichtige Arzneimittel sein. Verheugen legte dar, dass Patienten sich heutzutage im Internet Auskünfte über diese Medikamente besorgten und dabei nicht erkennen können, ob diese seriös sind oder nicht. Hier will die EU Abhilfe schaffen. Die Mehrheit der Mitgliedsländer neige zu einer Regelung, bei der Pharmafirmen nicht von sich aus auf Patienten zugehen und nur autorisierte Informationen veröffentlicht werden dürfen, erklärte Verheugen. Bis spätestens Oktober werde die Kommission einen Vorschlag machen, bei dem das Werbeverbot strikt beachtet wird, sagte er und unterstrich: Es wird keine Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente in Medien geben.

 

Die Sozialsysteme der europäischen Staaten sind zwar nationale Angelegenheiten, wie der Kommissar betonte. Doch ohne eine effektive Gestaltung seien die Probleme der alternden Gesellschaften nicht zu meistern – weder in den einzelnen Ländern noch in der EU insgesamt.

 

Neben einer deutlichen Erhöhung der Beschäftigungsquote sieht Verheugen vor allem mehr Effizienz als Lösungsweg. Der Verwaltungsapparat der Gesundheitssysteme sei zu teuer. Der Einsatz neuer Kommunikationstechnologien könnte dazu beitragen, die Kosten zu senken, sagte Verheugen.

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