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Hormonersatz nicht verteufeln

12.06.2007  14:52 Uhr

Pharmacon Meran 2007

<typohead type="3">Hormonersatz nicht verteufeln

Ob eine Hormonersatztherapie den Frauen mehr hilft oder schadet, hängt entscheidend vom Alter bei Therapiebeginn ab. Bei frühem Beginn, am besten schon in der Peri- und frühen Menopause, überwiegt meist der Nutzen. Eine individuelle Abwägung ist immer nötig.

 

Heute kommen Frauen durchschnittlich mit 51 Jahren in die Menopause. Ein Drittel spürt keine negativen Folgen, ein Drittel ist mäßig belastet und ein Drittel wird von starken Beschwerden gequält. Manche Frauen leiden noch acht bis zehn Jahre nach der Menopause an Wechseljahrsbeschwerden, berichtete Professor Dr. Peyman Hadji von der Uniklinik Marburg. Eindringlich rief der Gynäkologe dazu auf, Frauen sachlich über Nutzen und Risiken der Hormonersatztherapie (hormone replacement therapy, HRT) aufzuklären und keine Brustkrebsangst zu schüren. Hier seien Ärzte und Apotheker gefordert.

 

Bei leichten Wechseljahrsbeschwerden könnten Phytopharmaka helfen. Doch Estrogene haben viele gesicherte Vorteile. Sie sind Mittel der Wahl, wenn eine Frau an starken vegetativen Beschwerden wie Hitzewallungen leidet. Frauen, denen die Gebärmutter nicht entfernt wurde, brauchen immer eine Kombination mit Gestagenen. Estrogene sind zudem gut wirksam bei urogenitalen Beschwerden und können vaginal appliziert werden. Unbestritten ist auch der Nutzen zur Primärprävention der Osteoporose, die der Gynäkologe als klassische Estrogen-Mangelerscheinung bezeichnete.

 

Vor der Veröffentlichung der WHI-Studie (Womens Health Initiative) verordneten die Ärzte die HRT nahezu routinemäßig, um postmenopausale Frauen vor Herzinfarkt und Osteoporose zu schützen, erklärte Hadji. Ferner bieten sie einen gewissen Schutz vor kolorektalen Karzinomen und bei Langzeitgabe vermutlich auch vor Alzheimer-Demenz.

 

Seit der WHI-Studie wird über Vor- und Nachteile der Hormonsubstitution heftig gestritten. Die Studie mit mehr als 16.600 Frauen sollte klären, ob eine HRT für alle gesunden Frauen altersunabhängig sinnvoll ist. Dazu bekamen sie konjugierte equine Estrogene und Progesteron. Zwei Drittel der Frauen waren über 60, ein Drittel adipös (BMI über 30), 40 Prozent rauchten und 36 Prozent hatten Bluthochdruck. Für den Gynäkologen sind dies deutliche Zeichen einer Vorbelastung und die Auswahl des Kollektivs auf Deutschland kaum übertragbar. Die Studie wurde abgebrochen, da im fünften Studienjahr bei den Frauen unter HRT vermehrt Brustkrebs diagnostiziert wurde. Zudem war das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und Schlaganfall gegenüber Placebo erhöht.

 

Die altersbezogene Auswertung zeigte, dass Herzinfarkte vor allem Frauen gefährden, die spät mit der HRT beginnen. Waren die Frauen bei Eintritt in die Studie 70 oder älter, stieg die kardiale Mortalität. Dagegen war die Herzinfarktrate bei den Frauen erniedrigt, die innerhalb von zehn Jahren nach der Menopause damit angefangen hatten. Die Schlaganfallgefahr war jedoch unabhängig vom Therapiebeginn. Obwohl die HRT gesunde Frauen, die vor dem 60. Lebensjahr damit beginnen, sehr wahrscheinlich vor Herzinfarkt schützt, ist dies keine zugelassene Indikation für die Hormongabe, resümierte der Arzt.

 

Hinsichtlich des Brustkrebsrisikos müsse man bedenken, dass Rauchen und Adipositas stärkere Risikofaktoren sind als Hormone. Zudem war das Risiko nicht erhöht bei Frauen, die vor der WHI-Studie noch nie eine HRT bekommen hatten. Die Einnahme der »Pille« stellt kein Risiko dar.

 

Wenig bekannt ist, dass es einen WHI-Studienarm mit fast 11.000 hysterektomierten Frauen gab, die nur equine Estrogene ohne Progesteron (ERT) bekamen. Sie waren im Mittel 63 Jahre alt, 44 Prozent waren adipös. Das Schlaganfallrisiko war in der ERT-Gruppe gegenüber Placebo leicht erhöht, das Herz-Kreislauf-Risiko nicht signifikant verändert. Die Osteoporosegefahr war um 40 Prozent reduziert. Die Rate an entdeckten Mammakarzinomen war um 23 Prozent reduziert. »Estrogene sind keine Karzinogene an der Brust.«

 

Hadji zog ein deutliches Resümee. Bei klimakterischen und urogenitalen Beschwerden sowie zur Osteoporose-Prävention hat die HRT einen gesicherten Nutzen. Ein Schutz vor Herzinfarkt besteht nur bei frühem Therapiebeginn, ist aber ebenso wenig eine Indikation wie die Prävention von Darmkrebs. Eine Thrombose bedroht vor allem prädisponierte Frauen, die zum Beispiel aufgrund genetischer Veranlagung bereits ein hohes Thromboembolie-risiko haben. Das Schlaganfallrisiko ist gering, aber vorhanden und ein erhöhtes Brustkrebsrisiko bei Langzeiteinnahme nicht auszuschließen.

 

Wichtig sei immer eine sorgfältige individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung gemeinsam mit der Frau. Auf jeden Fall sollte man die niedrigst mögliche Dosis geben. Bei klimakterischen Beschwerden genügt oft schon eine sechsmonatige Einnahme. Die Indikation zur HRT muss mindestens jährlich überprüft werden. Wenn angezeigt, werden die Hormone langsam ausgeschlichen und nicht abrupt abgesetzt.

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